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Mittwoch, 25. Dezember 2013

Jonas Jonasson "Die Analphabetin, die rechnen konnte"


Nombeko arbeitet eigentlich als Latrinenträgerin, als sie als Jugendliche von einem Ingenieur mit dem Auto angefahren wird. Ein Gericht spricht sie schuldig, nicht genug aufgepasst zu haben, wohin dass Auto fuhr und als Strafe muss sie sieben Jahre als Angestellte des Ingenieurs arbeiten. Schnell stellt sich heraus, dass eben dieser für die Entwicklung des südafrikanischen Atomprogramms zuständig ist und Nombeko sehr viel klüger ist, als er vermutet hat. Sie kann mit Zahlen umgehen, wie sonst kaum jemand und so wird sie zur rechten Hand des Ingenieurs, während sie seine Fußböden schrubbt. Dass die von ihr mit entwickelte Atombombe sie den Rest ihres Lebens verfolgen soll - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes - hat sie damals nicht erwartet. 
Mit Nombeko hat Jonas Jonasson eine ebenso einzigartige und bewundernswerte Hauptfigur geschaffen wie in seinen „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Auch wenn die Story an Absurdität manchmal kaum zu überbieten ist und die Personen sich mit komischen bis blödsinnigen Einfällen gegenseitig übertrumpfen, hat man nie das Gefühl einen bemüht witzig konstruierten Roman zu lesen. Die Charaktere an sich liefern so viel Potential für Wendungen und Kapriolen, dass der Roman gar nicht langweilig werden kann. Spätestens wenn zwei schwedische Zwillinge auftauchen, von denen einer nicht existiert und die beide Holger heißen, fragt man sich als Leser, woher der Autor diese wahnsinnigen Ideen nimmt. Dabei setzt er diese um, ohne jemals ins Alberne oder anstrengend Blödsinnige abzurutschen. Nombeko bleibt trotz aller seltsamen Ereignisse eine bewundernswerte, intelligente junge Frau, die sich auf ihre spezielle Art mit dem Leben arrangiert. 
„Die Analphabetin, die rechnen konnte“ ist ein wunderbares Buch, das in seiner Art einzigartig ist. Wer Angst hatte, dass Jonas Jonasson nach „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ nur einen müden Abklatsch seines Debüts liefern würde, kann sich entspannt zurücklehnen und sich an seinen neuen Ideen erfreuen. 

Samstag, 14. Dezember 2013

Rachel Joyce "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry"


Harold Fry lebt ruhig und und zufrieden mit seiner Frau Maureen in Kingsbridge in England als er eines Tages den Brief seiner alten Kollegin Queenie bekommt. Sie liegt im Sterben und möchte sich mit dem Brief von ihm verabschieden. Harold schreibt eine kurze Antwort und will den Brief zum Briefkasten zu bringen, läuft dann jedoch einfach immer weiter. Im Laufe des Tages entscheidet er sich durch ganz England zu Queenie nach Berwick zu pilgern, wo diese in einem Hospiz liegt. Er lässt ihr ausrichten, sie müsse nur durchhalten, er sei auf dem Weg. Eine aufregende Reise beginnt für Harold und seine Frau, die überraschend alleine zurück bleibt.
 Die Reise zwingt Harold sich mit seiner eigenen Vergangenheit und seinem Leben auseinanderzusetzen, allein mit seinen Gedanken und hunderten Kilometern vor sich. Seine Ehe mit Maureen läuft nicht wirklich gut, das Verhältnis zu seinem Sohn David war immer schwierig. Er durchlebt viele Situationen und findet viele Fehler in seinem Verhalten, oft kommt vergangen geglaubte Verzweiflung auf. Aber er findet auch viel Hoffnung und Ermutigung in seinem Projekt und in den Menschen, die er auf seiner Pilgerreise trifft. Nur mit seinen Segelschuhen und ohne Wanderausrüstung wird er sogar zu einer medialen Sensation, was seinem Grundgedanken völlig zuwider läuft. Harold läuft um Queenie zu retten, sie soll überleben weil er diese Reise auf sich nimmt, das betrifft nur ihn und Queenie und vielleicht auch noch Maureen, aber sonst niemanden. Harold bewegt einen als Leser durch seinen Kampfgeist, seine Ehrlichkeit und auch durch seine Liebe zu seiner Frau, die mehr seine Partnerin ist als er selbst gedacht hätte. 
„Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ ist ein witziges, überraschendes und zugleich zutiefst bewegendes Buch über die Hoffnung und das Leben des Protagonisten, der einem sofort ans Herz wächst. Wer jetzt noch ein Weihnachtsgeschenk sucht ist damit ganz sicher gut beraten.