Dienstag, 31. März 2015

Yoko Ogawa "Schwimmen mit Elefanten"


Ein Junge der nicht wachsen will - das klingt fast nach Pippi Langstrumpf und ihren Krummelus-Pillen. Doch der kleine Junge in diesem Buch hat nichts gegen das erwachsen werden, er will nur nicht groß werden. Seit er weiß, dass die arme Elefantendame Indira einsam auf einem Kaufhausdach sterben musste, weil sie zwar als kleiner Elefant nach oben kam, jedoch zu groß wurde um wieder im Aufzug nach unten zu kommen, hat er Angst, groß zu werden. Er lebt mit seinen Freunden, der Elefantendame Indira und dem kleinen Mädchen Mira, das in einer Spalte eingeklemmt in seinem Kleiderschrank sitzt - alles in seiner Vorstellung. Doch zufällig trifft er eines Tages einen Mann, der in einem umgebauten Bus lebt . Er bringt ihm das Schachspielen bei und verändert so das Leben des Jungen.
Die Geschichte in „Schwimmen mit Elefanten“ ist so stimmungsvoll und still erzählt, dass man beim Lesen Angst bekommt, den Ablauf zu stören, der den Jungen durch sein Leben leitet. Trotz tragischer und dramatischer Ereignisse wird die Erzählung nie hektisch, Yoko Ogawa schafft es, einen von der ersten bis zur letzten Zeile mit den Figuren in Verbindung zu bringen und so fühlt man mit dem Jungen, wenn er unter dem Schachbrett sitzend nach  neuen Zügen sinnt, während man gleichzeitig in Be- und Verwunderung erstarrt. Der Protagonist ist eigenartig und einzigartig zugleich, man möchte ihn beschützen und gleichzeitig ins Leben schubsen, damit er voran kommt. Und obwohl es in der ganzen Geschichte eigentlich nur um das Schachspiel geht, schafft der Autor es, auch Nicht-Kenner des Schachspiels zu verzaubern und mit in diese Welt zu nehmen, die den Jungen so fasziniert, mit einem wahren Ozean an Möglichkeiten, in dem jeder Spielzug zum Abbild des Charakters wird. 
Es ist ein ganz besonderes Buch mit ganz besonderen Figuren, das Yoko Ogawa geschaffen hat und wenn man es am Ende zuklappt, braucht man ein wenig, um die Welt des Jungen zu verlassen und wieder im hier und jetzt anzukommen. Diese Reise in die Welt des kleinen Jungen kann ich jedem nur ans Herz legen, es lohnt sich. 

Mittwoch, 25. März 2015

Gisela Graichen/ Alexander Hesse "Die Bernsteinstraße"


Wer denkt, dass Bernstein ein Phänomen der Ostsee und ihrer Region ist, wird in diesem Buch eines besseren belehrt. Schon in der Bronzezeit wurde mit Bernstein Handel getrieben, es war mystisch aufgeladen, ein Stein der schwimmt und brennen kann. Die Autoren beschreiben zahlreiche Funde, die den Handel bis nach Ägypten und in das antike Griechenland belegen.
Dabei wird auch viel über die Archäologie erklärt, was sie belegen kann und was eben nicht, weil vieles nur Vermutungen sind. Es gibt aus der damaligen Zeit aus den meisten Gebieten keine schriftlichen Überlieferungen und was würde man von uns finden, wenn man jedes schriftliche Produkt beiseite lässt? Unter anderem kreuzförmige Grundrisse von großen Gebäuden mit Kreuzen, an denen ein Mensch genagelt ist. Vermutlich würde man von riesigen Kultstätten ausgehen, an denen brutale Menschenopfer gebracht wurden, um Götter gnädig zu stimmen. Hier zeigt sich, wie viel Spekulation auch in den Berichten der Autoren steckt.
Als störend empfand ich den Aufbau des Buches, der unstrukturiert wirkte und zwischen den Themen hin und her sprang. Statt einer klaren Gliederung mit Fakten zum Bernstein, seiner Geschichte und den Handelswegen wird alles verbunden und wirkt nicht übersichtlich. Erst im allerletzten Kapitel werden die Grundlagen des Bernsteins, seine Zusammensetzung und seine Besonderheiten grundsätzlich geklärt. Dies hätte meiner Meinung nach ganz am Anfang stehen müssen. Auch wären Belege im Text zu bestimmten Stellen schön gewesen, so gibt es nur Angaben zum gesamten Buch, was ich zu allgemein finde.
Zusammenfassend war das Buch nicht schlecht geschrieben und erzählt interessante Details, für alle, die sich für die Bronzezeit und die Archäologie interessieren. In sich war es jedoch nicht schlüssig, was beim Lesen sehr störend war. 

Donnerstag, 19. März 2015

Leipziger Buchmesse am 14. März

Mit einiger Verspätung kommt jetzt endlich mein Bericht von der Leipziger Buchmesse. Auch wenn es sehr voll war, ist meine Leseliste durch den Besuch um einiges länger geworden, die viele Autoren und Verlage konnten mich begeistern 

Viel Zeit habe ich in der Abteilung für Reiseliteratur verbracht, denn die Auswahl in dem Bereich ist inzwischen enorm. Egal ob als Standardtourist, Wanderer, Motorradfahrer, Camper oder Fan von Pauschalreisen - für jeden gibt es den exakt zugeschnittenen Reiseführer. 

Doch hier jetzt die Bücher, die sofort in meiner Tüte gelandet sind:


Arno Geiger hat mich schon im Studium begeistert, da musste sein neuestes Werk natürlich auch mit. Dass das Cover einfach großartig gelungen ist, ist da nur ein Bonus. Ich bin schon sehr gespannt auf die Flusspferd-Story.











Der diesjährige Preisträger ist ein Gedichtband mit dem wunderschönen Titel "Regentonnenvariationen" Was der Autor Jan Wagner unter diesem Titel zusammengefasst hat, werde ich in kürze rausfinden.














"Die Bienen" scheint ein außergewöhnlicher Roman zu sein, es handelt von der Biene Flora, sie hat die Nummer 717 und ist eine Säuberungsbiene. Alles weitere zu dem Roman von Laline Paull folgt, wenn ich ihn gelesen habe.
Die Leseprobe von Greg Woolfs Biographie der Stadt Rom hat mich sofort überzeugt. Das Buch muss ich lesen!




Hier haben Klappentext und das kitschige Cover einfach überzeugt - ein schöner historischer Roman zum eintauchen, Elisabeth Büchles "Himmer über fremdem Land". 

Donnerstag, 12. März 2015

Deon Meyer "Cobra"


Endlich ist Bennie Griessel wieder da! Deon Meyers etwas eigenbrödlerischer Ermittler ist zwar nicht immer ein Sympathieträger bei seinen Vorgesetzten, doch seine Fälle löst er stets so erstklassig wie ungewöhnlich. In diesem Fall wurde ein Geschäftsmann getötet, obwohl er sich inkognito in Südafrika versteckt und Security angeheuert hatte. Zurück bleibt das einzige Indiz, die Kugeln, mit denen das Opfer erschossen wurde, mit eingravierten Schlagen. Geht es hier um einen Drogenring oder Geschäftsgeheimnisse? Als auch die Botschaft Bennie Griessel und seinen Kollegen Steine in den Weg legen will, ahnt er, dass sich auf einen heiklen Fall eingelassen hat. 
Deon Meyer schafft es auch hier wieder, mit seiner Geschichte zu faszinieren und einen als Leser von Anfang bis Ende mitzunehmen. Ich bin schon lange Fan der Südafrika-Krimis und wurde auch hier nicht enttäuscht. Bennie Griessel hat in diesem Band auch wieder mit privaten Problemen zu kämpfen, seine Freundin scheint ihn eindeutig zu überfordern und es stellt sich die Frage, ob es möglich ist, zu verliebt zu sein? Bennie weiß jedenfalls vor lauter Arbeit und privater Sorgen kaum wohin, so dass auch der Alkohol wieder in sein Leben kommt. Probleme gibt es also genug. Der Autor schafft es bei allen Nebenhandlungen jedoch großartig, die Handlung voranzutreiben und bei der zentralen Geschichte zu bleiben, ohne sich in den kleinen Aspekten zu verheddern. Ständig tauchen neue Ereignisse und Zusammenhänge auf, die wieder neue Fragen aufwerfen und als Leser kann man gar nicht anders, als immer mitzurätseln und zu ermitteln. 
Ein großartiges Buch, nur beginnt jetzt leider das Warten auf den nächsten Krimi von Deon Meyer aus Südafrika.

Es geht weiter

Nach einer langen Pause geht es jetzt weiter mit meinem Blog, neuen Rezensionen und Berichten zu allen Themen rund um die Welt der Bücher. Ich starte am Wochenende mit einem Bericht von Leipziger Buchmesse, danach wird es wieder regelmäßig Rezensionen zu Büchern und Hörbüchern geben. 
Ich freue mich wieder auf zahlreiche Kommentare und Anregungen.

Viele Grüße 
Sarah