"Denke niemals das der Krieg egal wie erforderlich oder wie begründet er ist, kein Verbrechen ist." (Ernest Hemingway)
Jim lebt in den 70er Jahren in seinem alten Haus auf einer Insel in Maine, wo er sich nach dem Tod seiner Frau Helen völlig verkrochen hat. Seit der Amputation eines Unterschenkels musste er auch seine Arbeit als Ornithologe im Museum aufgeben und lebt nur noch für den ersten Gin des Tages. Völlig durcheinander kommt sein Leben jedoch, als mit Cadillac die Tochter eines alten und schon fast vergessenen Freundes aus Kriegszeiten von den Salomonen vorübergehend bei ihm einzieht, um sich auf das Medizinstudium in Yale vorzubereiten. Durch sie wird er ungewollt mit seiner Vergangenheit konfrontiert, die ihn plötzlich wieder einholt.
„Schmale Pfade“ von Alice Greenway ist ein sehr leises und behutsames Buch. In Rückblenden auf verschiedene Zeitebenen erfahren wir von Jims Geschichte, seiner Kindheit mit dem autoritären Großvater, seiner Leidenschaft für die Natur und die Ornithologie, seiner Liebe zu Helen und besonders seiner Zeit im Zweiten Weltkrieg, als er auf den Salomonen gegen die Japaner kämpfte. Durch die Geschichte erklären sich immer mehr Jims Verhalten, seine Verschlossenheit, seine Wut auf die ganze Welt und vor allem auf sich selber und seine Hilflosigkeit. Besonders seinem Sohn Fergus gegenüber ist er abweisend, als wollte er sich dadurch selbst bestrafen und keine Nähe zu anderen Menschen zulassen. Bei Cadillac beginnt er etwas aufzutauen, doch wirklich an sich heran lässt er sie auch nicht, obwohl diese lebenshungrige junge Frau ihm vielleicht wieder ein wenig Hoffnung geben könnte.
Alice Greenway beschreibt die Geschichte Jims mit einer wunderbar leichten und dennoch distanzierten Sprache. Die eingestreuten Beschreibungen der verschiedenen Vögel verdeutlichen, wie wichtig Jim diese Arbeit immer war, machte sie ihn doch auch zu dem, der er heute ist. Der Rückzug in die Natur und seine Arbeit erleichterten ihm das Leben, so konnte er all das ausblenden was ihn belastet. Als die Arbeit wegfällt, bleibt ihm nur noch der Alkohol, der ihn langsam aber sicher zerstört.
Ich habe diesen Roman als einen großartigen Bericht über besonderen Menschen gelesen, der an den Erlebnissen und Entscheidungen seines Lebens langsam zerbrochen ist, der die Fremdbestimmung nicht mehr ertragen kann und auf der Suche nach einem Ausweg ist. Das Zusammentreffen mit Cadillac zwingt ihn auf eine Art, sich der Vergangenheit zu stellen, ermöglicht aber auch gleichzeitig einen Abschluss für ihn. Diese wunderbare und doch auch traurige Geschichte sollte man unbedingt lesen.
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