Mittwoch, 30. August 2017

Elena Ferrante "Die Geschichte der getrennten Wege"

Die Jugend ist vorbei, Elena und Lila sind erwachsen. Während Lila ihren Ehemann verlassen hat und mit ihrem Sohn jetzt bei Enzo lebt und bei Neapel in einer Wurstfabrik arbeitet, hat Elena ihr Buch veröffentlicht, ist erfolgreich und wird bald ihren Verlobten Pietro heiraten. Doch obwohl so viele Kilometer die Frauen trennen, spielt ihre Freundschaft immer eine Rolle. Elena sieht sich ständig mit Lila konfrontiert, was sie denken und wie sie ihr Leben beurteilen könnte. Gleichzeitig verändert sich die Welt um Lila und Elena stark, die Studentenunruhen sorgen weltweit für Aufmerksamkeit und auch in Italien findet ein Umbruch statt. All das beeinflusst Elenas Leben und Arbeiten und zwingt sie weiter zu ständigen Auseinandersetzung nicht nur mit Lila, sondern auch mit ihren ehemaligen Freunden aus dem Rione und wie diese sich politisch entwickelt haben. Die Vergangenheit lässt sich einfach nicht abschütteln.
„Die Geschichte der getrennten Wege“ ist der dritte und vorletzte Band der Reihe von Elena Ferrante um die Neapolitanerin Elena und ihre Freundin Lila, die das Leben der beiden unterschiedlichen Frauen im Wandel der Zeit beschreibt. Schon die ersten beiden Teile konnten absolut überzeugen und auch „Die Geschichte der getrennten Wege“ steht dem in Nichts nach. Ferrante beschreibt meisterhaft die Charaktere ihrer Geschichte, nicht nur Elena und Lila sind detailliert dargestellt, auch die Nebenfiguren, die das Leben der Protagonistinnen so beeinflussen, sind genau und für den Leser sehr nah beschrieben. Mit Elenas Ehemann Pietro hat sie für mich den herausragendsten Charakter des dritten Bandes geschaffen. Besonders spannend wird dies dadurch, dass wir ihn gemeinsam mit Elena kennenlernen und wie sie später feststellen müssen, wie wenig sie von dem jungen Mann am Tag ihrer Hochzeit doch wusste. Und auch Elena muss immer wieder erkennen, dass sie, obwohl sie den Rione längst verlassen hat, oft in alte Denk- und Sprachmuster zurückfällt, die sie an Lila oft so aufregen. Die beiden Frauen scheinen untrennbar verbunden und scheinen ohne Reaktion der anderen nicht auskommen zu können.

Elena Ferrantes „Die Geschichte der getrennten Wege“ ist ein hervorragender Roman über Freundschaft, Herkunft, Heimat und auch über die politischen Umstände der späten sechziger und siebziger Jahre in Europa. Mich hat auch dieser Band wieder begeistern können, die Vorfreude auf den letzten Teil der Reihe von Elena Ferrante bleibt also bestehen. Bis dahin braucht es allerdings noch Geduld, „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ erscheint am 4. Februar 2018 im Suhrkamp Verlag. 

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Hier geht es zur Leseprobe des Suhrkamp Verlags. Weitere Informationen zur Reihe von Elena Ferrante sind hier zu finden. 

Schaut euch doch meine Rezensionen zu "Meine geniale Freundin" und "Die Geschichte eines neuen Namens" an, auch diese beiden Bücher waren großartig. 

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