Nach dem Tod des
US-Außenministers auf einer Münchener Konferenz wird bei seiner Obduktion eine
seltsame Veränderung am Herzen festgestellt, die auf Bioterrorismus hindeutet.
Gleichzeitig wird in Afrika einer Art superresistenter Mais entdeckt, in Indien
hochgradig weiterentwickelte Ziegen. In den USA versuchen Helen und Greg schon
lange ein Kind zu bekommen. Als sie sich für künstliche Befruchtung
entscheiden, bekommen sie das Angebot, die genetischen Anlagen ihres Kindes zu
verbessern. Irgendjemand scheint weiter zu sein bei der Manipulation von Genen,
als bisher bekannt war, doch wer und wie hängst das alles zusammen? Jessica
Roberts leitet die Task Force, die den Mord am Außenminister aufklären soll und
muss das Puzzle langsam zusammensetzen.
Mit „Helix“ ist
Marc Elsberg ein herausragender und spannender Thriller gelungen, der sich
problemlos mit seinem Bestseller „Blackout“ messen kann. Obwohl das Thema sehr
kompliziert ist, schafft Elsberg es, dem Leser die Problematik der
Genmanipulation und Genforschung auf leichte Art nahezubringen und stellt
gleichzeitig die großen moralischen Fragen. Wenn man so weit ist, solche
bahnbrechenden Dinge entwickeln kann, wer soll dann Zugang dazu haben? Was ist
dann noch Gerechtigkeit und welche Menschen sind dann noch die „wahren“
Menschen, wenn es moderne und optimierte Kinder mit herausragenden Fähigkeiten
und schneller fortschreitender Entwicklung gibt? Was genau definiert denn
eigentlich ein Kind? Ist es nur das Alter in Jahren oder auch sein
Entwicklungsstand? All diese Fragen verpackt Elsberg in eine unfassbar
spannende und mitreißende Story mit Charakteren, die es einem nicht immer
einfach machen. Doch Elsberg lässt kein einfach Urteil zu, er macht es dem
Leser nicht leicht und teilt sein Personal in gut und schlecht ein. Die
Forscher macht er gerade nicht zu Frankenstein- Erschaffern, sondern lässt auch
ihre Perspektive sprechen und ihre Argumente für die geschafften Entwicklungen
ihren Raum haben.
Obwohl die
beschriebenen Entwicklungen für uns gerade noch wie Zukunftsmusik scheinen,
sind die damit verbundenen Fragen hochaktuell und nicht zu unterschätzen. Unser
Menschenbild könnte sich in der Zukunft dramatisch verändern und die Frage
bleibt, was wir als Grundlagen empfinden, auf denen unser Zusammenleben
basieren sollte. Schon heute haben wenige Produzenten die Kontrolle über einen
Großteil der Nahrungsmittelproduktion, wie die vergangene Übernahmedebatte von Monsanto durch Bayer gezeigt hat. Schafft die Weiterentwicklung von
Nahrungsmitteln mit Genmanipulation nun mehr Gerechtigkeit durch mehr Nahrung
oder mehr Ungerechtigkeit, indem nicht jeder Zugang zu weiterentwickeltem und
produktiverem Saatgut hat? All diese Fragen reißen das Problem zumindest an,
wenn sie es auch nicht allumfassend beschreiben können.
Marc Elsberg
schafft es, all diese Probleme realistisch zu beschreiben, ohne eine trockene
Abhandlung vorzulegen. Er hebt die Debatte auf eine fiktionale Ebene, die es
dem Leser leicht macht, die Problematik zu verstehen, ohne ihm vorgefertigte
moralische Lösungen zu präsentieren. Für mich war „Helix“ ein absolut
außergewöhnlicher Thriller, den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Hier geht es zur Leseprobe im Blanvalet Verlag.
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