Seiten

Donnerstag, 7. Dezember 2017

Klaus Cäsar Zehrer "Das Genie"

Boris Sidis hat einen steinigen Weg hinter sich, als er Ende des 19. Jahrhunderts aus der Ukraine nach Amerika kommt. Doch er ist klug und sehr belesen, eine einzigartige Karriere liegt vor ihm. Als er Vater wird, will er seinem Sohn die Chance geben, sein Können vollkommen auszuschöpfen und beginnt bereits als Baby bei ihm mit der „Sidis-Erziehungsmethode“, die auf ständige Bildung und Lernanreize setzt. Wie erhofft, entwickelt sich sein Sohn zu seinem Wunderkind, doch ganz wider Erwarten weiß sein Sohn dies nicht zu schätzen und rebelliert auf eine ganz eigene Weise.
„Das Genie“ von Klaus Cäsar Zehrer hat mich sehr berührt und gleichzeitig mitgerissen. William James Sidis, genannt Billy, ist ein Kind in einer falschen Welt, das nie dazugehört und immer der Überflieger ist, ein Wunderkind, das selbst unter Wunderkindern noch einen besonderen Platz einnimmt. Sein Vater nutzt ihn als Vorführungsobjekt seiner Erziehungsmethode und will so das Bildungssystem revolutionieren, dabei verliert er die Bedürfnisse seines Sohnes völlig aus den Augen. Zu keinem Zeitpunkt darf Billy Kind sein, ständig ist er gefordert. Obwohl ihm das augenscheinlich Freude bereitet, zeigt der Autor auf sehr feinfühlige Weise, wie Billy Stück für Stück von einem Genie zu einem Wunderling kippt, der seinen Platz in der Welt nicht findet. Vollkommen auf Wissen und Bildung ausgerichtet fehlt ihm jegliche Sozialkompetenz, die ihm das Leben erleichtern könnte und so scheitert er immer wieder an der Umgebung und seinen Erwartungen an Sie.

Klaus Cäsar Zehrers Roman „Das Genie“ ist ein beeindruckendes Buch, die fiktionale Erzählung einer wahren Geschichte über ein Wunderkind, das eigentlich nichts mehr sein möchte als normal. Das ist so berührend und gleichzeitig auch spannend, dass man Zehrers Roman kaum noch aus der Hand legen kann. Mit Billy Sidis habe ich gelacht und gelitten und ich hoffe, das werden noch viele Leser tun. Es lohnt sich. 

✮✮✮✮✮

Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe des Diogenes Verlags. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen