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Mittwoch, 17. Oktober 2012

Volker Kutscher "Der nasse Fisch"


Berlin 1929: Gereon Rath wird zwangsversetzt, von der Kölner Mordkomission zur Berliner Sitte. Dort findet er sich nur schwer ein, sein Ziel ist und bleibt es, zu dem Team der Berliner Mordermittler zu gehören. Als eine unbekannte Leiche aus dem Berliner Landwehrkanal gezogen wird, die sich als Bekannter seines Vormieters entpuppt, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln, um seine Qualitäten als Mordermittler zu beweisen. Doch damit macht er sich nicht nur Freunde, schnell wird klar, dass er in größere Verwicklungen schlittert, als er am Anfang noch dachte. Wird er den Fall des unbekannten Toten etwa doch zu den nassen Fischen- den ungelösten Fällen- stellen müssen?
Volker Kutschers Krimi hebt sich von allem ab, was sich zurzeit an Thrillern und Krimis auf den Bestsellerlisten tummelt. Statt mit hochmoderner Forensik und DNA-Tests zu punkten, lässt der Autor seinen Ermittler in einer Zeit nach Mördern jagen, in der man an so etwas nicht einmal im entferntesten dachte. Im Berlin Ende der zwanziger Jahre kämpfen Kommunisten und rechte Kräfte um Ansehen und Geltung in Berlin, der erste Weltkrieg prägt immer noch die Wahrnehmung der Gegenwart und wer im Krieg gedient hat, hat sich Respekt verdient. 
Gereon Rath ist dabei kein Sympathieträger, dessen persönliche Schicksalsschläge in den Vordergrund gerückt werden. Er wirkt von Anfang etwas arrogant und überheblich. Obwohl er eigentlich das Gute im Sinn hat, nämlich die Gerechtigkeit durchzusetzen und die Kriminalität einzuschränken, lässt er sich selbst immer wieder in eine Art Grauzone der Kriminalität ziehen. Er nimmt Koks, treibt sich in übeln Nachtclubs rum und paktiert mit dem Boss der Berliner Kriminellenszene. 
Auch sein Umgang mit seiner Freundin, der Stenotypistin der Mordermittler, ist mehr als fragwürdig. Zwar schätzt er ihre Selbstständigkeit durch ihren Beruf und ihren Wunsch, selber Polizistin zu werden, doch gleichzeitig vertraut er ihr nicht und nimmt sie als Partner nicht wirklich ernst. All dies passt jedoch gut in das Frauenbild der damaligen Zeit, in der es keineswegs selbstverständlich war, als Frau zu studieren und einem Beruf nachzugehen. Da stellt selbst den sonst so fortschrittlichen Ermittler Gereon Rath vor einige Probleme, wenn er es plötzlich mit einer so selbstbewussten Frau wie Charlotte Ritter zu tun hat. Dies ist nur ein Beispiel für viele, wie gut recherchiert der Roman um Gereon Rath, stellenweise wirkt er so detailliert und genau wie ein Zeitzeugenbericht. Die Beschreibungen ermöglichen es einem, vor dem inneren Auge die Geschichte wie einen Film ablaufen zu lassen und lassen einen gleichzeitig das Buch nicht mehr aus der Hand legen. 
Spannend und gut recherchiert reist man mit Gedeon Rath zurück in die Vergangenheit- ein Krimi der Extraklasse!

Für Interessierte hier ein Hinweis auf die Homepage der Krimireihe um Gereon Rath

www.gereonrath.de

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