Dienstag, 12. März 2013

J.R. Moehringer "Knapp am Herz vorbei"


William Sutton ist ein kranker alter Mann, als er nach jahrelanger Haft aus dem Gefängnis entlassen wird. Doch als „Willie the Actor“ ist er der bekannteste Bankräuber Amerikas, zahlreiche Banken hat er ausgeraubt, ohne jemals seine Waffe zu benutzen. Zwei Journalisten begleiten William in diesem Buch auf seine Erinnerungsreise, seine Kindheit und Jugend in New York als Nachfahre irischer Einwanderer Anfang des 20. Jahrhunderts, seine ersten Überfälle, Verurteilungen und Ausbrüche aus Hochsicherheitsgefängnissen. Und immer wieder kommen sie zu Bess, der Frau, mit der alles anfing.
Der Roman besticht durch seine Nähe zu der Hauptfigur, die der Autor J.D. Moehringer durch die persönlichen Erinnerungen von William Sutton herstellt. Die Erzählzeit springt zwischen seinen Erinnerungen und der Gegenwart hin und her, in der er mit Schreiber und Knipser durch New York fährt und die Spuren seines Lebens ergründet. Obwohl einem klar ist, dass das, was William tut eigentlich falsch ist, kann man als Leser nicht anders, als mit ihm zu fühlen und im immer wieder Glück zu wünschen, in der Liebe, bei seinen Überfällen und auch, wenn er mal wieder versucht aus einem Gefängnis zu entwischen, aus dem es eigentlich keinen Ausweg gibt. Die ganze Geschichte ist durchzogen von seinen Gefühlen für Bess, die er eigentlich nur kurz kannte und für die er seinen ersten Raub begangen hat. Egal wo er ist, die Erinnerung an Bess hält ihn aufrecht. Dabei ist nicht immer klar, ob er sich wirklich erinnert oder Wunschträume spinnt, wie es hätte sein sollen zwischen ihnen.
 J.R. Moehringer ist eine großartige fiktionale Biographie eines Bankräubers gelungen, den es wirklich gab. Der „wahre“ William Sutton raubte in seinem Leben um die zwei Millionen Dollar. Auch die Gewaltlosigkeit des Räubers entstammt nicht der Fantasie des Autors, in einem Interview gab William Sutton, dass die Waffe, die er trug, nie geladen gewesen wäre. Die Umsetzung der Geschichte in dem Roman „Knapp am Herz vorbei“ ist dem Autor wunderbar gelungen und er erzählt das Leben von William Sutton so nah und mitreißend, dass man ihn nur ungern wieder verlässt. 

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