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Freitag, 8. November 2013

Sam Savage "Firmin - Ein Rattenleben"


Firmin kommt in Boston in einem Buchladen zur Welt - sein Schicksal ist damit eigentlich schon besiegelt. Die kleine Ratte Firmin ist das schwächste von 13 Kindern der dicken, saufenden Ratte Flo und wird von seinen Geschwistern weggejagt, wenn es Essen gibt. Um nicht zu hungern, fängt er an Bücher zu essen. Er futtert sich durch die Bücher wie ein Bücherwurm. Doch irgendwann beginnt er zu lesen, hier einen Absatz dort eine Seite, dann ganze Bücher. Die Bücher werden alles, was ihm etwas bedeutet und so kämpft er sich durch seine kleine, aber anstrengende Welt- alles aus der Rattenperspektive. Er muss lernen, dass die Menschen es nicht immer gut meinen mit ihm, dass aber nicht alle Menschen schlecht sind. Am Ende findet er sogar einen Freund, der ihn aufnimmt und ihn ein Stück durch sein Leben begleitet.
„Firmin“ wirkt auf den ersten Blick wie ein fröhlicher, witziger Tierroman, ist aber eigentlich eine traurige Geschichte über Einsamkeit, den Wunsch geliebt zu werden und die Suche nach einer Heimat. Firmin fühlt sich immer allein, als kämpfe er gegen die ganze Welt und kleine Hoffnungsschimmer werden meist schnell wieder vernichtet. Weil sein Leben ihm so düster und traurig erscheint, beginnt er, sich ein anderes Leben zu träumen, es immer wieder umzudichten, zu erweitern und zu verschönern. Daher weiß man als Leser auch gar nicht, welche Fassung dieser Dichtung man gerade liest. Ist es das Original, das wirkliche Leben von Firmin? Oder ist es schon erfunden? Welche Personen gab es wirklich in seinem Leben, welche hat er dazu gesponnen, um die düsteren Seite der Geschichte abzumildern? Der Roman ist sehr nachdenklich, doch stellenweise auch witzig, wenn zum Beispiel die Ratte uns Leser direkt anspricht, uns vorwirft, ihm nicht zu glauben, ihn auszulachen, Vorurteile zu haben. Wir sollen ihn so nehmen wie er ist und seine Geschichte so, wie er sie uns erzählt- ob wahr oder nicht, ist egal. Es ist sein Leben wie Firmin es haben will, und damit ist es für ihn so wichtig als wäre es die Wahrheit. 
Sam Savages Debütroman „Firmin“ kann man jedem empfehlen, der ein besonderes Buch sucht, etwas, das in Erinnerung bleibt und einen länger begleitet, weil es immer wieder gelesen wird. Vielleicht findet man zwischen den Zeilen dann irgendwann doch noch Firmins wahre Geschichte. 

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