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Donnerstag, 28. September 2017

Arturo Pérez-Reverte "Der Preis, den man zahlt"

Diese Geschichte verschlägt den Leser Mitten in die Wirren des Spanischen Bürgerkriegs. Lorenzo Falcó ist Spion, jedoch nicht unbedingt aus Überzeugung, sondern aus Pragmatismus. Er bekommt den Auftrag, in feindliches Gebiet zu reisen und dort einen Gefangenen zu befreien, gemeinsam mit einem Team vor Ort. Doch dieser Einsatz stellt Falcó vor große Herausforderungen und wirft immer wieder die Frage auf, wer gegen ihn ist und wer mit ihm kämpft. Und ob er einer Frau wirklich trauen kann, die sich auf ihn einlässt.
„Der Preis, den man zahlt“ von Arturo Pérez-Reverte ist ein spannender Spioangethriller mit historischem Anstrich, der einen als Leser stellenweise sehr fordert. Es wird viel Wissen über die Parteien und den Verlauf des Bürgerkriegs vorausgesetzt, was teilweise dazu führt, dass man nicht mehr weiß, wer jetzt eigentlich auf welcher Seite und für wen kämpft. Hier hätten ein Stichwortverzeichnis, eine Karte der verschieden besetzten Gebiete und ein kurzer historischer Ablauf im Anhang dem Romans - zumindest für eine Veröffentlichung außerhalb Spaniens- sehr gut getan. Davon abgesehen hat mir der Roman aber ausgesprochen gut gefallen. Falcó ist nicht unbedingt ein Sympathieträger und sein Frauenbild aus heutiger Sicht fragwürdig, für die damalige Zeit aber wohl absolut typisch. Er ist ein Frauenheld, der dann jedoch auf eine Frau trifft, die ihm an Gerissenheit und Abenteuerlust mindestens ebenbürtig ist, was ihn sehr aus dem Tritt bringt, wie aus seinen Handlungen deutlich wird. Das hat ihn mir wiederum sympathisch gemacht hat, denn in dem kühlen und berechnenden Spion scheint doch ein Mensch zu stecken. Zum Glück verfällt der Autor nicht der Idee, jetzt eine romantisch-kitschige Liebesgeschichte zu starten, sondern bleibt seiner realistischen Erzählweise auch hier treu. Es herrscht Krieg und den will er keineswegs durch überhöhte Liebesbekundungen verklären, im Gegenteil ist „Der Preis, den man zahlt“ eine kühle und keineswegs idealisierende Darstellung des Krieges und der Kriegsparteien.

Wer von Arturo Pérez-Revertes Roman „Der Preis, den man zahlt“ einen lockeren und leichten Historienroman erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht sein, der Autor fordert einiges von seinen Lesern, bringt aber meiner Meinung nach auch sehr viel rüber mit der Figur des Lorenzo Falcó und den Beschreibungen des Bürgerkriegs. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe des Insel Verlags. 

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