Donnerstag, 7. Februar 2013

Anne Laureen "Der rote Mond von Kaikoura"


Neuseeland Ende des 19. Jahrhunderts: Die Deutsche Lilian Ehrenfels und ihr Großvater Georg sind gerade auf der Insel angekommen und verfolgen außergewöhnliche Pläne. Sie wollen auf einem Hügel mit Hilfe eines wohlhabenden Bürgers und seines Assistenten, einem Maori, eine Sternwarte errichten. Dieses Ansinnen sorgt für Neugier und Abneigung aus dem Ort, der alte Mann aus Deutschland wird schnell als Spinner abgetan. Als Lilian auch noch öffentlich äußert, studieren zu wollen und Astronomin zu werden, bringt sie ihren Verehrer, einen reichen Schafbauern, gegen sich auf. Seiner Meinung nach gehört eine Frau ins Haus und soll sich um die Kinder kümmern. So kämpfen Lilian und ihr Großvater gegen zahlreiche Probleme, die sich ihnen im Kampf für die Wissenschaft stellen.
Anne Laureens Roman hebt sich wie die beiden letzten Bücher von ihr auch schon positiv vom Neuseeland-Sage-Einheits-Kitsch ab, wie er die Buchläden momentan füllt. Im Vordergrund steht nicht die romantische Liebe um eine junge Frau gegen alle Konventionen, sondern der Wunsch, die Wissenschaft voranzutreiben. Zwar wird auch thematisiert, dass dies für Lilian als Frau ungleich schwerer ist als für einen Mann, doch im Mittelpunkt steht nicht das Klischee der armen, chancenlosen  Frau im 19. Jahrhundert. Es geht vielmehr um den Kampf der Wissenschaft allgemein, um das Streben einiger Menschen nach Wissen, dass das Weltbild anderer durcheinander bringt. Mehr als einmal werden die Forscher mit der Meinung konfrontiert „Wenn Gott gewollt hätte, dass wir die Planeten verstehen, hätte er uns dieses Wissen von Anfang an gegeben.“. Doch mit dieser vereinfachten Lebenssicht wollen Lilian, ihr Großvater und auch der Assistent Herani sich nicht zufrieden geben. Letzterer bringt durch seinen Wissensdurst seinen ganzen Stamm gegen sich auf.
Die Geschichte zeigt vor allem, dass die Skepsis gegenüber neuen Erkenntnis und den Wissenschaften ebenso wenig ein westliches Phänomen ist, wie es der Unwissenheit eingeborener Stämme zugeschrieben werden darf. Die Angst vor dem, was wir nicht kennen, schränkt in der Geschichte sowohl die Einwanderer als auch die heimischen Maori ein.
Dass Anne Laureen diese Geschichte vor dem wunderschönen Hintergrund Neuseelands spielen lässt und es natürlich auch eine romantische Liebesgeschichte gibt, tut der Grundidee des Buches keinen Abbruch. Auch wenn viele Grundelemente der Auswandererromane bedient werden (natürlich gibt es die große Liebesgeschichte, den reichen Großgrundbesitzer, den zurückgedrängten Maori-Stamm und die alles entscheidende Katastrophe), ist die Geschichte sehr schön geschrieben und ein wunderbarer Schmöker. Als leichte Lektüre zwischendurch absolut zu empfehlen. 

Hier findet ihr meine Rezension zu Anne Laureens Roman "Sonne über Wahi-Koura".

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