Mittwoch, 11. April 2018

Arthur Isarin "Blasse Helden"


Nach dem Ende der Sowjetunion begibt sich Anton in das aufstrebende Russland, um dort als Geschäftsmann zu arbeiten. Es gefällt ihm dort, es gibt viel Geld zu verdienen, viele schöne Frauen und das kulturelle Umfeld mit Bolschoi Theater, Ballett, Oper und vielem mehr begeistert ihn. Es ist eine wilde und unruhige Zeit in Russland unter Jelzin. Die Zeit, bevor Putin an die Macht kam, es wenig Regeln gab und sich nach dem Umbruch und dem Untergang der Sowjetunion alles finden musste. Und Anton nimmt alles mit, was sich bietet. Bis sich das gesellschaftliche Klima zu ändern beginnt.
Es ist ein bizarres Leben, dass Arthur Isarin seinen Protagonisten, den „Blassen Helden“ wie er im Titel heißt, leben lässt. Alles scheint möglich und passiert entweder aberwitzig schnell oder über hunderte Umwege in schleichendem Tempo, Korruption und Bestechung finden sich an jeder Ecke. Obwohl einem Anton eigentlich unsympathisch sein müsste, wie er als westlicher Kapitalist nach Russland kommt und mit seinem Chef die Kohlebranche regelrecht an sich reißt, ich konnte nicht anders, irgendwie wurde er im Laufe des Romans sympathisch. Seine Sicht auf das damalige Russland wirkt so ungefiltert, die 90er Jahre durch seine Augen so wild und fast schon romantisch verklärt, dass man sich von ihm mitreißen lässt in seine Welt und „sein Russland“. Die Geschichte entwickelt schnell einen Sog, man kann nicht mehr aufhören, man muss weiterlesen, weiterleben in dieser chaotischen Welt voller Willkür, aber auch voller Chancen und Möglichkeiten.
Es ist wie ein Blick durch ein Schlüsselloch, eine kurze Zeit sieht man einen eingeschränkten Ausschnitt eines größeren Bildes und lässt sich davon faszinieren. Arthur Isarin ist mit „Blasse Helden“ ein spannender Roman gelungen, der einem Russland und die herrschende Mentalität in den 90er Jahren näherbringt. Aber auch etwas das Verständnis für den danach stattfindenden Wandel nährt und die Folgen, die er mit sich brachte. Auf alle Fälle ist es ein großartiger Roman, der einen als Leser anspricht und mitnimmt.  

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