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Sonntag, 6. September 2020

Claire Winter "Kinder ihrer Zeit"

Alice und Emma sind Zwillinge und werden auf der Flucht aus Ostpreußen im Zweiten Weltkrieg getrennt. Während Emma mit ihrer Mutter in Westberlin aufwächst, kommt Alice in ein Heim in Brandenburg und wird überzeugte Sozialistin. Geprägt von diesen unterschiedlichen Erfahrungen erleben sie Berlin in den 50er und 60er Jahren, eine geteilte Stadt, die gleichzeitig noch völlig durchlässige Grenzen hatte - bis die Mauer gebaut wird. 

 „Kinder ihrer Zeit“ ist der Titel von Claire Winters neuestem Roman und besser hätte man die Geschichte gar nicht zusammenfassen können. Denn genau das sind die beiden jungen Frauen Emma und Alice. Die Autorin beschreibt die Leben der beiden aus den unterschiedlichsten Perspektiven, Freunde und Bekannte spielen eine große Rolle und so ist man als Leser schnell mitgerissen von den Lebensgeschichten dieser unterschiedlichen Figuren. Gleichzeitig vermittelt der Roman einen großartigen Einblick in die historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der 50er Jahre in Berlin als geteilter Stadt. Heute ist es schwer vorstellbar, dass die Menschen damals noch in einem Stadtteil wohnten und im anderen arbeiteten, Essen gingen, Freunde trafen. Erst Anfang der 60er wurde die Mauer gebaut, die in diesem Fall auch das Leben von Emma und Alice völlig erschüttert. 

 Mich hat „Kinder ihrer Zeit“ restlos begeistert, der Roman ist mitreißend und emotional geschrieben und gleichzeitig gut recherchiert. Diese Kombination bewegt einen bei der Lektüre auch persönlich und so ist man schnell gefangen im Schicksal dieser gegensätzlichen jungen Frauen. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

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