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Dienstag, 30. August 2016

Elena Ferrante "Meine geniale Freundin"

Elena und Lila verbindet eine besondere Freundschaft. Sie leben beide im Stadtteil Rione in Neapel in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Gemeinsam kommen sie in die Schule und beide sind sehr intelligent und setzen sich schnell als klügste Schülerinnen der Klasse durch. Doch während Lila, der das Lernen viel leichter fiel als Elena, nach der Grundschule die Schule beendet und im Schuhgeschäft ihrer Eltern helfen muss, geht Elena auf die weiterführende Schule, lernt Griechisch und Latein und lernt neue Menschen kennen. Dennoch blickt sie immer auf Lila und ihr Leben und schafft es nicht, sich unabhängig von ihr zu betrachten.
„Meine geniale Freundin“ von Elena Ferrante ist der erste von vier Bänden über die besondere Freundschaft von Elena und Lila. Mit der Geschichte der beiden erzählt die Autorin auch viel über das Leben in Süditalien zu der Zeit und nimmt einen so fast mit auf eine Reise. Besonders die Rolle der Gemeinschaft und der Frau in der Familie wird dabei sehr deutlich. Elena darf nur durch den Druck ihrer Lehrerin weiter zur Schule gehen, ihre Eltern verstehen nicht, welchen Sinn es haben soll, dass ein Mädchen so viel lernt. Ihr Weg ist eigentlich vorprogrammiert, sie sollte heiraten und Kinder bekommen. Lila folgt diesem vorgezeichneten Pfad, doch versucht sie gleichzeitig Träume zu haben und zu verwirklichen, z.B. durch den Entwurf von eigenen Schuhmodellen, die ihr Vater verkaufen soll. Sie träumt von einer großen Schuhfabrik, die ihrer Familie gehört. Die Armut ist auf den Straßen des Rione überall präsent und drückt sich auch dadurch aus, dass der örtliche Geldverleiher immer der gefürchtetste und gleichzeitig einflussreichste Mann im Viertel ist. Ihn sollte keiner verärgern, jeder steht in seiner Schuld.
Ferrante beschreibt all dies mit einem großen Abstand zu der Geschichte, Elena berichtet rückblickend als ältere Frau wie es scheint von Ihrer Freundschaft zu Lila. Dennoch nimmt sie einen als Leser mit in das Leben der Mädchen, man fühlt sich ihnen sehr nah und leidet und lacht mit ihnen, wenn sie langsam heranwachsen und sich dem harten Leben im Rione stellen. Die Autorin hat einen ganz besonderen Stil und vermittelt eine Stimmung, die einen beim Lesen gefangen nimmt. Daher kann man sich am Ende auch nur schwer von Elena und Lila trennen, deren Geschichte für uns deutsche Leser erst am 30. Januar 2017 mit dem zweiten Band „Die Geschichte eines neuen Namens“ weitergeht. Mir hat „Meine geniale Freundin“ von Elena Ferrante ausgesprochen gut gefallen.

Zur Information


Elena Ferrante ist nur ein Pseudonym, wer wirklich hinter der vierteiligen Buchreihe steht, ist unbekannt. In den USA und vielen anderen Ländern löste die neapolitanische Freundschaftsgeschichte riesige Begeisterung aus und unter dem Stichwort #ferrantefever wurde viel diskutiert, wer Elena Ferrante wirklich sein könnte. Die deutsche Erstausgabe erscheint im Suhrkamp Verlag, hier geht es zur Leseprobe. 

2 Kommentare:

  1. Huhu!

    Hab schmunzeln müssen, wo ich deine Rezi grad entdeckt habe, denn ich kannte das Buch bis gestern nicht. Da es allerdings beim literarischen Quartett vorgestellt wurde, kann ich jetzt schon damit etwas anfangen. Da es so einen Hype ausgelöst hat (Den ich allerdings nicht mitbekommen habe), wird es wohl auch bald bei uns in der Buchhandlung auf einem der vielen Displaysysteme zu sehen sein, die dort so häufig aufgestellt werden :D. Wobei ich persönlich im Moment noch nicht nachvollziehen kann, warum so ein Wirbel darum gemacht wird, die Geschichte klingt jetzt für mich nicht unbedingt nach etwas Neuem ...

    Liebe Grüße
    Marie

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  2. Das spannende ist glaube ich auch das Phänomen, dass man nicht weiß, wer hinter den Büchern steht. Ansonsten ist die Story sicher nicht neu, aber der Stil der Autorin wirklich sehr schön.

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