Karin war einmal ein fröhliches Mädchen, doch in den 50er Jahren landet sie in einem kirchlichen Kinderheim, wo ihr Zucht und Ordnung eingeprügelt werden soll. Jahrzehnte später, längst sind ihre drei Töchter erwachsen, stößt ihre Tochter Imke auf Hinweise der Vergangenheit ihrer Mutter. Sie beginnt zu recherchieren und was sie zu Tage fördert, ist verstörend. Hat sie endlich einen Zugang zu ihrer lieblosen, reservierten Mutter gefunden? Und ist auch die Beziehung der drei Schwestern noch zu retten?
„Die Schweigende“ ist wieder ein beeindruckend gut recherchierter und gleichzeitig bedrückender Roman der Autorin Ellen Sandberg. Die Beschreibungen des Alltags im Kinderheim machen einen völlig sprachlos und sind doch so gut und glaubwürdig beschrieben, dass man keinen Zweifel hat, dass sich hier Fiktion und Realität treffen. Die Hauptfigur Karin scheint zwar kühl und spröde, das genaue Gegenteil ihrer liebenswerten Tochter Imke, doch sie wächst einem schnell ans Herz, wenn man ihre Geschichte liest und erfährt, was sie überhaupt in das Kinderheim geführt hat. Es sind die unfassbar konservativen und verstaubten Moralvorstellungen der 50er Jahre und der Glaube daran, dass Zucht und Ordnung das beste für ein Kind sein sollen. Deutlich sieht man, wie die Erziehungsideale der Nazi-Zeit sich weiter fortsetzen, kurioserweise durchgesetzt von der katholischen Kirche, die bis heute alles unter den Teppich kehren will. Die Lektüre ist bedrückend und teilweise fast grausam detailliert, doch genau das braucht es, um dieses Buch so herausragend zu machen. Als Leser oder Leserin kann man sich den Emotionen gar nicht entziehen, was Karin und mit ihre viele Kinder durchgemacht haben, ist schwer in Worte zu fassen, doch Ellen Sandberg schafft es auf beeindruckende Weise.
Ellen Sandbergs Roman „Die Schweigende“ ist ein herausragendes Buch, das die unfassbare Grausamkeit, die Karin erlebt hat in Worte fasst und einen unglaublich berührt und nachdenklich zurücklässt.
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