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Dienstag, 13. September 2016

Delphine de Vigan "Nach einer wahren Geschichte"

Delphine ist völlig überrollt vom Erfolg ihres vorhergehenden Romans, als L. in ihr Leben tritt. Sie leidet unter einer Schreibblockade und schafft es einfach nicht, ihr neues Buch zu beginnen, sie ist unsicher, zerrissen und müde. In dieser Situation schleicht L. sich in ihr Leben und scheint es regelrecht zu übernehmen. Sie beeinflusst Delphine und gibt vor, sie auf die richtige Bahn bringen zu wollen, während Delphine unter ihrem Einfluss immer kleiner zu werden scheint. Doch was will L. eigentlich von Delphine? Will sie ihre Freundin sein, ihr helfen oder einfach sie sein, die Person Delphine, die so erfolgreich ist?
Delphine die Vigan nimmt den Leser in „Nach einer wahren Geschichte“ mit in eine Welt, in der sich Fiktion und Realität überschneiden und sich gegenseitig aufzulösen scheinen. Ist die Erzählerin in dem Roman, Delphine, wirklich Delphine de Vigan, die Autorin? Ist die Geschichte wahr, gab es im Leben der Autorin diese L., die ihr Leben geradezu manipuliert hat? Wir wissen es als Leser nicht und müssen es auch nicht wissen, um uns von dieser psychologisch so fein ausgearbeiteten Geschichte völlig fesseln zu lassen. So subtil geht L. vor, dass ihre Freundschaft zu Delphine zunächst eine Hilfe für sie zu sein scheint. Doch L.s radikale Vorstellung von einer Literatur, die nur die Realität beschreiben dürfe, treibt die Erzählerin Delphine immer mehr in die Ecke und in ihre totale Isolation. Am Ende scheint L. der letzte Anker zum wahren Leben zu sein, während sie gleichzeitig Delphines Verbindung zu eben diesem Leben kappt.
Delphine de Vigan beschreibt die Beziehung der beiden Frauen auf eine sehr ruhige und unaufgeregte Weise, dennoch entwickelt sich vor den Augen des Lesers ein regelrechter Psychothriller, den man nicht mehr aus der Hand legen kann. Die Abhängigkeit zwischen zwei Menschen beschreibt die Autorin so realistisch und L.s scheinbar zufälliges Handeln so glaubwürdig und nachvollziehbar, dass man als Leser ganz dicht dran ist an den Figuren und immer wieder das Bedürfnis empfindet, selbst einzugreifen und Delphine zu warnen. Delphines Gefühle erreichen uns völlig dabei anscheinend ungefiltert und sind daher umso eindringlicher beim Lesen.
Was an „Nach einer wahren Geschichte“ letztendlich Fiktion und was Realität ist, ist völlig egal. Delphine di Vigan spielt so großartig mit Erwartungen ihrer Leser, dass man von der ersten Seite gefesselt ist und wie Delphine von L. von der Geschichte völlig gefangen ist. Delphine de Vigan ist ein außergewöhnliches Buch gelungen, das einen als Leser auf beeindruckende Weise mitnimmt und auch nach der letzten Seite lange nicht mehr loslässt. 

"Nach einer wahren Geschichte" von Delphine de Vigan ist erschienen im DUMONT Verlag, hier geht es zu weitere Informationen zu dem Buch.

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