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Samstag, 14. Juni 2014

Kate Morton "Das geheime Spiel"


Wenn Kate Morton eine Geschichte entwickelt, hat diese Gefühl und Spannung, sie nimmt den Leser mit in eine andere Welt und lässt ihn Figuren entdecken, die ihn berühren. Genauso ist es auch in ihrem Roman „Das geheime Spiel“, in dem die Hauptfigur Grace sich als alte Frau an ihr Leben Anfang des 20. Jahrhunderts erinnert. Damals war sie Hausmädchen bei Lord und Lady Ashburry und lernte die Kinder David, Hannah und Emmeline. Sie begleite sie durch Liebe und Verlust, Angst und Verzweiflung angesichts der Schicksalsschläge, die sie in den unsteten Zeiten während des ersten Weltkriegs und später in den wilden zwanziger Jahren ereilen. Dabei wird die Geschichte überschattet von dem alles entscheidenden Unglücksschlag, dessen wahre Entstehung nur Grace zu kennen scheint. Und so bewegt man sich mit ihr unweigerlich auf die große Katastrophe zu. 
Die authentischen Figuren und detaillierten Beschreibungen lassen einen sofort tief in die Geschichte eintauchen, so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legt. Die Personen wachsen einem ans Herz, die emanzipierte, eigensinnige Hannah ebenso wie die verzogene und vergnügungssüchtige Emmeline, die mit ihren Exzessen Ablenkung von einer lieblosen Kindheit zu suchen scheint, abgestellt bei Kindermädchen und Zofen, die jedoch keine Eltern ersetzen können. Trotz ihrer Individualität sind die Figuren auch Stereotypen ihrer Epoche. Die Frauenbewegung beginnt das Wahlrecht und Selbstbestimmung einzufordern, während es den reichen Erbinnen der englischen Oberschicht zwar nicht an Geld mangelt, aber an heiratsfähigen Männern, da viele ihrer Generation im ersten Weltkrieg starben. Der Titel von Lord oder Lady allein sind nicht mehr ausreichend, der amerikanische Geldadel beginnt mit den alteingesessenen Briten zu konkurrieren und schlägt sie wirtschaftlich ein ums andere mal. All dies fasst Kate Morton in ihrem Portrait einer Familie und ebenso einer Epoche zusammen und schafft ein umfassendes, berührendes Bild von Menschen, die mit oder gegen ihre Zeit leben. 
In „Das geheime Spiel“ nimmt die Autorin ihre Leser mit auf die Reise in eine andere Zeit und lässt einen selbst diese beim Lesen vergessen. Das sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. 

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