Jonathan liebt
seine Freundin Julie. Glaubt er. Also vielleicht. Und sein Job ist auch total
cool. Wenn man von der Arbeit absieht. Und dem Chef. Also alles in allem
befindet Jonathan sich in einer ziemlich unsicheren Phase seines Lebens, als er
die zwei Hunde seines Bruders in Pflege nimmt, der beruflich für sechs Monate
nach Dubai muss. Schnell stellt er fest, dass es mit Futter kaufen und
gelegentlich Gassi gehen nicht getan ist. Dante und Sissy wollen Aufmerksamkeit
und schnell entwickelt er einen ausufernden Beschützer-instinkt, wenn es um das
Wohlbefinden der beiden geht. Bei den Hunden ist Jonathan endlich er selbst.
Und als er mit Dante zum Tierarzt muss, lernt er eine Frau kennen, die gut zu
ihm zu passen scheint. Doch da ist ja auch noch Julie, die er ja irgendwie
vielleicht doch liebt. Jonathan muss also versuchen, sein Leben wieder auf die
Reihe zu bekommen.
Was auf dem
Klappentext wie eine simple Liebesgeschichte mit absehbarem Happy End klang,
entpuppte sich für mich als wunderbarer Roman über einen jungen Mann, der
sinnbildlich für eine ganze Generation gut ausgebildeter Menschen der
Generation Praktikum seinen Sinn des Lebens sucht. Er muss feststellen, dass
der Job in der einer Werbeagentur, von dem er immer geträumt hat, längst nicht
so viel Glamour (und auch lange nicht so viel Geld) bietet, wie er immer
dachte. Auch seine Freundin scheint von ihm und seinem Leben mehr erwartet zu
haben, was einen immensen Druck auf ihn ausübt, den er nur durch die Hunde
kompensieren kann.
Dante und Sissy sind nicht einfach nur Hunde, sie sie
ausgeprägte Persönlichkeiten mit Hintergedanken, Plänen und Hoffnungen. Die
Beschreibung der beiden ist so kreativ und gleichzeitig witzig, dass ich beim
Lesen schnell ein Bild der beiden hochintelligenten Tiere vor mir hatte.
Eigentlich übernehmen sie in Jonathans Leben die Kontrolle und retten ihn so
vielleicht vor der Katastrophe. Sie sind sein Fluchtpunkt, von dem ab sofort
alles in seinem Leben ausgeht, nachdem sie sein Herz und seine Wohnung erobert
haben. Man sollte sich Jonathan dennoch nicht als Freak vorstellen, er ist sehr
liebenswürdig und sympathisch, nur ohne einen Platz im Leben. Man hat als Leser
immer Lust, mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen, um ihn näher kennenzulernen.
Meg Rosoff ist
mit „Wahrscheinlich Liebe“ ein witziger und auch wenig nachdenklicher Roman
über den Zwang, irgendwann erwachsen zu werden, gelungen. Mich hat die Story
wirklich positiv überrascht und ich kann das Buch nur weiterempfehlen.
Hier geht es zur Leseprobe im Goldmann Verlag.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen