Seiten

Samstag, 23. Juli 2016

Michaela Karl "Wir brechen die 10 Gebote und uns den Hals"

Sie sind wohl das aufregendste Paar der Roaring Twenties in New York: Scott und Zelda Fitzgerald. Er hat sein ganzes Leben eigentlich nur ein Ziel: ein berühmter Autor zu werden, den man niemals vergisst. Doch als er bereits mit 44 Jahren stirbt,  fühlt er sich davon weiter entfernt denn je. Seine Romane werden nicht einmal mehr neu aufgelegt, als sie in den Läden ausverkauft sind, weil keiner sie vorrätig haben will. Die Bücher von Scott Fitzgerald werden nicht nachgefragt. Und Zelda, die Frau die er trotz aller Probleme über alles liebt und nie verlassen kann, wird an seiner Seite zum Inbegriff des „Flapper Girl“, leicht verrucht, immer ein alkoholische Getränk in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand, mischen sie die New Yorker Gesellschaft auf. Sie sind bekannt mit Dorothy Parker, Ernest Hemingway, Dos Passos und vielen anderen berühmten Intellektuellen des 20er und 30er Jahre in Amerika.
Dies ist bereits die dritte Biographie von Michaela Karl, die ich gelesen habe und wie schon bei Dorothy Parker und Bonnie und Clyde muss man sagen, sie versteht ihr Handwerk einfach. Geschickt verbindet sie historische Hintergründe mit biographischen Fakten der Hauptfiguren. Scott und Zelda sind ganz sicher streitbare Figuren, die in ihrem Leben viele Fehler gemacht und viele Menschen verletzt haben. Dennoch urteilt Karl als Autorin nicht über sie, sondern beschreibt gewissenhaft ihren inneren Zweispalt, ihren Antrieb und auch ihre Verzweiflung, ohne sie in Schutz zu nehmen oder ihre Taten zu beschönigen.
Mit „Wir brechen die 10 Gebote und uns den Hals“ hätte man wohl keinen treffenderen Titel für eine Biographie der beiden Ausnahmepersönlichkeiten der goldenen Zwanziger Jahre währen können. Jeder der sich für diese aufregende Zeit und ihren Untergang mit der Weltwirtschaftskrise ebenso interessiert wie für die intellektuelle Szene im Amerika der damaligen Zeit, sollte unbedingt die Bücher von Michaela Karl lesen.
Hier geht es zur Leseprobe im btb Verlag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen