Dienstag, 28. Februar 2012

Paige Toon "Einmal rund ums Glück"


Als Daisy den Rennfahrer Will Trust das erste Mal trifft, kriegt sie auf Anhieb Herzrasen. Sie arbeitet im Catering für seinen Rennstall und reist das ganze Jahr mit ihm durch die Welt. Doch Will hat eine Freundin mit der er seit Kindheitstagen zusammen ist, was gar nicht in das Klischee des oberflächlichen Rennfahrers passen will. Ganz anders geht es ihr mit seinem Teamkollegen Luis-  arrogant und überheblich findet sie ihn, wie er sie und ihre Kolleginnen nur als „Zuckerschnecken“ bezeichnet und sich selbst als Geschenk Gottes an die Frauenwelt sieht. Doch auch Daisy ist kein unbeschriebenes Blatt, nicht ohne Grund hält sie ihre eigene Familie und Vergangenheit so krampfhaft geheim.... 
Mit „Einmal rund ums Glück“ ist Paige Toon der perfekte lockere Unterhaltungsroman gelungen. Da sie selbst als Tochter eines Rennfahrers aufgewachsen ist, wirkt ihre Geschichte glaubwürdig und ist nicht so klischeebeladen, wie man vielleicht erwarten würde. Ich habe das Buch komplett an einem Tag durchgelesen, die ideale Entspannungslektüre, wenn man sich vom Alltag ablenken will. Zudem sind die Charaktere alle sehr sympathisch ohne allzu oberflächlich oder platt zu sein. Dieses Buch kann man wirklich uneingeschränkt weiter empfehlen, wenn jemand ein unterhaltsames und stellenweise auch anrührendes Buch sucht. 

Sonntag, 26. Februar 2012

Paul Collins "Der Mord des Jahrhunderts"


1897 in New York: Kinder finden beim Spielen den in Wachstuch eingewickelten Oberkörper einer Leiche. Wenig später tauchen dazu passend die Beine auf. Die erste Vermutung, dass es sich um eine Versuchsobjekt von Medizinstudenten handeln könnte, ist schnell widerlegt und das New Yorker Police Department ermittelt. Wer ist der Tote, dessen Teile gefunden wurden? Und vom wem wurde er ermordet? 
Doch nicht nur die Polizei jagt den oder die Täter, mit dem Fall Guldensuppe beginnt die erste öffentliche mediale Hetzjagd der Geschichte. Die Verleger Hearst und Pulitzer versuchen sich gegenseitig auszustechen, immer größer werden die Schlagzeilen und immer mehr wird in Eigenregie ermittelt. Bald sind die Journalisten der Polizei sogar einen Schritt voraus und für die nächste, größere und bessere Schlagzeile sind sie bereit einiges zu riskieren. Als Verdächtige festgenommen werden, besuchen sie diese im Gefängnis, sind immer an ihrer Seite und veröffentlichen Porträts, mit denen sie die öffentliche Meinung beeinflussen, wie es ihnen gefällt. 
Paul Collins ist ein großartiges, faktenreiches Buch über den ersten Zeitungsprozess der Geschichte gelungen. Dennoch wirkt das Buch nie wie ein trockenes Sachbuch, sondern ist immer packender Krimi zugleich. Man folgt den Journalisten auf ihrer Jagd nach Spuren, verfolgt den Prozess der Angeklagten und ihre Urteile nicht distanziert, sondern ist als Leser nahe dran an den Figuren, die Collins überaus detailliert beschreibt. Der großartige Quellenanhang ermöglicht es einem, noch einmal selbst in die Recherche abzutauchen und nachzuvollziehen, wie es dem Autor gelungen ist, eine so detailgetreue und realitätsnahe Geschichte zu erzählen. Ein großartiges Buch, das einem einen Einblick in die Entwicklung der Medienlandschaft Ende des 19. Jahrhunderts und in das Leben der beiden bedeutendsten Personen in dieser Landschaft gibt: William Randolph Hearst und Joseph Pulitzer. 

Samstag, 18. Februar 2012

Paulo Coelho "Aleph"


„Mit Aleph beginnt ein neues Kapitel in ihrem Leben!“ verspricht der Klappentext von Coelhos neustem Roman. Was am Anfang noch klingt wie Hochstapelei, beginnt sich beim Lese zu bewahrheiten. 
Der Autor begibt sich auf eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn, begleitet von einer junge Geigerin, Hilal, die sich ihm zunächst aufzudrängen scheint. Doch immer deutlicher wird, dass es zwischen den beiden eine unzerstörbare Verbindung gibt.
 „Bitte halte mich einfach nur im Arm.“ Diese Geste ist so alt wie die Menschheit und mehr als nur die Begegnung zweier Körper. Eine Umarmung bedeutet: Du stellst keine Bedrohung für mich dar, ich habe keine Angst, dich in meine Nähe zu lassen, ich fühle entspannt, geborgen, verstanden. Es heißt, dass wir mit jeder liebevollen Umarmung einen Tag Leben geschenkt bekommen.“ (S. 192)
 Gemeinsam geraten sie in das Aleph, ein Paralleluniversum, in dem Zeit und Raum still stehen, zusammenfallen. Der Autor erkennt, dass Hilal eine der Frauen ist, an deren Tod er in einem früheren Leben mit schuldig war. Er versucht verzweifelt, ihre Vergebung zu bekommen, ohne ihrem Drängen nach allzu großer Nähe und körperlicher Liebe nachzugeben. Das Verhältnis der beiden ist geprägt von Zuneigung, Verlangen, Kampf und Ablehnung zugleich. Durch den Autor Coelho erkennt die junge Hilal, dass es viel mehr gibt als das, was sie bisher kannte. Dass das Leben weit darüber hinaus geht und das Momenten im Aleph gibt, die alles verändern.  
Paulo Coelhos neuster Roman ist ein Mysterium, eine faszinierende Geschichte, die von Liebe handelt, ohne eine Liebesgeschichte zu sein. Ohne Kitsch und Pomp erzählt er von der Liebe zu seiner Frau, die keine Beweise braucht, weil sie Gewissheit ist. Von der Liebe zu Hilal, die ein wenig aus Schuld entsteht und aus dem Bedürfnis nach Vergebung ebenso wie aus Bewunderung für diese starke und doch verzweifelte Frau. Coelho nimmt einen mit auf eine Reise, die einen fragend zurücklässt. Nicht unbedingt nach einer Lösung der Geschichte, eher fragend an das eigene Leben. Und die eigene Einstellung zum Leben. Und so gibt Aleph einem vielleicht wirklich ein bisschen die Möglichkeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen- auch wenn man das Buch am Ende zuschlägt. 


Freitag, 17. Februar 2012

Maeve Haran "Mein Mann ist eine Sünde wert"


Georgie führt das typische Leben einer Hausfrau, sie liebt ihren Mann und ihre drei Kinder, auch wenn der Ehe in den letzten Jahren das Prickeln abhanden gekommen ist. Doch das plötzliche Auftauchen einer alten Freundin ihrer Mutter wirbelt so einiges durcheinander. Und als sie dann noch eine romantische SMS von der Geschäftspartnerin ihres Mannes auf dessen Handy liest, hat sie genug. Sie setzt sich in den nächsten Zug nach Paris, um nachzudenken und das Leben eine Woche lang in vollen Zügen zu genießen. Doch kann und will sie ihre Ehe überhaupt noch retten? Und was hat es eigentlich mit dem geheimnisvollen Auftauchen der Freundin ihrer Mutter auf sich? 
Maeve Haran ist mit diesem Roman eine äußerst kurzweilige und unterhaltsame Geschichte gelungen. Georgie ist eine durch und durch sympathische, wenn zeitweilig auch etwas naive Hauptfigur, mit der man leiden und lachen kann. Jahrelang kümmert sie sich um die Familie und hält ihrem Mann den Rücken frei, als Dank dafür scheint er sie nur zu belügen. Für ihren Ausbruch nach Paris hat man als Leserin vollstes Verständnis und welche Stadt könnte sich besser eignen als Paris?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich habe es fast in einem Zug durchgelesen, weil es so unterhaltsam war und ich mir am Ende tatsächlich nicht sicher, wie es ausgeht. Eine positive Überraschung in der Welt der rosaroten Frauenromane. 

Mittwoch, 15. Februar 2012

Buchtipp

Es gibt endlich einen neuen Buchtipp, schaut doch mal rein...

Paige Toon "Lucy in the sky"


Lucy sitzt gerade im Flugzeug nach Australien zur Hochzeit ihrer besten Freundin, als sie vom Handy ihres Freundes eines SMS bekommt:
„Hi Lucy! Habe gerade mit James in deinem Bett geschlafen. Dachte, das interessiert dich vielleicht. 4mal diesen Monat. Hübsche Bettwäsche. Xxx“
Völlig verstört kommt Lucy in Australien an. Ihr Freund streitet am Telefon alles ab, doch kann sie ihm wirklich trauen? Als sie den kleinen Bruder ihres Jugendfreundes Sam wieder trifft, werden ihre Gefühle noch mehr aufgewirbelt: Aus dem kleinen Jungen ist ein äußerst attraktiver Mann geworden, von dem Lucy kaum noch ihre Augen lassen kann. Doch in England sitzt James, mit dem sie seit vier Jahren eine Beziehung hat und der eigentlich ihre Zukunft sein sollte. Wie wird Lucy sich entscheiden?
Die Geschichte von Lucy ist lustig, fröhlich und rasant. Manchmal fragt man sich beim Lesen, wie Lucy so schnell ihre Meinung und Gefühle ändern kann, an anderen Stellen muss man einfach über sie lachen oder auch mit ihr zweifeln, wenn sie sich mal wieder nicht sicher ist, ob ihr Freund ihr treu ist. Leider ist Lucy mit ihrer Art manchmal auch einfach nur anstrengend und naiv, so dass das Buch nicht uneingeschränkt Spaß macht. Diese Stellen habe ich teilweise beim Lesen ein wenig übersprungen. Das Buch lässt sich aber sonst super weglesen und hat größtenteils Spaß gemacht. Das Ende war meiner Meinung nach etwas zu kitschig, aber ich denke, das ist wirklich Geschmackssache!

Samstag, 11. Februar 2012

Jasmin Ramadan "Das Schwein unter den Fischen"


Stine (eigentlich Celestine) wächst in einer seltsamen Familie auf: Ihr Vater Reiner betreibt einen Imbiss, in dem es hauptsächlich Mettbrötchen zu geben scheint. Die Stiefmutter Ramona ist Alkoholikerin und betrügt ihren Mann ununterbrochen und Tante Trixie ist eine depressive Lesbe, deren bester Freund ein schwuler amerikanischer Arzt ist. 
Was wie eine lustige Chaosfamilie beginnt, wird leider schnell anstrengend für den Leser. Welche Geschichte möchte Jasmin Ramadan mit ihrem Roman eigentlich erzählen? Die eines jungen Mädchens das ohne Mutter aufwächst und ihren Platz im Leben sucht? Das gelingt phasenweise ganz gut, beispielsweise wenn Stines Abitur beschrieben wird und wie sie danach mit einem Mitschüler abstürzt. Doch die bunte Familie drängelt sich immer wieder in den Vordergrund und so ganz werden Stines Beweggründe und Gefühle auch nie klar. Sie will auf irgendeine Art von ihrem Vater weg, gleichzeitig jedoch auch nicht. Anscheinend hat sie Talent zu zeichnen, doch wirklich klar wird das auch nicht, sie überlegt Kunst zu studieren, aber eigentlich will sie das auch nicht. Sicher gibt die Autorin damit gut wieder, was in diesem jungen Menschen vorgeht, der sich nicht klar ist, wo er im Leben hingehört und zu welchen Menschen er gehören möchte. Doch die Umsetzung ist für den Leser nicht wirklich fesselnd und manchmal schwer zu lesen.  
Stilistisch wirkte das Buch auf mich fast wie ein Drehbuch, die Beschreibungen vermitteln sofort Bilder und die Geschichte läuft wie ein Film vor einem ab. Das gibt dem Buch trotz seiner stellenweise sehr anstrengenden Art etwas Unterhaltsames, was zum Weiterlesen animiert. Den Film zu dieser Geschichte würde ich gerne sehen, wie Stine sich bewegt, wie sie redet, ihre Mimik, wenn sie mal wieder mit dem Leben konfrontiert wird, das eigentlich gar nicht will. Das Buch konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. 

Mittwoch, 1. Februar 2012

Mila Lippke "Morgen bist du noch da"


"Die Erinnerung ist das Licht, das unsere Vergangenheit erhellt. Ich stellte sie mir als weißes Licht vor. Weiß wie ein noch unbeschriebenes Blatt, Weiß wie glasiertes Porzellan, dessen Glanz wirkt, als schimmerten tausend Farben drin." (S. 253)

Was entscheidet eigentlich, wer wir sind? Unsere Eltern? Unsere Geschichte? Oder die Art, wie wir unser Leben leben? Lioba fängt an, sich mit der Frage nach sich und der eigenen Familie auseinanderzusetzen, als sie selbst ungewollt schwanger wird. Gerade als sie die Suche nach ihrem Vater beginnen will, hat ihre Mutter einen Schlaganfall und kann sich ihr nicht mehr mitteilen. Das Verhältnis von Lio und ihrer Mutter war nicht sorgenfrei oder problemlos, sondern immer belastet von einem Unverständnis, das Mutter und Tochter voneinander trennte, ohne dass Lio so richtig wusste, warum. 
Die Suche nach ihrer eigenen Geschichte macht Lio deutlich, wie wenig sie von ihrer Mutter wusste und zeigt ihr die starken Grenzen, die ihre Mutter ihr gegenüber immer gezogen hat. Erst ganz langsam, wie ein Stickerei die man wieder löst, kann Lioba ihre Familiengeschichte entschlüsseln und sich so auch ihrer eigenen Zukunft wieder stellen. Will sie überhaupt ein Kind, ohne für dieses Kind einen Vater zu haben? Denn ihr Geliebter Dominic scheint sich nicht als Vater zu sehen.

Mila Lippke schafft es auf eine unglaubliche sensible, unaufgeregte Art, Liobas Suche nach ihren Wurzeln zu beschreiben. Ohne übertriebene Dramatik lässt sie allein Lios Sicht auf den Leser wirken und bringt ihn so ganz nah an die Figur heran, die sie geschaffen hat. So verwirrend Lios Emotionen für sie selber sind, so klar macht die Autorin sie für den Leser, der das Gefühl bekommt, die Protagonistin auf einer ganz besonderen Reise ihres Lebens zu begleiten.
Gleichzeitig bietet der Roman die Möglichkeit, auch bei sich selbst anzuknüpfen. Was wissen wir denn eigentlich über unsere Familie, über unsere Mutter, die Frau, die uns ein Leben lang begleitet, ob körperlich oder auch nur in Gedanken? Können wir sie als Mensch begreifen oder nur in ihrer Funktion, die sie uns vermittelt?
Lios Geschichtet verbindet viele Gedanken, die den Leser noch lange begleiten können. „Morgen bist du noch da“ ist kein Buch, bei dem man die letzte Seite umblättert und am Ende ist. Die Geschichte geht auf irgendeine Art im Kopf weiter und ich bin gespannt, was ich noch entdecke, wenn ich das Buch irgendwann wieder aus dem Regal nehme, um es neu zu entdecken.