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Mittwoch, 2. März 2016

Martha Sophie Marcus "Herrin des Nordens"

Ingunn lebt als Tochter des Händlers Sigmund im Jahr 1044 in Haithabu, einem dänischen Handelsstützpunkt. Ihr Leben ist geprägt von den Kämpfen zwischen dem dänischen König Sven und dem norwegischen König Harald, der die Dänen immer wieder angreift und auch Haithabu nicht verschont. Sie ist ein noch ein junges Mädchen und verliebt in den Krieger Torge, der in England kämpft und auf den sie warten will. Doch ihr Leben verläuft anders als erwartet und bringt für Ingunn mehr, als ein Leben als Hausfrau und Mutter. Schon früh muss sie beweisen, dass auch als Frau selbständig sein und sich durchsetzen kann.
Martha Sophie Marcus beschreibt in ihrem Roman „Herrin des Nordens“ eine spannende Zeit des Übergangs in der Geschichte der nordischen Völker. Das Christentum breitet sich immer weiter aus und drängt den Glauben an die alten Götter wie Freya, Odin und Thor zurück. Auch Ingunn muss erfahren, dass die gläubigen Christen ihren Gott als einzig wahren ansehen und kein Verständnis für die rückständigen „Heiden“ haben. Ingunns Mutter wendet sich nach dem frühen Tod ihrer anderen Kinder dem Christentum zu, so dass die junge Ingunn sich ständig mit der Enttäuschung ihrer Mutter über ihren falschen Glauben konfrontiert sieht. Ihr Vater jedoch schätzt sie als Mensch und fördert sie, wo er kann, obwohl sie eine Frau ist. Er bildet sie zur Händlerin aus, lässt sie nützliche Sprachen lernen und fordert von ihr, eine selbständige starke Frau zu werden. Jedoch nicht um die Geschäfte später selbst zu führen, sondern um ihrem Mann zur Seite stehen  zu können, der natürlich das Geschäft übernehmen soll.
Die Konfrontation der Religionen und die starke Rolle der Frauen in der Gesellschaft haben mich an diesem Roman am meisten fasziniert. Die Autorin schafft es, das Leben in der damaligen Zeit sehr detailliert und lebensnah zu beschreiben, so dass einem die Sitten und Gebräuche schnell vertraut sind und man die Personen in ihren Handlungen besser versteht. Die Geschichte beginnt sehr ruhig, nimmt dann aber Fahrt auf und wird immer spannender, so dass ich das Buch gegen Ende gar nicht mehr aus der Hand legen mochte. Der Roman hebt sich von vielen anderen historischen Romanen auch dadurch ab, dass er nicht im späteren Mittelalter spielt, sondern sich mit dem Beginn der Verbreitung des Christentums im Norden und der Zeit der späten Wikinger auseinandersetzt. Zudem spielt Ingunns Liebesgeschichte zu einem Mann zwar eine Rolle, ist aber nicht der einzige Zweck der Erzählung, vielmehr geht es um eine gute Darstellung der damaligen Zeit, was mir sehr gut gefallen hat. Martha Sophie Marcus ist ein sehr guter historischer Roman gelungen, der sich positiv von vielen anderen Geschichten in dem Genre abhebt. 

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