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Freitag, 3. Februar 2017

Howard Jacobson "Shylock"

Shylock und Strulovitch lernen sich zufällig kennen, auf einem jüdischen Friedhof kommen sie ins Gespräch und der Kunstsammler Strulovitch lädt Shylock in sein Haus ein. Dessen Tochter ist verschwunden, während Strulovitchs Teenager-Tochter Beatrice grundsätzlich zwar noch zu Hause wohnt, aber eindeutig ihre Grenzen testet. Neuester Coup ist die Freundschaft zu It-Girl Plurabelle und die Beziehung zu seinem Fußballprofi, der zu allem Überfluss auch noch kein Jude ist. Für Strulovitch gibt es nur eine Möglichkeit, die Beziehung zu legitimieren: Der Fußballprofi soll sich nachträglich beschneiden lassen. Das erscheint dem jedoch etwas zu gewagt und die Geschichte nimmt Fahrt auf.
Howard Jacobsons Roman „Shylock“ ist im Rahmen des Hogarth Shakespeare-Projekts bei Knaus erschienen und ist eine Neubehandlung von Shakespeares Stoff aus „Der Kaufmann von Vendig“. Schwerpunkt des Romans sind die Gespräche zwischen Shylock und Strulovitch, in denen es hauptsächlich um ihre jüdische Identität geht, inwieweit sie sie beeinflusst und wo die Grenzen sind, die sie nicht überschreiten würden. Strulovitch wurde selber von seinem Vater enterbt, als er eine Christin heiratete, trotzdem stellt er jetzt fest, dass er als Vater ebenso handelt und sich nicht vorstellen kann, dass Beatrice keinen Juden heiratet. Die Gespräche zwischen Shylock und Strulovitch sind höchst amüsant zu lesen, sie haben sich scheinbar völlig in eine Blase zurückgezogen, aus der sie Entscheidungen treffen, die am Leben vorbeizugehen scheinen. So hat Beatrice dann auch entsprechend wenig Verständnis für die Vorstellungen ihres Vaters. Die Geschichte mit der nachträglichen Beschneidung führt Jacobson am Ende derart ad absurdum, dass man beim Lesen nur noch lachend den Kopf schütteln kann.

Der Roman „Shylock“ von Howard Jacobson ist ein witziger Parforceritt durch das jüdische Selbstverständnis der Hauptfiguren und sehr unterhaltsam zu lesen, daher kann ich den Roman nicht nur Shakespeare-Fans guten Gewissens weiterempfehlen. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Knaus Verlag, der Leseprobe und zum Hogarth Shakespeare-Projekt. 

Ebenfalls im Rahmen des Projekts erschienen ist Anne Tylers Roman "Die störrische Braut". 

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