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Samstag, 26. Dezember 2020

Ellen Sandberg "Die Schweigende"

 

Karin war einmal ein fröhliches Mädchen, doch in den 50er Jahren landet sie in einem kirchlichen Kinderheim, wo ihr Zucht und Ordnung eingeprügelt werden soll. Jahrzehnte später, längst sind ihre drei Töchter erwachsen, stößt ihre Tochter Imke auf Hinweise der Vergangenheit ihrer Mutter. Sie beginnt zu recherchieren und was sie zu Tage fördert, ist verstörend. Hat sie endlich einen Zugang zu ihrer lieblosen, reservierten Mutter gefunden? Und ist auch die Beziehung der drei Schwestern noch zu retten?

 „Die Schweigende“ ist wieder ein beeindruckend gut recherchierter und gleichzeitig bedrückender Roman der Autorin Ellen Sandberg. Die Beschreibungen des Alltags im Kinderheim machen einen völlig sprachlos und sind doch so gut und glaubwürdig beschrieben, dass man keinen Zweifel hat, dass sich hier Fiktion und Realität treffen. Die Hauptfigur Karin scheint zwar kühl und spröde, das genaue Gegenteil ihrer liebenswerten Tochter Imke, doch sie wächst einem schnell ans Herz, wenn man ihre Geschichte liest und erfährt, was sie überhaupt in das Kinderheim geführt hat. Es sind die unfassbar konservativen und verstaubten Moralvorstellungen der 50er Jahre und der Glaube daran, dass Zucht und Ordnung das beste für ein Kind sein sollen. Deutlich sieht man, wie die Erziehungsideale der Nazi-Zeit sich weiter fortsetzen, kurioserweise durchgesetzt von der katholischen Kirche, die bis heute alles unter den Teppich kehren will. Die Lektüre ist bedrückend und teilweise fast grausam detailliert, doch genau das braucht es, um dieses Buch so herausragend zu machen. Als Leser oder Leserin kann man sich den Emotionen gar nicht entziehen, was Karin und mit ihre viele Kinder durchgemacht haben, ist schwer in Worte zu fassen, doch Ellen Sandberg schafft es auf beeindruckende Weise. 

Ellen Sandbergs Roman „Die Schweigende“ ist ein herausragendes Buch, das die unfassbare Grausamkeit, die Karin erlebt hat in Worte fasst und einen unglaublich berührt und nachdenklich zurücklässt.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Penguin Verlags. 

Dienstag, 22. Dezember 2020

Charlotte Link "Ohne Schuld"


Kate Linville beendet ihre Zeit bei der Londoner Polizei um mit Caleb Hale bei der North Yorkshire Police zu arbeiten. Im Zug nach York wird sie Zeugin, wie eine Frau von einem Mann mit einer Waffe angegriffen wird. Wenig später wird eine Lehrerin tot aufgefunden, die selbe Waffe wurde verwendet, doch es lässt sich keine Verbindung zwischen den beiden Frauen finden. Und zum Leidwesen von Kate wird Caleb nach einer schief gelaufenen Geiselnahme bei der er - wieder einmal- unter Alkoholeinfluss stand vom Dienst suspendiert. So kämpft sie ziemlich allein für die Aufklärung der zwei Verbrechen, denn der neue Leiter der Einheit ist reichlich überfordert mit seinem Job.

 Dies ist inzwischen der dritte Band mit dem Ermittlerteam Linville und Hale von Charlotte Link und meiner Meinung nach ist es der gelungenste von allen. Die Handlung ist unglaublich spannend und gleichzeitig sehr überraschend, man braucht lange, um auch nur eine Ahnung davon zu bekommen, wer hinter den Verbrechen stecken könnte. Gleichzeitig spielen die persönlichen Aspekte der Ermittler hier eine sehr untergeordnete Rolle, es sind zwar individuelle und teilweise fast verschrobene Charaktere, sie werden jedoch in ihrem beruflichen Umfeld dargestellt, was mir sehr gut gefällt. Ein Krimi, in dem seitenlang von privaten Problemen der ermittelnden Protagonisten erzählt wird, verliert für mich schnell an Spannung und setzt den falschen Schwerpunkt bei der Entwicklung der Handlung. Daher hat mir „Ohne Schuld“ auch ausgesprochen gut gefallen, die Autorin weiß genau, wie sie ihre Hauptfiguren einsetzt um die Handlung an den richtigen Stellen voranzutreiben oder im Gegenteil Leserinnen und Leser noch ein wenig länger im Dunkeln tappen zu lassen. 

 Charlotte Links neuester Roman „Ohne Schuld“ ist ein äußerst gelungener Krimi, der interessante Charaktere mit einer überraschenden Kriminalhandlung verbindet, perfekt als spontanes Weihnachtsgeschenk und für dunkle Winternachmittage auf der Couch.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Blanvalet Verlags. 

Dienstag, 8. Dezember 2020

Volker Kutscher "Olympia"

 

Das politische Klima in Deutschland wird immer rauer und auch Gereon Rath kann sich nicht mehr völlig vom Einfluss der Nazis auf das Polizeisystem frei machen. Während der olympischen Spiele 1936 kommt es zu einem Mord auf einen amerikanischen Olympiadelegierten und die SS vermutet eine kommunistische Verschwörung, um die Spiele zu diskreditieren. Gereon Rath soll in ihrem Auftrag ermitteln und verhindern, dass etwas an die Öffentlichkeit kommt. Gleichzeitig muss er seinen ehemaligen Ziehsohn Fritze schützen, der mehr über den Todesfall weiß, als er sollte. Seine Frau Charly leidet die ganze Zeit sehr unter dem Olympia-Brimborium, die Präsentation Deutschlands in der Welt als friedliches Land ist ihr zuwider. Heimlich hilft sie Juden und anderen Feinden des Systems bei der Flucht aus Deutschland. Eine Gemengelage, die für Charly und Gereon sehr gefährlich werden könnte. 

„Olympia“ ist der lang ersehnte neue Fall für den Ermittler Gereon Rath und seine Frau Charly Ritter, die ebenfalls eine tragende Figur der Reihe ist. Wieder einmal sind die Hintergründe vom Autor Volker Kutscher großartig recherchiert, bis hin zu den hohen Preisen für das Kännchen Kaffee im olympischen Dorf hat man das Gefühl, direkt dabei zu sein und mit den Figuren dieses besondere Ereignis zu erleben. Großartig gelingt es Kutscher auch, die Gratwanderung zwischen Olympia-Begeisterung und dem völligen Abdriften des politischen Systems zu beschreiben, der ständige deutsche Gruß, die Hakenkreuz-Beflaggung, das Auftreten von Adolf Hitler bei den Wettkämpfen wirken bedrückend. Sehr deutlich wird, dass Deutschland eine bestimmte Rolle für die Welt spielen wollte, die Juden wurden weitestgehend in Ruhe gelassen, doch Charly Ritter sollte Recht behalten mit ihrer Vermutung, dass nach den Spielen alles sicher nur noch viel schlimmer werden würde. 

 Volker Kutscher schafft es mit „Olympia“ auf großartige Weise,historische Fakten mit einem spannenden Kriminalhandlung zu verweben und den Leserinnen und Lesern eine beeindruckende Geschichte zu präsentieren. Besonders die Verquickung von Politik und Kriminalistik wird in diesem Band besonders deutlich, die Entwicklung von den ersten Bänden der Reihe bis heute macht klar, wie sich das gesamte System entwickelte. Hochspannend und interessant von der ersten bis zu letzten Seite!

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Piper Verlags. 

Samstag, 5. Dezember 2020

Jeffrey Archer "Klang der Hoffnung"

 

London 1985: William Warwick hätte wie sein Vater an den besten Universitäten des Landes Jura studieren können, doch er entscheidet sich für den Polizeidienst. In seiner Einheit soll ein großer Drogenbaron gefasst werden, der nach außen hin ein bürgerliches Leben führt, hinter verschlossenen Türen jedoch den größten Drogenumschlagplatz der Stadt betreibt. Gleichzeitig lässt William auch ein alter Fall nicht los, denn den Betrüger Miles Faulkner konnte er nicht hinter Gittern bringen und so treibt dieser weiterhin sein Unwesen. Privat will er endlich seine große Liebe Beth heiraten, doch auch hier mischt der Gauner Faulkner sich ein. 

 William Warwick ist eine äußerst sympathische, gradlinige Hauptfigur, die einem schnell ans Herz wächst. Er ist nicht nur ein engagierter Polizeibeamter, er ist auch ein sehr nachdenklicher Mensch, dem seine eigene Integrität über alles geht, was ihn oft in moralische Konflikte drängt, denen er sich nicht entziehen kann. Die Story selbst ist sehr spannend und das Wiederauftreten von Williams Widersacher aus Band eins der Reihe macht es für die Leserinnen und Leser umso unterhaltsamer. Seine Schwester Grace spielt in diesem Krimi eine größere Rolle an der Seite seines Vaters, was die ganze Handlung noch abwechslungsreicher macht, da nicht immer nur William im Mittelpunkt der Geschichte steht. 

Alles in allem ist „Klang der Hoffnung“ von Jeffrey Archer ein sehr unterhaltsamer und gut geschriebener Krimi mit einer auffälligen Hauptfigur, um die sich die ganze Story entwickelt. Mir hat das Buch gut gefallen und ich freue mich auf weitere Bände der Krimireihe.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Heyne Verlags.