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Freitag, 18. März 2016

Katherine Webb "Italienische Nächte"

Apulien im Jahre 1921. Die junge Engländerin Clare reist mit ihrem Stiefsohn Pip nach Gioia de Colle, um ihrem Mann Boyd beizustehen, der als Architekt für einen örtlichen Großgrundbesitzer sein Haus umgestalten soll. Doch statt eines ruhigen Sommerurlaubs erlebt Clare die Konfrontation der reichen Grundbesitzer und den hungernden Tagelöhnern hautnah mit und gerät sogar zwischen die Fronten. Während ihr Gastgeber immer geheimnisvoller für sie wird, lässt sie sich auf eine verhängnisvolle Liebesaffäre ein, die ihre ganze Familie in den Abgrund reißen könnte.
Wer bei „Italienische Nächte“ noch an eine kitschige Liebesgeschichte vor den Sonnenuntergängen der Amalfi-Küste dachte, wird im Verlauf der Geschichte äußerst positiv überrascht. Der Autorin gelingt es, Clares Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der erbitterten Kämpfe der Tagelöhner in Süditalien um ein Minimum an Nahrung und dem Aufbruch des Faschismus in Italien zu zeigen. Clare ist schockiert, als sie sich mit der Realität der einfachen Menschen konfrontiert sieht, umso mehr als sie erfährt, dass ihr Gastgeber Leandro früher selbst zu einer ihrer Familien gehörte und dennoch nichts gegen das Elend zu unternehmen scheint. Ein großes Geheimnis macht dieser zudem um die Herkunft seines Geldes, klar ist nur, dass er Clares Mann in New York kennengelernt hat.
Katherine Webb hat nicht nur eine großartige Liebesgeschichte geschrieben, sondern auch einen unglaublich spannenden Roman über die gesellschaftlichen Strukturen im Süditalien Anfang die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts, den Einfluss des ersten Weltkriegs auf die Menschen und das erste Aufblitzen des Faschismus, der Italien später im  Zweiten Weltkrieg an die Seite Deutschlands stellte. Durch die Konzentration auf einen kleinen Ort und ein streng begrenztes Personal ist es für den Leser wie der Blick durch ein Schlüsselloch auf einen kurzen Moment in Raum und Zeit, der dennoch das Leben so vieler Menschen verändert. Ein großartiges Buch, dass viel mehr hält als das romantische Cover verspricht. 

Hier geht es zur Leseprobe vom Diana Verlag. 

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