Samstag, 18. Februar 2012

Paulo Coelho "Aleph"


„Mit Aleph beginnt ein neues Kapitel in ihrem Leben!“ verspricht der Klappentext von Coelhos neustem Roman. Was am Anfang noch klingt wie Hochstapelei, beginnt sich beim Lese zu bewahrheiten. 
Der Autor begibt sich auf eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn, begleitet von einer junge Geigerin, Hilal, die sich ihm zunächst aufzudrängen scheint. Doch immer deutlicher wird, dass es zwischen den beiden eine unzerstörbare Verbindung gibt.
 „Bitte halte mich einfach nur im Arm.“ Diese Geste ist so alt wie die Menschheit und mehr als nur die Begegnung zweier Körper. Eine Umarmung bedeutet: Du stellst keine Bedrohung für mich dar, ich habe keine Angst, dich in meine Nähe zu lassen, ich fühle entspannt, geborgen, verstanden. Es heißt, dass wir mit jeder liebevollen Umarmung einen Tag Leben geschenkt bekommen.“ (S. 192)
 Gemeinsam geraten sie in das Aleph, ein Paralleluniversum, in dem Zeit und Raum still stehen, zusammenfallen. Der Autor erkennt, dass Hilal eine der Frauen ist, an deren Tod er in einem früheren Leben mit schuldig war. Er versucht verzweifelt, ihre Vergebung zu bekommen, ohne ihrem Drängen nach allzu großer Nähe und körperlicher Liebe nachzugeben. Das Verhältnis der beiden ist geprägt von Zuneigung, Verlangen, Kampf und Ablehnung zugleich. Durch den Autor Coelho erkennt die junge Hilal, dass es viel mehr gibt als das, was sie bisher kannte. Dass das Leben weit darüber hinaus geht und das Momenten im Aleph gibt, die alles verändern.  
Paulo Coelhos neuster Roman ist ein Mysterium, eine faszinierende Geschichte, die von Liebe handelt, ohne eine Liebesgeschichte zu sein. Ohne Kitsch und Pomp erzählt er von der Liebe zu seiner Frau, die keine Beweise braucht, weil sie Gewissheit ist. Von der Liebe zu Hilal, die ein wenig aus Schuld entsteht und aus dem Bedürfnis nach Vergebung ebenso wie aus Bewunderung für diese starke und doch verzweifelte Frau. Coelho nimmt einen mit auf eine Reise, die einen fragend zurücklässt. Nicht unbedingt nach einer Lösung der Geschichte, eher fragend an das eigene Leben. Und die eigene Einstellung zum Leben. Und so gibt Aleph einem vielleicht wirklich ein bisschen die Möglichkeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen- auch wenn man das Buch am Ende zuschlägt. 


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