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Sonntag, 31. Januar 2021

Benjamin Ferencz "Sag immer deine Wahrheit"


 

Benjamin Ferencz war Chefankläger in den Nürnberger Prozessen gegen bedeutende Nazi-Größen und hat sein Leben lang für die Einrichtung eines Internationalen Strafgerichtshofs gekämpft. Jetzt blickt er mit 100 Jahren zurück auf seinen Leben und gibt seine Erfahrungen und Vorstellungen an die nächsten Generationen weiter. 

 Wer an dieser Stelle einen 1000 Seiten umfassenden Wälzer mit detailliertesten Lebensbeschreibungen erwartet, von der Einschulung der Kinder und sein Hochzeit über die Arbeit in Nürnberg, seine Zeit in Europa und das Leben danach in den USA, der muss an dieser Stelle ganz eindeutig enttäuscht werden. Auf gerade einmal 160 Seiten fasst Ferencz zusammen, was das Leben ihn gelehrt hat und gibt den Leserinnen und Lesern einen äußerst kurzweiligen, unterhaltsamen und oft auch humorvollen Einblick in sein Leben. Ferencz hat mehr erlebt als die meisten Menschen in zwei Leben schaffen würden und hat sich nie unterkriegen lassen. Daraus zieht er auch eine seiner Hauptbotschaften: Gib nie auf, egal was andere sagen, egal was die Umstände oder die Gesellschaft die vorzuschreiben glauben, gib einfach nie auf. 

 Mich hat „Sag immer deine Wahrheit“ sehr beeindruckt. Trotz der Gräuel, die Ferencz in den Nazi-Lagern 1945 gesehen hat, trotz all der Gespräche und Ermittlungen, die zu den Nürnberger Prozessen geführt haben, hat er nie den Glauben an die Menschen und das Gute in der Welt verloren. Mich haben sein Leben und seine Erzählung sehr beeindruckt, ich hoffe, dass er damit sehr viele Menschen erreichen kann.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Heyne Verlags. 

Dienstag, 26. Januar 2021

Benedict Wells "Vom Ende der Einsamkeit"

 

Als ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen, gerät das Leben von Jules Moreau und seinen älteren Geschwistern Liz und Matty völlig außer Kontrolle. Sie kommen in ein Internet und verlieren die Verbindung zueinander. In Alva findet Jules eine gute Freundin, in die er sich später verliebt. Doch seine Gefühle werden nicht erwidert und so trennen sich ihre Wege nach dem Abschluss zunächst und Jules versucht ständig, die Einsamkeit in ihm mit etwas auszufüllen, ebenso wie seine Geschwister, jeder auf seine eigene spezielle Weise. 

 Benedict Wells Roman „Vom Ende der Einsamkeit“ stand schon lange auf meiner Leseliste, irgendwie bin ich nur nie dazu gekommen. Die neue hübsche Ausgabe im Diogenes Verlag war jetzt der Auslöser, dass ich es endlich zur Hand genommen habe. Und es hat mich wirklich völlig umgehauen. Ein derart sensibles, emotionales und berührendes Buch habe ich bisher selten gelesen. Die Hauptfigur Jules ist derart unsicher und zerrissen, das man ihn an die Hand nehmen und ihm helfen möchte. Er und seine Geschwister haben etwas Furchtbares erlebt und müssen damit jetzt mit wenig Hilfe von Außen klarkommen. Die Beziehung von Jules und Alva ist sehr tiefschichtig, aber sie ist nicht die hilfsbereite Freundin, die ihm helfen kann, das Geschehene zu verarbeiten, hat sie doch selbst zu viel erlebt und ist viel zu verschlossen. Erst über Jahre wird sich diese Distanz auflösen und die beiden werden sich wirklich kennenlernen. Ich konnte das Buch schon nach kurzer Zeit nicht mehr aus der Hand legen, musste unbedingt wissen, wie die verschlungenen Pfade der drei Geschwister sich weiter winden und ob Jules und Alva je das werden würden, was man als klassisches Paar bezeichnen würde. Am Ende hatte ich so oft Tränen in den Augen, dass ich kaum noch weiterlesen konnte, so bewegend fand ich Jules Beschreibung seines Lebens. 

„Vom Ende der Einsamkeit“ ist meiner Meinung nach ein phänomenaler Roman, toll geschrieben mit sehr individuellen Protagonisten und dennoch viel Gefühl und Leichtigkeit. Da kann ich nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben und freue mich schon sehr auf den neuen Roman „Hard Land“ von Benedict Wells, der im Februar erscheint.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Diogenes Verlags. 

Donnerstag, 21. Januar 2021

Pierre Martin "Madame le Commissaire und die späte Rache"

 

Isabelle Bonnet, ehemalige Leiterin einer Pariser Spezialeinheit, hat sich in ihrem Geburtsort Fragolin niedergelassen und soll dort mit ihrem chaotischen und gleichzeitig scharfsinnigen Mitarbeiter alte Fälle lösen. Gleich zu Beginn stößt sie auf einen alten Mord mit einer neuen Spur und plötzlich scheinen einige aktuelle Mordfälle auch in das Muster zu passen. Sie muss in einem sensiblen Bereich ermitteln und schafft es, das Vertrauen der Zeugen zu gewinnen - und den gesamten übergeordneten Polizeiapparat in Toulon zu verärgern. 

Die Kommissarin ist ein eigenwilliger und dennoch sympathischer Charakter, das Zusammenspiel mit ihrem Assistenten Appollinaire ist überaus unterhaltsam und die Beschreibung von Land und Leuten der Provence geben dem Buch die besondere Stimmung, die die Lektüre so unterhaltsam und kurzweilig macht. Dabei schafft der Autor Pierre Martin es, einen sehr spannenden Kriminalfall mit dem etwas beschaulichen Ton eines klassischen Regionalkrimis zu verknüpfen, was mir besonders gut gefällt. Beim Lesen des Buches fühlt man sich selbst zum Teil, als wäre man im Urlaub und würde sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen, um im nächsten Moment mit Isabelle an einem Kriminalfall zu knobeln, der bereits Jahre alt ist. 

Mir hat „Madame le Commissaire und die späte Rache“ ausgesprochen gut gefallen, die Charaktere machen viel Freude und die Krimihandlung ist längst nicht so trivial, wie es bei regional geprägten Krimis häufig der Fall ist. Ein äußerst gelungenes Buch, nicht nur für den Sommerurlaub sondern auch perfekt geeignet, um das Wintergrau zu vertreiben.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Verlags Droemer Knaur. 

Sonntag, 17. Januar 2021

Sophie Villard "Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück"

 

Peggy Guggenheim war eine leidenschaftliche Kunstliebhaberin und -sammlerin. Als Sie 1938 ihre eigene Galerie in London eröffnet, ist es ihr Ziel, moderne Kunst zu fördern und für viele Menschen zugänglich zu machen. Doch es sind schwierige Zeiten in Europa und so muss Peggy schon bald neue Prioritäten setzen. Nach einem Sommer in Frankreich befindet sich ganz Europa schließlich im Krieg und sie muss versuchen, mit ihrer Familie in den USA auszureisen. Doch ihr Ziel verliert sie nie aus den Augen und so rettet sie mit ihrer Familie unzählige moderne Kunstschätze vor dem Krieg und den Nazis nach Amerika, so dass sie noch heute ein breites Publikum in verschiedenen Museen erfreuen können. 

Sophie Villards Roman wirkt im Titel ein wenig sehr romantisch, „Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück“ klang eher nach einem Liebesroman als nach einer fiktionalen Biographie mit dem Schwerpunkt auf der Kunstsammlung dieser bemerkenswerten Frau. Zwar spielt auch ihr Liebesleben eine Rolle, ihre gescheiterte Ehe, ihre Liebe zu Samuel Beckett und ihre Affäre mit Yves Tanguy, doch hauptsächlich zeigt das Buch eine starke, unabhängige Frau, die ihre Ziele nie aus den Augen verliert und bereit ist, etwas zu riskieren, wenn es sich ihrer Meinung nach lohnt. Dabei ist sie zwar manchmal auch etwas leichtsinnig, doch die Kraft und Hingabe, die Sophie Villards Peggy ausstrahlt, hat mich begeistert. Der ganze Roman ist sehr spannend und bewegend, die Autorin konzentriert sich ganz auf einen kleinen Ausschnitt von Peggy Guggenheims Leben und kann diesen den Leserinnen und Lesern großartig nahe bringen. 

 Mir hat „Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück“ sehr gut gefallen, die Lektüre hat nicht nur viel Freude gemacht sondern auch einen spannenden Einblick in die moderne Kunstszene zu Beginn des zweiten Weltkriegs in Frankreich und London geliefert. Wer Lust hat, sich von einer starken und faszinierenden Frauenfigur mitreißen zu lassen, sollte Sophie Villards Buch über Peggy Guggenheim auf jeden Fall lesen.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Penguin Verlags. 

Dienstag, 5. Januar 2021

Daniela Krien "Die Liebe im Ernstfall"


Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde - Fünf Frauen und fünf Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten, doch alle sind sie auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück und dem Gefühl, angekommen zu sein. Sie verarbeiten gescheiterte Beziehungen, berufliche Erfolge oder auch Erfolglosigkeit, Lügen, Intrigen und Glück auf die unterschiedlichste Weise und zeigen so einen spannenden Einblick in die weibliche Realität der Gegenwart.

Daniela Kriens Roman „Die Liebe im Ernstfall“ ist ein faszinierende und berührendes Buch, dass einen ganz nah heranbringt an das Leben dieser fünf Frauen. Sie schreibt dabei so fließend und gleichzeitig detailliert, dass man ganz in den Strom der Sprache eintaucht und sich mitreißen lässt in die Lektüre und die Geschichten. Mich hat das Buch wirklich so gefangen genommen, dass ich in den Lesepausen regelrecht ein wenig „auftauchen“ musste und auch wenn ich nicht gelesen habe, haben mich die Geschichten der Protagonistinnen weiter beschäftigt. Selten hat mich ein Buch so wenig losgelassen und auch der Lektüre noch immer weiter gearbeitet und zu Gedanken angeregt, auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht so mitreißend daherkam. 

 „Die Liebe im Ernstfall“ ist ein besonderes und berührendes Buch, dass die Leserinnen und Leser am Leben von fünf ganz normalen Frauen teilhaben lässt. Doch gerade dadurch zeigt Daniela Krien, dass eben jede der Frauen etwas ganz besonderes ist und damit konnte sie mich von der ersten bis zur letzten Seite restlos begeistern.

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