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Samstag, 19. September 2020

Kent Haruf "Kostbare Tage"

 


Dad Lewis lebt in dem kleinen Ort Holt in Colorado. Er ist alt, schwer krank und wird von seiner Tochter Lorraine und seiner Frau Mary gepflegt. Nur der Sohn Frank, mit dem er sich vor Jahren zerstritten hat, kommt nicht um Abschied zu nehmen. Holt ist eine typische Kleinstadt, die Nachbarn nehmen Anteil an seinem Schicksal, auch der neue Pfarrer kommt zu Besuch. Der ist kürzlich mit seiner Frau und seinem Sohn nach Holt versetzt worden, doch auch dort sorgt er schnell wieder für einen Skandal. Trotz allem läuft das Kleinstadtleben weiter. 

 Es der vierte Roman von Kent Haruf über die Kleinstadt Holt in Colorado und niemand kann das typische Leben in einer amerikanischen Stadt so gut beschrieben wie er. Neben den großartigen Beschreibungen der individuellen Charaktere sind es die kleinen Nebensätze, die das Leben so plastisch und den Roman zu etwas Besonderem machen. Man hat sofort ein Gefühl für das Leben in der Kleinstadt, das Klima, das Verhalten der Menschen, was man tut und was sich gemäß der Leute einfach nicht gehört. Es ist ein friedliches Leben, das ein Ausbrechen aus Konventionen jedoch nur schwer verzeiht. Und so suchte Dads Sohn das Weite und den Pfarrer treibt es in einen handfesten Skandal. 

 „Kostbare Tage“ beschreibt die letzten Tage des geachteten Bürgers Dad Lewis in Holt auf eine gelungene und einfühlsame Weise, die einen sehr bewegt und gleichzeitig mit viel Leichtigkeit unterhält. Kent Harufs Roman sind immer etwas Besonderes und das trifft auch auf diesen zu.

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Samstag, 12. September 2020

Paula Hawkins "Into the water"

 

Beckford ist der Ort von Julias KIndheit, an den es sie aus einem traurigen Grund zurücktreibt: Ihre Schwester Nel soll sich im dortigen Fluss umgebracht haben, dem Drowning Pool. Dieser ist berühmt für viele Frauen, die dort schon den Tod gefunden haben. Doch die Geschichte um Nel ist nicht so einfach wie gedacht, eine Verbindung zum Tod eines jungen Mädchens kurz vorher tut sich auf und auch der ermittelnde Polizist ist nicht unbelastet, starb doch auch seine Mutter schon im Drowning Pool. 

 Paula Hawkins Roman „Into the water“ ist psychologisch perfide konstruierte Hochspannung, die die Leserinnen und Leser mitnimmt auf eine Reise voller Grusel und Nervenkitzel. Die Figuren sind allesamt so unklar, dass man ihnen alles zutrauen würde und nie sicher ist, bei wem Böses zu vermuten ist und ob es überhaupt Gute in dieser Geschichte gibt. Man begibt sich in die Handlung, wird von ihr gefangen genommen und kann nicht mehr aufhören, weiterzulesen um dem Geheimnis um das Wasser auf die Spur zu kommen.

 „Into the water“ ist einfach unglaublich spannend und mitreißend geschrieben, ein großartiges Buch, das versteht einen zu packen und bis zur letzten Seite nicht mehr wieder loszulassen.

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Sonntag, 6. September 2020

Claire Winter "Kinder ihrer Zeit"

Alice und Emma sind Zwillinge und werden auf der Flucht aus Ostpreußen im Zweiten Weltkrieg getrennt. Während Emma mit ihrer Mutter in Westberlin aufwächst, kommt Alice in ein Heim in Brandenburg und wird überzeugte Sozialistin. Geprägt von diesen unterschiedlichen Erfahrungen erleben sie Berlin in den 50er und 60er Jahren, eine geteilte Stadt, die gleichzeitig noch völlig durchlässige Grenzen hatte - bis die Mauer gebaut wird. 

 „Kinder ihrer Zeit“ ist der Titel von Claire Winters neuestem Roman und besser hätte man die Geschichte gar nicht zusammenfassen können. Denn genau das sind die beiden jungen Frauen Emma und Alice. Die Autorin beschreibt die Leben der beiden aus den unterschiedlichsten Perspektiven, Freunde und Bekannte spielen eine große Rolle und so ist man als Leser schnell mitgerissen von den Lebensgeschichten dieser unterschiedlichen Figuren. Gleichzeitig vermittelt der Roman einen großartigen Einblick in die historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der 50er Jahre in Berlin als geteilter Stadt. Heute ist es schwer vorstellbar, dass die Menschen damals noch in einem Stadtteil wohnten und im anderen arbeiteten, Essen gingen, Freunde trafen. Erst Anfang der 60er wurde die Mauer gebaut, die in diesem Fall auch das Leben von Emma und Alice völlig erschüttert. 

 Mich hat „Kinder ihrer Zeit“ restlos begeistert, der Roman ist mitreißend und emotional geschrieben und gleichzeitig gut recherchiert. Diese Kombination bewegt einen bei der Lektüre auch persönlich und so ist man schnell gefangen im Schicksal dieser gegensätzlichen jungen Frauen. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

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