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Freitag, 24. Januar 2014

Sabine Appel "Heinrich VIII. Der König und sein Gewissen"


Das Leben von Heinrich VIII., König von England im 16. Jahrhundert, war schon die Grundlage für zahlreiche Filme und Serien. Auch Shakespeare nahm sein Leben als Grundlage für ein Stück, das weit über die Grenzen Englands Bekanntheit erreichte. Verglichen mit diesen fiktionalen Produkten ist Sabine Appels Biographie von König Henry zwar relativ nüchtern, dafür umso informativer und detaillierter. Das Buch beginnt mit einem kurzen Überblick über die Geschichte des Hauses Tudor und die Autorin nimmt sich viel Zeit, Heinrich VII., seinen Vater, zu beschreiben, seine Politik, seine Intention und sein Wunsch, die Macht mit allen Mitteln in der Familie zu halten. Dies legt eine wichtige Grundlage für das Verständnis des späteren Handelns von Heinrich VIII. Während sein Vater Geld anhäufte und ihm so das reichste Königreich England aller Zeiten hinterließ, lebte Heinrich VIII. ausschweifend mit großem Hofstaat, ein Fest jagte das nächste, es gab Turniere, Maskenbälle, Bankette - all das, was man von einem spätmittelalterlichen Königshof erwartet. 
Auch Heinrichs Zeitgenossen, die ihn berieten und mit denen er zusammenarbeitete, beschreibt Appel sehr genau, denn ihr Einfluss auf den Regenten war oft entscheidend und mehr als einer versuchte ihn für seine persönlichen Zwecke zu manipulieren. Bekannt geworden ist Heinrich VIII. vor allem anderen, weil er sich von der katholischen Kirche in Rom lossagte, um sich von seiner ersten Frau Katharina von Aragon scheiden lassen zu können. Insgesamt hatte er in seinem Leben sechs Ehefrauen, von denen zwei auf dem Schafott endeten. Die Autorin erklärt, mit welchen persönlichen Konflikten der König sich auseinandersetzen musste und wie groß sein Selbstbetrug und seine Selbsttäuschung gewesen sein müssen, um mit seinem eigenen Leben umgehen zu können. Der Wunsch nach einem männlichen Thronerben wurde bei ihm fast zur Manie, so dass er keine Rücksicht mehr auf die Gefühle seiner Frauen nahm, wenn diese ihm nicht geben konnten, was er wollte. Gerne ließ er sich in solchen Fällen von seinen Beratern manipulieren und davon überzeugen, dass seine Frau Ehebruch und damit Hochverrat begangen habe. Die Schaffung seiner neuen Kirche und die Reformation des gesamten Kirch- und Klosterwesens standen im Mittelpunkt seines Lebens und entzweiten ihn unter anderem mit seiner ersten Tochter die Mary, die ihre gesamtes Leben lang wie ihre Mutter Katharina von Aragon glühende Anhängerin des Katholizismus war. 
Sabine Appels Biographie bietet einen anderen Blickwinkel auf den innerlich zerrissenen und nach außen zerstörerisch wirkenden Herrscher. Man bekommt ein Gefühl für diesen Mann, der es gewohnt war, immer alles zu bekommen und immer alles möglich machen zu können, und wenn er dafür seine eigenen Kirche gründen musste. Wer etwas über den wirklichen Heinrich VIII. jenseits von Hollywood und Shakespeare wissen will, sollte dringend dieses Buch lesen. 

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