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Freitag, 27. Oktober 2017

Martin Walker "Eskapaden"

Bei der Feier einer berühmten Familie auf einem Weingut gibt es einen Todesfall. Zunächst scheint es, als wäre der Mann betrunken eingeschlafen und erstickt, er ist als Alkoholiker bekannt. Doch Bruno zweifelt an der einfachen Lösung und beginnt ein bisschen herumzufragen. Dabei sticht er in ein wahres Wespennest aus Familiengeheimnissen und politischen Intrigen. Plötzlich scheint jeder ein Interesse am Tod des Mannes zu haben und eine natürliche Todesursache wird immer unwahrscheinlicher.
Erst einmal vorweg: Ich mag Bruno, ich mag die langsamen Entwicklungen der Krimis und das Verträumte des Périgord. Ich denke, es ist ein wenig Geschmackssache, ob einem der Stil von Martin Walker zusagt oder nicht. Schwerpunkt der Geschichte ist nicht nur eine hochspannende Mordermittlung, sondern eben auch eine wunderbare Beschreibung von Land und Leuten, mit denen der Autor seine Krimis unterfüttert. Ein Krimi, der auch zum Träumen einlädt – wann findet man das schon einmal? Dabei finde ich den Fall dennoch sehr spannend, besonders durch die unglaublich vielschichtigen Charaktere, die Bruno zur Verzweiflung treiben mit ihrem falschen Spiel. Das ganze läuft auf einen Höhepunkt, der mehr als passend für Bruno und das Périgord ist.

Mir hat „Eskapaden“ von Martin Walker wieder ausgesprochen gut gefallen, ich würde mich jederzeit gerne von Bruno bekochen lassen oder ihn bei einer Ermittlung begleiten. Denn das eine gibt es ohne das andere bei ihm nicht. Man muss sich auf die Mischung einlassen, um von diesem Krimi begeistert zu werden. 

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Donnerstag, 26. Oktober 2017

Candice Fox "Crimson Lake"

Nur ein paar Minuten haben das Leben von Ted völlig verändert. Nachdem er kurz auf einem Parkstreifen gehalten hatte, wird wenig später ein Mädchen in der Nähe gefunden, verschleppt und vergewaltigt. Ted wird festgenommen, seine Welt zerbricht. Doch der Prozess wird eingestellt und er nicht verurteilt und so will Ted nur noch eines: weg! Er versteckt sich in Crimson Lake, ein kleiner Ort weit weg von Sidney und den Journalisten. Dort lernt er Amanda kennen, eine Privatdetektivin, die ein wenig Hilfe gut gebrauchen kann. Und ebenfalls ein dunkles Geheimnis hat.
„Crimson Lake“ von Candice Fox ist ein großartiger Thriller, ausgehend von einer sehr spannenden Idee. Ted als Ermittler ist nicht irgendjemand, sondern ein Mann mit Vorgeschichte. Ständig erkennen ihn Menschen auf der Straße, er wird gejagt und verfolgt und obwohl er nie schuldig gesprochen wurde, hält niemand ihn für unschuldig. Seine Frau hat ihn verlassen und seine Tochter darf er nicht mehr sehen. Diese Ausgangslage macht den Thriller nicht nur hochspannend, sondern auch emotional. Denn Candice Fox zeigt auf anschauliche Weise, wie kurze Eindrücke das Leben eines Menschen zerstören können und wie Vorverurteilungen Ted das Leben schwer machen.
Doch auch der Fall in dem er mit Amanda ermittelt ist spannend konstruiert, mit viele Fallstricken und Überraschungen, die einen als Leser schnell mitnehmen. Teds Leben ist geprägt vom vergangenen Prozess und sein Job bildet für ihn ein Gegenstück, etwas Normalität in der Absurdität, die sein Leben inzwischen ist. Als Polizist hat er einen geschulten Blick auf die Menschen, was ihm auch als Privatdetektiv weiterhilft. Gleichzeitig fasziniert ihn Amanda und er versucht mehr über sie und ihr Geheimnis herauszubekommen. Die Spannung von „Crimson Lake“ speist sich damit aus eigentlich drei verschiedenen Handlungssträngen, die aber nie verwirrend oder unlogisch sind, sondern sich leicht verfolgen lassen.
Candice Fox ist mit „Crimson Lake“ ein spannender Thriller gelungen, der nicht nur über den zu lösenden Fall, sondern auch über die menschliche Ebene der Ermittler sehr gut funktioniert. Mich hat das Schicksal von Ted sofort gepackt und das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite nicht losgelassen, so sollte ein guter Thriller sein! 

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Mittwoch, 25. Oktober 2017

Christian v. Ditfurth "Giftflut"

Der Vorsitzende eines Wasserwerks wird mit seiner Frau ermordet in der Badewanne aufgefunden, kurzzeitig fällt die Wasserversorgung aus. Als es dann zu Anschlägen kommt, die damit in Verbindung zu stehen scheinen, ist Kommissar de Bodt mit seinem Team wieder gefordert. Auch wenn er sich nicht in die Strukturen der SoKo einbinden lassen will, ist er wieder recht erfolgreich mit seinen unkonventionellen Ermittlungsmethoden. Unterstützung erhält er dieses Mal von einem französischen Kollegen, denn dieser Fall zieht schnell internationale Kreise. Doch wirkliche Spuren sind zunächst nicht zu finden. Wer profitiert also von den Anschlägen und welche Zeichen haben die Täter den Ermittlern hinterlassen?
Christian v. Dithfurths Krimi mit seinem bekannten Kommissar de Bodt zeichnet wieder durch einen großen Bezug zu aktuellen Themen aus und ist gleichzeitig hochspannend und mitreißend. De Bodt ist eine Art „Anti-Polizist“, der sich Teamarbeit oft verweigert und dessen Methoden seltsam anmuten können. Doch er ist erfolgreich, was sich auch bis in die hohe Politik herumgesprochen hat, wo er Unterstützung erhält. „Giftflut“ zeichnet sich durch ein sehr hohes Tempo aus, ein Problem jagt das nächste und lange tappt man völlig im Dunkeln, wer dieses weltweite Chaos anrichten wollten, das de Bodt jetzt aufdröseln muss. Der Autor schafft es auf bewundernswerte Weise, sein Szenario dennoch nicht abwegig oder unrealistisch wirken zu lassen, sondern baut die Story sehr gründlich und logisch auf, so dass man sich als Leser völlig darauf einlassen kann.
„Giftflut“ von Christian v. Ditfurth ist ein hochspannender Thriller, den man schnell nicht mehr aus der Hand legen kann, umwerfend realistisch und mitreißend von der ersten bis zur letzten Seite. Das perfekte Buch für alle, die auf der Suche nach wirklichkeitsnahen Thrillern sind, die sich an der aktuellen gesellschaftlichen Situation orientieren. 

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Montag, 23. Oktober 2017

F. Scott Fitzgerald "Früher Erfolg"

„Früher Erfolg“ von F. Scott Fitzgerald ist eine Sammlung früher Texte „Über Geld und Liebe, Jugend und Karriere, Schreiben und Trinken“ wie schon der Untertitel verrät. Es geht um die frühen Geschichten, seine Ehe mit Zelda und das Leben mit der Tochter, um Reisen, Exzesse, Geldnot und das Verprassen des Geldes, das er für seine Geschichten bekam. 
Diese Textsammlung bietet einen sehr guten Einblick in das Leben der Fitzgeralds und das Selbstverständnis, mit dem F. Scott Fitzgerald seiner Arbeit nachging. Sorgen- und gedankenlos tobten Zelda und er durchs Leben, ohne Plan und auch ohne Halt. Reisen durch Europa sollen zum Geldsparen beitragen, während er sich um das Wohl seiner Tochter wenig Gedanken zu machen scheint. Sie reist mit ihren Eltern durch die Gegend, die keine Heimat und kein zu Hause kennen zu scheinen. Die Texte sind unterhaltsam, mal länger, mal kürzer, doch alle sehr gut und interessant zu lesen. Man bekommt bei der Lektüre ein Gefühl für das Leben von Fitzgerald und für die Wahrnehmung, die er von der Welt und seinen Mitmenschen hatte. Die Texte helfen so auch einen Zugang zu seinem übrigen Werk zu finden. 
F. Scott Fitzgeralds Textsammlung „Früher Erfolg“ lässt die Leser einen Blick werfen auf die wilde Zeit der Goldenen Zwanziger, der Flapper, der Exzesse und auf die intellektuelle Szene, der die Fitzgeralds angehörten. Das macht die Texte so interessant und aufschlussreich und nicht für Fitzgerald-Fans zu einer spannende Lektüre. Sie sind auch ein Stück Geschichte aus erster Hand, so gut geschrieben, wie man sie selten findet.

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Samstag, 21. Oktober 2017

Eleanor Brown "Die Lichter von Paris"

Madeleine sollte glücklich sein, verheiratet mit einem gutaussenden und erfolgreichen Geschäftsmann, eine Wohnung in Chicago und Zeit für Wohltätigkeitsarbeit, soviel sie möchte. Doch sie kommt sich vor wie gefangen in ihrem eigenen Leben. Als sie ihre Mutter besucht und auf dem Dachboden die Tagebücher ihrer Großmutter aus den 20er Jahren findet, entdeckt sie überraschendes. Auch sie hatte sich gegen das vorgegeben Leben aus Ehe und schönem Schein gewehrt und hatte auf eigene Faust in Paris gelebt. Doch was war dann passiert? Madeleine kannte ihre Großmutter nur als kühle, distanzierte Frau, die nichts mit der Margie aus den Tagebüchern gemein hatte. Madeleine beginnt eine Suche, nach dem Leben ihrer Großmutter, aber auch nach ihrem eigenen Leben.
„Die Lichter von Paris“ beschreibt sehr schön die Lebensgeschichte zweier Frauen, die sich in den gesellschaftlichen Vorstellungen gefangen fühlen, obwohl sie in ganz unterschiedlichen Zeiten leben. Beiden wird vermittelt, sie sollten sich glücklich schätzen, wohlhabend zu sein und die Ehe und das gesellschaftliche Leben als Ziel zu sehen. Doch Margie will Schriftstellerin werden und Madeleine malt für ihr Leben gerne. Eleanor Brown beschreibt diese beiden Frauen so mitreißend und malt vom Paris der 20er Jahre ein so lebhaftes Bild, das man sofort an ihrer Seite sein will um das Leben zu entdecken. Der goldene Käfig ist für beide eine Last, doch sich von den langen Familientraditionen zu lösen ist schwer und kann nicht jedem gelingen.

Mich hat „Die Lichter von Paris“ bei der Lektüre begeistert und ich habe das Buch regelrecht verschlungen, so sehr habe ich mit den beiden Frauen mitgefiebert und so schön ließen sich ihre Geschichten lesen. 

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Freitag, 20. Oktober 2017

Delphine de Vigan "Tage ohne Hunger"

Laure kämpft gegen ihren Körper und hat sich das Nicht-Essen als Disziplin auferlegt. Als sie sich kaum noch auf den Beinen halten kann, begibt sie sich in die Hände eines Arztes und lässt sich in die Klinik einweisen. Dort soll sie Stück für Stück wieder lernen, ihren Körper zu akzeptieren und Nahrung normal zu sich zu nehmen. Doch der Weg, den Laure vor sich hat, ist sehr weit.
Delphine de Vigan hatte mich bereits mit ihrem Werk „Nach einer wahren Geschichte“ begeistert und mit diesem Roman, „Tage ohne Hunger“ schließt sie qualitativ nahtlos daran an. Die Autorin überzeugt mit einer psychologischen Erzählung, die den Leser direkt in die abgründigen Gedanken der magersüchtigen Laure mitnimmt. Eindringlich erzählt sie Laures Geschichte von Verzweiflung und Kontrolle, die einem als Leser tief unter die Haut geht. Die Hilflosigkeit und Verzweiflung der 19-Jährigen Laure ist regelrecht erdrückend, die Hoffnung, die sie in den Arzt projiziert, fast zum Scheitern verurteilt. Die Verzweiflung und der Wunsch nach Kontrolle zeigt sich auf wunderbare Weise auch in der Sprache von Delphine de Vigan, die kühl und kontrolliert ist, in kurzen Sätzen, immer genau auf den Punkt, die den Finger in die Wunde legt und so die Gefühle von Laure noch stärker zum Ausdruck bringt. 
„Tage ohne Hunger“ ist eine beeindruckende und nahe gehende Geschichte, die Delphine de Vigan sehr bewegend erzählt. Ein dünnes Buch, das so viel mehr gibt, als die wenigen Seiten vermuten lassen und damit zu einer ganz besonderen Erzählung wird, die mich bewegt und begeistert hat. 

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Mittwoch, 18. Oktober 2017

Sten Nadolny "Das Glück des Zauberers"

Pahroc ist bereits über 100 Jahre alt, als er beginnt seiner Enkelin Matilda Briefe zu schreiben, die sie bekommen soll, wenn sie volljährig ist. Der Grund ist ein besonderer, denn Pahroc ist Zauberer und schon in der Wiege zeichnet sich ab, dass Matihlda die gleichen Fähigkeiten haben wird. Und so lässt der Großvater sie in seinen Briefen an seiner Lebensgeschichte und seinen Erfahrungen mit der Zauberei in einem turbulenten Jahrhundert teilhaben. Er beschreibt seine Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus, dem Krieg und dem Wiederaufbau eines zerstörten Landes ebenso wie seine große Liebe zu einer besonderen Frau und gibt Mathilda dabei viele Weisheiten mit auf den Weg, die das Herz des Lesers erwärmen.
Die Geschichten von Sten Nadolny haben mich bisher nie enttäuscht, doch mit „Das Glück des Zauberers“ ist dem Autor ein herausragendes Buch gelungen. Selten habe ich es erlebt, dass ich ein Buch ganz bewusst zur Seite gelegt habe, um nicht zu schnell damit durch zu sein, um noch länger etwas davon zu haben. Die Hauptfigur schreibt die Briefe an seiner Enkelin so voller Liebe und Zuversicht in die Zukunft, dass ich sie durchweg sehr bewegend fand. Er selbst hat auch viel Schlimmes gesehen, doch nie hat er den Glauben an ein gutes Leben aufgegeben und gibt Mathilda jetzt all sein Wissen weiter, um auch ihr diesen Glauben und die Hoffnung zu ermöglichen. Dabei ist er auch stets humorvoll und beschreibt die Menschen und Situationen meist mit einem schalkhaften Zwinkern im Auge. Doch auch Fehler gesteht er ein und bittet darum, seine Enkelin möge es besser machen. Mich haben die Briefe sehr berührt und ich hätte das Buch gerne unendlich in die Länge gezogen, um jeden Tag weiter von Pahrocs Lebenserfahrung profitieren zu können und den Zauber zu genießen, den er in den Alltag eines Lesers bringt.
„Das Glück des Zauberers“ von Sten Nadoly ist ein bewegendes Buch voller Liebe und Hoffnung, großartig geschrieben und mit einer wunderschönen Idee. Selten habe ich so viele schöne Stellen in einem Buch angestrichen, so viele Klebezettel für Erinnerungen verteilt, wie in diesem besonderen Buch, das einen Ehrenplatz in jedem Bücherregal bekommen sollte. 

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Freitag, 13. Oktober 2017

Robert Menasse "Die Hauptstadt"

Eine Stadt, die synonym für eine Institution steht: Brüssel und die EU. In dieser Stadt leben die unterschiedlichsten Menschen, vom hohen EU-Beamten mit großen Karriereplänen über einen Haupt- kommissar, der in eine brisante Ermittlung schlingert, einen alternden Professor und einen Altenheimbewohner, der einst Auschwitz überlebte. All diese Geschichten, verbunden durch die Stadt in der sie leben, zeigen die Absurditäten einer überbordenden Bürokratie in einer immer unübersichtlicher werdenden Welt auf.
Robert Menasse ist mit „Die Hauptstadt“ wirklich ein großer Wurf gelungen. Es ist ein Roman, der viele hochaktuelle Themen anspricht und dabei gleichzeitig kurzweilig und sehr gut lesbar bleibt. Er vermittelt auf sehr leichte Art all die Kuriositäten, die sich um den Machtkomplex EU – oder genauer die Kommission- ranken. Die Charaktere sind so unterschiedlich wie es die Themen sind, die mit ihnen abgedeckt werden, was die Lektüre umso unterhaltsamer macht. Vom Großlobbyisten aus der Schweinezucht bis zum kleinen Beamten ist alles dabei und alle bewegen sich in einem riesigen Netz aus Beziehungen und Interessen, indem man sich eigentlich nur verstricken kann.
Das Buch wurde meiner Meinung nach vollkommen zu Recht mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Der Autor hat einen sehr komplexen und intelligenten und zugleich gut lesbaren Roman abgeliefert, der hochaktuell und für alle Leser von Interesse ist. Egal ob man begeistert von der europäischen Ideen ist oder sich eher als Europakritiker sieht, hat der Roman viel zu bieten und regt zum Nachdenken an. Robert Menasse hat mit „Die Hauptstadt“ ein Buch geschrieben, dass unbedingt gelesen werden sollte. 

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Dienstag, 10. Oktober 2017

Lucinda Riley "Die Schattenschwester"

Star ist die dritte der sieben Schwestern der Plejaden, nach denen Pa Salt seine Adoptivtöchter benannt hat. Nach seinem Tod gibt er jeder die Möglichkeit, mehr über ihre Herkunft herauszufinden, so auch Star. Sie, die eigentlich immer nur mit ihrer Schwester CeCe zusammen- steckt und kaum ein eigenes Leben hat, bringt der Hinweis auf einen besonderen Weg. In einer Buchhandlung lernt sie einen älteren Mann kennen und freundet sich an. Als sie seine Familie kennenlernt, fühlt sie sich sofort geborgen. Doch kann es wirklich so einfach sein, dass es auch ihre Familie ist? Über die Tagebücher von Flora McNichol, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebte, beginnt sie, die Familiengeschichte zusammenzusetzen.
„Die Schattenschwester“ ist der inzwischen dritte Band um die Schwestern d’Aplièse und der Suche nach ihrer Vergangenheit von Lucinda Riley und wie die beiden ersten Bände ist dieses Buch mitreißend und flüssig geschrieben. Ich fühlte mich beim Lesen von der ersten Seite an in das Buch hineingezogen und konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Nicht nur das Schicksal von Star nimmt einen gefangen, auch die Tagebuchauszüge von Flora McNichol und was sie vielleicht mit Stars Geschichte zu tun haben könnten, liefern einen umfassenden Einblick in das Leben der gehobenen englischen Gesellschaft zwischen 1909 und den 40er Jahren. Der Wechsel zwischen den Zeiten lockert die Handlung zudem noch auf und lässt die Lektüre so immer schneller dahinfliegen.
Lucinda Riley hat mit „Die Schattenschwester“ ein großartiges Stück Unterhaltungsliteratur geschaffen, ein toller Schmöker für lange, dunkle Herbstwochenenden, an denen die Zeit mit der Lektüre einfach nur verfliegen wird. 

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Freitag, 6. Oktober 2017

Jorge Galán "Mein dunkles Herz"

Magdalena hat ein langes, abwechslungsreiches Leben hinter sich als sie beschließt, ihrem Enkel davon zu berichtet. Und so erzählt sie von ihren Jugendjahren und von der großen Liebe, die sie fand und die etwas so Besonderes für sie war. Und von dem großen Verlust, der ihr Leben in den letzten Jahren prägen sollte. Der Enkel, der hier namenlos bleibt, hat nur eine Aufgabe: Er soll ihr zuhören und glauben, was er hört. Denn vieles was Magdalena erlebt hat, ist unglaublich.
„Mein dunkles Herz“ von Jorge Galán ist eine Geschichte voller Liebe und Magie, die mich von der ersten Seite an fasziniert hat. Magdalenas Geschichte spielt in San Salvador und ist umgeben von einer Magie, die nicht erklärbar ist, aber immer wieder auftaucht. Magdalena hat eine dunkle Gabe, die ihr Leben belastet und kurz vor ihrem Tod gibt sie dieses Wissen jetzt an den letzten lebenden Verwandten weiter. Als würde sie sich die Last des Lebens von der Seele reden, erzählt sie von dunklen Vorkommnissen ebenso wie von der Erfahrung einer erfüllenden, alles überstrahlenden Liebe zu einem Mann, der ebenso etwas Besonderes war wie sie. Jorge Galán zeichnet für den Leser mit seiner Sprache umfassende Bilder, die einen bewegen und Figuren, die so einzigartig sind, dass man sie nicht wieder loslassen mag.
Jorge Galán hat mit „Mein dunkles Herz“ ein außergewöhnliches Buch geschrieben. Es ist eines der Bücher, in die man immer wieder hineinschauen mag, um Neues zu entdecken, denn so vieles bleibt trotz Magdalenas Erzählung nur als geheimnisvoller Schatten zurück. Dieses Buch ist wirklich im wahrsten Sinne des Wortes magisch, nicht nur was den Inhalt betrifft, sondern auch mit seinem Stil und dem Sog, der einen als Leser regelrecht erfasst. „Mein dunkles Herz“ ist perfekt für alle, die auf der Suche nach einer ganz besonderen Geschichte sind. 

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Donnerstag, 5. Oktober 2017

George Watsky "Wie man es vermasselt"

George Watsky, geboren 1986, ist Musiker, Rapper und mit seinem ersten Buch „Wie man es vermasselt“ nun auch Schriftsteller. Es ist eine Sammlung von Geschichten aus seinem Leben, von Kindheit an bis zu Erfahrungen mit der Band im Tourbus. Gemeinsam haben diese alle eins, erzählen sie doch auf mal lustige, mal wehmütige Art von den verschiedensten Arten des Scheiterns und wie man daraus am Ende oft doch noch einen kleinen Sieg machen kann.
Ich fand Watskys Geschichten äußerst unterhaltsam, er erzählt mit viel Selbstironie von sich und seinen Erfahrungen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir gleich die erste Geschichte, in der er mit seinem Freund das Horn eines Narwals aus Kanada schmuggeln will und auch danach reiht sich eine kuriose Begebenheit an die nächste. Auffällig ist die schöne fließende Sprache, in der Watsky erzählt und die Nähe zum Leser. Es stellte sich beim Lesen das Gefühl ein, mit einem guten Freund zu plaudern, statt die Geschichten eines Wildfremden zu lesen. Dadurch bleiben die Stories besonders in Erinnerung, auch wenn die Lektüre viel zu schnell vorbei war.
George Watskys Geschichtensammlung „Wie man es vermasselt“ hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe, dass noch viele Sammlungen folgen werden. Ich bin mir sicher, der Autor hat noch zu vielen Themen einiges an Erzählstoff, der darauf wartet, uns Leser wieder in Buchform zu erreichen. 

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Mittwoch, 4. Oktober 2017

Sasha Marianna Salzmann "Außer sich"

Alissa, genannt Ali, fliegt nach Istanbul, um ihren Zwillingsbruder Anton zu suchen, der seit einiger Zeit verschwunden ist. Ihr einziger Anhaltspunkt ist eine Postkarte, die er von dort verschickt hat. Ali durchlebt in Istanbul eine turbulente Zeit, trifft die unterschiedlichsten Menschen und kommt doch nicht weiter auf der Suche nach dem wichtigsten Menschen in ihrem Leben, ihrem Bruder Anton. Dabei sucht sie auch ihre eigene Identität, versucht sich klarzuwerden, wer sie eigentlich ist und was nur Projektion der Menschen ist, die sie umgeben.
Zwischen den Szenen in Istanbul erzählt die Autorin Sasha Marianna Salzmann die Familiengeschichte von Ali, von Ihren Großeltern in Russland, den Eltern, die nach Deutschland kamen, um ihren Kindern etwas Besseres bieten zu können. Und dabei erzählt sie von so vielen Hoffnungen, Enttäuschungen und Kämpfen, dass es einem als Leser einfach nahegehen muss. Auffällig sind besonders die Frauenfiguren, die versuchen so stark zu sein wie möglich, um ihre Familie zu schützen und durchzubringen.
Besonders positiv hervorheben muss ich bei „Außer sich“ die unglaublich schöne sprachliche Umsetzung der Geschichte. Obwohl die Handlung teilweise verwirrend wirkt und man etwas kämpfen muss, um folgen zu können, erzählt Salzmann mit einer sprachlichen Leichtigkeit, die einen von Anfang an gefangen nimmt. Selbst wenn man das Buch zur Seite legt, schwingt die Sprache im Kopf weiter, die Geschichte fließt weiter und es fällt schwer, sich davon loszumachen.
Auch wenn ich Sasha Marianna Salzmanns Debütroman „Außer sich“ stellenweise als recht chaotisch empfunden habe, hat mich das Buch unglaublich fasziniert, zum einen durch die schöne Sprache, zum anderen durch die Freiheiten, die einem als Leser gelassen werden. Die Autorin gibt keine feste Geschichte vor, keine Interpretation, wie es sein muss, sondern lediglich Hinweise, wie es sein könnte. So wird „Außer sich“ für jeden Leser zu seiner ganz individuellen Geschichte, was diesen Roman auszeichnet und so besonders macht. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen und zur Leseprobe beim Suhrkamp Verlag. "Außer sich" von Sasha Marianna Salzmann ist nominiert für den Deutschen Buchpreis 2017, der am 9. Oktober 2017 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse verliehen wird. 

Montag, 2. Oktober 2017

Marc-Uwe Kling "QualityLand"

QualityLand ist ein besonderes Land, ein optimiertes Land, indem die Menschen sich nur noch in einer Filterblase technischer Geräte und Onlineshops bewegen. Die Hauptfigur Peter Arbeitsloser (der Nachname ergibt sich aus dem Job der Eltern) ist dennoch unzufrieden in dieser Welt, in der er als Maschinenverschrotter auf einer der untersten sozialen Stufen rangiert, gefangen in den Berechnungen seines Lebens durch Algorithmen.
Was klingt wie eine skurrile Science-Fiction-Welt, ist jedoch gefühlt nur noch wenige Schritte von unserer Gegenwart entfernt. Schon in den Känguru-Büchern verstand Marc-Uwe Kling es meisterhaft, Humor mit bissiger Gesellschaftskritik zu verbinden und in seinem neuesten Buch „QualityLand“ übertrifft er dies meiner Meinung nach noch einmal. Das Leben von Peter ist für außenstehende äußerst lustig, beispielsweise wenn ein selbstfahrendes Auto sich wegen einer neuen Sicherheitseinschätzung weigert, ihn bis nach Hause zu fahren oder seine Freundin während eines gemeinsamen Abendessens über eine Dating-App mit ihm schlussmacht, weil ihr ein besserer Partner vorgeschlagen wurde. Doch bei genauerer Betrachtung ist die von Kling beschriebene Welt eigentlich nur eins: Gruselig! Zum einen weil, weil die Menschen komplett in bestimmte Schemata festgeschrieben sind und ihr Leben eigentlich nur eine selbsterfüllende Prophezeiung von errechneten Vorlieben ist und zum anderen, weil die Beschriebenen Vorgänge für uns heute gar nicht unrealistisch sind, im Gegenteil, „QualityLand“ erwartet uns gleich um die Ecke, wenn wir demnächst falsch abbiegen.
Marc-Uwe Klings Roman „QualityLand“ ist großartig und unterhaltsam geschrieben und dennoch so kritisch und bissig, wie man es von seinen Büchern erwartet. Ich kann allen Lesern die Lektüre nur ans Herz legen, sie macht ein bisschen wachsamer für all die Entwicklungen, die wir heute schon als selbstverständlich hinnehmen. 

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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen. "QualityLand" ist erschienen im Ullstein Verlag