Montag, 13. März 2017

Graham Moore "Die letzten Tage der Nacht"


Thomas Edison gilt gemeinhin als Erfinder der Glühbirne, so wie Bell als Erfinder des Telefons. Doch zeitgleich arbeiteten viele Wissenschaftler und Erfinder an Innovationen, die sich teilweise kaum unterschieden, die Frage war nur noch, wer das Patent zuerst eingereicht hatte. In diesem Roman geht es um den „Stromkrieg“, der Ende des 19. Jahrhunderts zwischen den Erfindern Westinghouse und Edison stattfand und in dem es um die Patentnutzung für die Glühbirne und die Vor-und Nachteile von Gleich- und Wechselstrom ging. Während Edison das ältere Patent hat, glaubt Edison eine neue Glühbirne gefunden zu haben, die sich von Edisons unterscheidet. Helfen, diesen Prozess zu gewinnen, sollen ihm der junge Anwalt Paul Cravath, der bisher kaum Erfahrung hat, und der exzentrische serbische Wissenschaftler Nikolas Tesla, von dem er sich den Durchbruch bei der Entwicklung einer neuartigen Glühbirne erhofft.
Der Stromkrieg tobt also und Graham Moore nimmt uns als Leser mit in das Herz des Orkans, denn wir sind die ganze Zeit Seite an Seite mit dem jungen Anwalt Paul in den Prozess verwickelt. Zwar hat er wenig Erfahrung, aber Mut und Durchsetzungskraft, die er zu Westinghouses Gunsten einsetzen will. Paul ist sicher kein Heiliger, aber er ist sympathisch und als Leser fiebert man mit ihm mit, auch wenn er die gefühlte moralische Grenze gelegentlich überschreitet. Der Aufbau ist gut gemacht, viele kurze Artikel mit tollen Zitaten darüber, die einen immer wieder in das Zentrum der Geschichte bringen. Am Rande wird auch die Geschichte von Paul und Agnes, einer Sängerin, erzählt, die sich aber nicht zu sehr in den Vordergrund spielt und den Plot meiner Meinung nach sehr gut begleitet. Die Hauptstory ist nicht nur unglaublich spannend geschrieben, sie schafft es auch jede Menge Wissen über physikalische Entwicklungen ganz nebenbei einfach zu vermitteln, woran schon so mancher Physiklehrer in meinem Leben gescheitert ist. Moore zeigt, dass Wissenschaft für jeden zugänglich und verständlich sein kann, was noch einmal ein besonderes Plus an diesem Buch ist.
Moore ist mit „Die letzten Tage der Nacht“ ein außergewöhnliches Buch gelungen, das historischen Roman mit Wissenschaft zusammenbringt und es dann noch wie einen fulminanten Krimi wirken lässt, was wirklich ein einmaliges Geschick ist. Ich kann diesen Roman nur allen ans Herz legen, auch wenn man sich für Physik so gar nicht interessiert, wird einen diese Geschichte mitreißen. 

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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen des Eichborn Verlags. 

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