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Freitag, 27. Mai 2016

Jan Böttcher "Y"

Arjeta ist noch ein junges Mädchen, als sie mit ihrer Familie aus dem Kosovo nach Deutschland flieht. Sie lebt sich ein, hat eine Beziehung zu dem deutschen Jakob Schütte. Doch nach dem Krieg in Kosova (wie die Albaner Kosovo nennen), geht ihre Familie zurück und sie mit. Der Erzähler trifft sie später, ihr Sohn Leka und sein Sohn Benji haben sich in Deutschland kennengelernt, er fährt mit Benji nach Priština und lernt dort Lekas und damit auch Arjetas Familie kennen. Aber auch die Geschichte von Jakob Schütte, der in Deutschland lebt, Computerspiele entwirft und der Vater von Leka ist, der von ihm entfernt in Priština aufwächst.
Jan Böttcher beschreibt in seinem Roman „Y“ die gescheiterte Liebe von Jakob und Arjeta, aber auch das Scheitern einer ganzen Gesellschaft in einem zerstörten Land. Das Chaos von Priština steht fast gleichbedeutend neben der Unfähigkeit von Arjetas Familie, in ihrem Land wieder richtig anzukommen, etwas zu Ende zu bringen. Sie geben den Umständen die Schuld an ihrem Nicht-Weiterkommen, den „Anderen“, nie sich selbst. In Deutschland scheinen sie als Flüchtlinge in eine Opferrolle gefallen zu sein, aus der sich besonders Arjetas Vater nie wieder verabschiedet hat. Arjeta ist anders, sie engagiert sich, ist aktive Künstlerin, schafft das „Provisorium“, die künstlerische Beschreibung der ganzen Gesellschaft in Kosova.
Die Geschichte, die Jan Böttcher erzählt ist beeindruckend und ist sehr aktuell. Die Auseinandersetzung mit dem Fremden ist für Jakob Schütte ebenso wie für den Erzähler eine erschütternde, tiefgreifende Erfahrung, wie sie heute auch so viele Menschen haben, die nach Deutschland kommen. Sie sind außen vor, beobachten Arjeta und ihre Familie ohne eine Chance, wirklich dazuzugehören. 
All dies beschreibt Böttcher in einem sehr gut lesbaren und kompakten Roman, der einen als Leser von Anfang gut mitnimmt. Mir hat die Beschäftigung mit den Themen Krieg, Liebe, Nähe und Fremde in diesem Roman ausgesprochen gut gefallen, auch wenn man sich ein wenig in die Geschichte hineinarbeiten muss. Die Charaktere fliegen einem nicht zu, sie sind etwas sperrig, nicht makellos und lebensbejahend sondern auch in sich gebrochen, zweifelnd und suchend. Für jeden, der von einem Buch mehr als fröhliche Unterhaltung erwartet, ist „Y“ von Jan Böttcher absolut zu empfehlen. 

Donnerstag, 26. Mai 2016

Arno Strobel "Der Sarg"

Als Eva aufwacht, ist sie in einem Sarg gefangen – lebendig begraben, wie sie zunächst denkt, panisch versucht sie irgendwie sich zu befreien. Doch plötzlich ist sie wieder zu Hause in ihrem Bett und alles scheint normal, vielleicht doch ein Albtraum? Am nächsten Morgen bekommt die Polizei Köln einen Tipp, wo ein Unbekannter wirklich einen Menschen lebendig begraben hat, doch es ist nicht Eva, sondern ihre verhasste Halbschwester Inge, die tot in dem Sarg liegt. Die Ermittler wissen kaum, wo sie bei dem Fall ansetzen sollen und Eva wirkt immer verwirrter. Was es mit diesen Albträumen auf sich hat, kann sie sich einfach nicht erklären.
„Der Sarg“ ist ein Psychothriller der Extraklasse, gruselig, spannend und mitreißend mit spannenden und ausgefallenen Charakteren. Die Ermittler sind sehr sympathisch und ihre privaten Probleme kommen zwar kurz vor, drängen sich aber nicht in den Vordergrund der Geschichte. Die Figur der Eva hat der Autor Arno Strobel für den Leser unglaublich gut und ambivalent konstruiert, zwar mag man sie nicht uneingeschränkt, leidet aber dennoch mit ihr in ihrer Verzweiflung. Die Rückblicke in ihre Kindheit lassen aufscheinen, was für ein schweres Schicksal sie und ihre Geschwister wohl hatten, auch wenn sich erst auf den letzten Seiten alles zu einem umfassenden Bild zusammenfügt.
Der Thriller „Der Sarg“ von Arno Strobel war das erste Buch des Autors, das ich gelesen habe, aber er hat mich wirklich begeistert. Grandios nutzt er alle Möglichkeiten der Psycho- und Verwirrspielchen aus, die sich ergeben und führt den Leser die meiste Zeit an der Nase herum. Wenn man glaubt, endlich wieder die Zusammenhänge verstanden zu haben, lässt er einen mit einer neuen Enthüllung sofort wieder in die Ahnungslosigkeit taumeln. Einfach großartig und absolut empfehlenswert!


Katherine Pancol "Muchachas - Nur ein Schritt zum Glück"

Mit „Muchachas – Nur ein Schritt zum Glück“ ist der dritte und abschließende Teil von Katherine Pancols Muchachas-Trilogie jetzt bei carl’s books erschienen. Weiterhin suchen Stella, Calypso, Hortense, Joséphine und all die anderen, die man bereits kennen gelernt hat, nach ihrem Weg zum Glück. Während Stella sich nach wie vor mit ihrem gewalttätigen Vater auseinandersetzen muss, kämpft Hortense auf dem Weg zu ihrem eigenen Modehaus inzwischen mit Hilfe der reichen Gräfin Elena, die von New York aus – nicht ganz uneigennützig- die Fäden zieht. Calypso ist verliebt und fragt sich, wie ihr Leben weitergehen wird.
Der dritte Band der Muchachas bringt langsam alle Fäden zusammen und verknüpft die bekannten Geschichten. Leider kann mich die Verbindung der Storys nach wie vor nicht ganz überzeugen, dennoch macht der dritte Teil Spaß beim Lesen, da man jetzt endlich alle Figuren aus den vorherigen Bänden zusammen hat und ein Gefüge der Charaktere entsteht, das einen mit mehr Spannung lesen lässt. Die Charaktere von Pancol sind zwar größtenteils sympathisch und man folgt ihnen auch gerne durch die Geschichte, ich hätte mir teilweise aber etwas mehr Tiefe gewünscht, gerade Hortense und Joséphine sind für mich irgendwie zu flach gewesen. Obwohl sie Mutter und Tochter sind, erfährt man fast nichts über ihre Beziehung, was mir bei der Geschichte sehr gefehlt hat.

Die Muchachas-Reihe hat mir größtenteils gut gefallen, mit einigen Schwächen bei der Verknüpfung der Geschichten. Meiner Meinung nach hätte es Sinn gemacht, die Geschichten stärker getrennt in einzelnen Büchern zu erzählen, statt sie über drei Bände zu verknüpfen, da ich die Storys an sich sehr stark fand. Eine gute, wenn auch nicht überragende Trilogie über wirklich spannende und starke Frauen. 

Hier geht es zur Leseprobe von carl's books. 

Die Lovelybox ist da

Die #Lovelybox ist nun endlich auch bei mir angekommen, nachdem der Postbote sie schon vor mir verstecken wollte. Ich freue mich sehr über die Bücher, auch wenn ich "Romeo und Romy" gerade schon gelesen habe. Aber ich finde sicher jemanden, der sich sehr über das Buch freuen wird und es noch nicht kennt. Auch die Lesezeichen sind wieder super, besonders die Eule, die ich bisher noch gar nicht kannte. 
Also ein großes Dankeschön an das das ganze Team von Lovelybooks für diese großartige Box und die vielen schönen Lesestunden, die mich erwarten!


Dienstag, 24. Mai 2016

Katherine Pancol "Muchachas - Kopfüber ins Leben"

Die Geschichte der „Muchachas“ geht weiter. Calypso studiert in New York gemeinsam mit Gary an der Guilliard School, während Garys Freundin Hortense Cortès daran arbeitet, endlich als Designerin durchstarten zu können. Dabei helfen soll ihr die reiche Französin Elena, die über den beiden wohnt. In Paris fürchtet Hortenses Mutter Joséphine gleichzeitig um ihre Beziehung zu Philippe und um ihre Sicherheit. Denn ein fremder Mann besucht ihre Vorlesungen in Lyon und scheint sie zu verfolgen. Wo soll das nur alles hinführen?
Der zweite Band der Muchachas-Reihe von Kathryn Pancol greift die aus dem ersten Band bekannten Geschichten wieder auf, lässt jedoch Stella, die im ersten Teil noch die Hauptfigur war, fast gänzlich außen vor. Das fand ich sehr schade, da so die neu entstandenen Beziehungen für den Leser fast wieder verloren gegangen sind. Auch wenn die Geschichte um Calypso und Hortense jetzt voranschreitet, empfand ich diesen Teil als etwas belanglos, als wäre er nur das benötigte Mittelstück zwischen Teil eins und drei, um die Übergänge für das Finale zu bauen. Wie schon im ersten Teil wird für mich nicht klar, warum die Geschichten oft unstrukturiert nebeneinander stehen. Um eine klare Reihe aus drei Bänden zu ergeben, hätten die Geschichten für mich stärker verbunden werden müssen, so wirkt es wie ein etwas verkrampfter Versuch, unabhängige Storys aneinander zu binden. Die verschiedenen Themen und Figuren wären vielleicht besser zur Geltung gekommen, wenn sie in unabhängigen Romanen dargestellt worden wären. So wirken auf mich alle etwas verloren. 

Der zweite Teil „Muchachas - Kopfüber ins Leben“ hat mich leider etwas enttäuscht, auch wenn die Sprache von Pancol nach wie vor flüssig und gut lesbar ist, fehlt es für mich an Struktur und Zusammenhang, um eine gute Serie abzugeben. 

Hier geht es zur Leseprobe von Carl's books.

Sonntag, 22. Mai 2016

Michaela Karl "Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber"

Bei „Nochein Martini und ich lieg unterm Gastgeber“ handelt es sich zwar um eine Biographie, doch das Leben von Dorothy Parker liest sich wie ein Roman. Noch jung löst sich von ihrem jüdischen New Yorker Elternhaus und heiratet Eddie Parker, dessen Namen sie ihr Leben lang führen wird. Sie schreibt Kurzgeschichten und Theaterkritiken, die die New Yorker Theaterszene zittern lassen und gründet den berühmten „Round Table“ im Hotel Alongquin in Manhattan mit, wo sie sich jeden Mittag zum Lunch mit den Intellektuellen und Berühmtheiten der 20eer Jahre New Yorks trifft. Sie haben zwar kein Geld, aber sie trinken Alkohol wie andere Wasser. Der Alkohol wird auch lebenslang Dorothy Parkers größtes Laster sein- auch wenn sie selbst es wohl nie so bewerten würde.
Michaela Karl ist eine großartige Biographie dieser schillernden Person des New Yorks der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts gelungen. Obwohl die zahlreichen Schwächen von Dorothy Parker in der Beschreibung sehr deutlich werden und sie keineswegs nur positiv wegkommt, merkt man der Autorin an, dass sie Dorothy Parker sehr schätzt und bewundert. Dabei ist das Leben der berühmten Autorin keineswegs trocken beschrieben, als Leser hat man Gefühl mit ihr und F. Scott Fitzgerald am Tisch zu sitzen oder einer Auseinandersetzung mit Ernest Hemingway direkt beizuwohnen.
Michaela Karls Biographie von Dorothy Parker hätte wohl keine passenderen Titel als „Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber“ haben könne, so selbstzerstörerisch wie Dorothy Parker ihr ganzes Leben zelebrierte. Dieses Buch ist auf jeden Fall eine großartige Biographie über eine herausragende Persönlichkeit, spannend nicht für Fans von Dorothy Parker, sondern für alle, die sich für die amerikanische Literatur des beginnenden 20. Jahrhunderts interessieren und eine ihrer schillerndsten Personen kennen lernen wollen. 

Hier geht es zur Leseprobe des btb Verlags.

Freitag, 20. Mai 2016

Alexandra Zöbeli "Die Rosen von Abbotswood Castle"

Hetty hat genug von ihrer Familie: Für ihren Mann ist sie nur noch die Haushälterin und ihre Tochter kommt nur noch nach Hause, um sich die Wäsche waschen zu lassen. Als ihre Eltern und ihre Schwester auch noch ihren Geburtstag vergessen, fährt sie kurzentschlossen nach Schottland, um dort einen unbekannten Großonkel zu pflegen. Dort will sie sich in Ruhe Gedanken machen, wie es weitergehen soll und hofft, dass ihre Familie endlich merkt, was sie an ihr hat.
Hetty ist eine durch und durch sympathische Hauptfigur, mit der man von der ersten Seite an mitfühlt. Ihre Familie scheint wirklich blind zu sein, dass sie nicht sieht, wie sehr sie sich für alle aufopfert und tut was sie kann, um alles am Laufen zu halten. In Schottland hat sie nach anfänglichen Differenzen mit dem Großonkel Max endlich die Möglichkeit, mal an sich selbst zu denken und ist umgeben von Menschen, die sie zu schätzen wissen. Dies gibt ihr auch das Selbstbewusstsein, ihr Leben wieder in Griff zu kriegen. Das und die Bekanntschaft mit Rose, einer ehemaligen Schlossbewohnerin, die jetzt als Geist durch das alte Gemäuer irrt und nicht zu ihrem Geliebten in den Tod gehen darf. Was so abwegig klingt, erzählt die Autorin Alexandra Zöbeli jedoch sehr sympathisch und gar nicht mystisch-verklärt, so dass man die Geschichte gerne liest und Hetty und Rose einfach nur das Beste wünscht.

Mir hat „Die Rosen von Abbotswood Castle“ sehr gut gefallen, es ist ein schönes und entspanntes Buch über eine Frau, die ihren Weg sucht. Stellenweise ist ein klein wenig klischeehaft und vorhersehbar, aber als leichte Literatur lässt es sich großartig lesen und bereitet einem als Leser viel Freude. 

Mittwoch, 18. Mai 2016

Andreas Izquierdo "Romeo und Romy"

Romeo und Romy


Romy ist am Ende, als sie in ihrem Heimatort Großzerlitsch ankommt: Ihre Karriere als Schauspielerin ist gescheitert, in ihrem Job als Souffleuse wurde sie gefeuert und jetzt ist auch noch ihre Oma Lene, die sie als Mutterersatz großgezogen hat, gestorben. Verzweifelt vergräbt sie sich auf dem geerbten Hof ihrer Oma und fügt sich wieder in das Dorfleben ein. Dort muss sie jedoch feststellen, dass auch den ganzen alten Leuten, die sie von Kindertagen an kennt, der Lebenswille abhanden gekommen zu sein scheint. Eine neue Idee muss her und die hat Romy schnell. Aus der alten Scheune auf ihrem Hof soll ein elisabethanisches Theater entstehen, indem sie alle Schauspieler sind.
„Romeo und Romyo“ ist eine heitere aber stellenweise auch nachdenkliche Geschichte darüber, was das Leben ausmacht. Romy lernt, dass es nicht nur Erfolg ist, der glücklich macht, sondern das Zusammenleben mit Menschen, die ihr am Herzen liegen. Ihr Scheitern nehmen die Menschen ihr nicht übel, sondern setzen gemeinsam mit ihr einen Traum um. All das erzählt der Autor Andreas Izquierdo so leicht und warmherzig, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand packen kann. Jede Figur dieses Romans ist in seiner Form einzigartig und liebenswert. Kein Wunder, dass Romy versucht, ihnen allen zu helfen. Doch sie muss auch feststellen, dass gute Absichten nicht immer zu einem guten Ergebnis führen und dass man nicht jedem Menschen trauen kann.
„Romeo und Romy“ ist ein wunderbare Buch über Freundschaften, Liebe und Zusammenhalt. Eine wunderbare Lektüre für den beginnenden Sommer, die einen zufrieden aber auch ein wenig nachdenklich mit der Frage zurücklässt, was im Leben eigentlich zählt.

Montag, 16. Mai 2016

Moritz Matthies "Letzte Runde"

Rays Leben hat sich seit seinem letzten Fall verändert. Sein Bruder Rufus ist Vater geworden und kümmert sich nur noch um seinen Sohn Archimedes (genauso ein Klug- scheißer wie sein Vater), er will sich aus dem Privatdetektiv-Business zurückziehen. Ebenso sein Partner Phil, der mit Frau und Kind in einem Reihenhaus lebt und für Siemens arbeitet. Rays Leben droht in die völlige Langeweile abzurutschen, als plötzlich jemand nachts sein Unwesen im Zoo treibt. Dem Löwen wird seine Mähne abrasiert und dem Elefanten werden die Stoßzähne gestohlen. Kurzerhand findet sich das alte Detektiv-Team wieder zusammen, um den letzten gemeinsamen Fall zu lösen.
Das Hörbuch wird wie die Vorgänger auch grandios gelesen von Christoph Maria Herbst. Niemand sonst könnte Rufus und Ray so großartig Leben einhauchen, ihr Charakter wird dadurch noch deutlicher und als Hörer hat man eine Menge Spaß. Auch die vielen anderen Tiere, die wieder dabei sind (vom Gorilla Kong über die dämlichen Flamingos bis zum Löwen Kuntze) kommen gut zur Geltung und bekommen jeder eine eigene Stimme und Eigenart. Dabei sind die Ermittlungen von Ray, Rufus und Phil nicht nur lustig und kurzweilig, sondern auch wirklich spannend. Denn wer Interesse daran hat, den Tieren im Zoo das anzutun, steht schnell fest. Die Person zu fassen ist aber noch einmal teuflisch schwer und sehr mitreißend für den Hörer.

Es bleibt zu hoffen, das "Letzte Runde“ doch nicht wirklich der letzte Fall der Berliner Erdmännchen-Crew von Moritz Matthies ist, denn dieses tierische Ermittlerduo macht unheimlich viel Spaß. 

Dienstag, 10. Mai 2016

Fabio Genovesi "Der Sommer, in dem wir das Leben neu erfanden"

Nachdem Tod ihres Bruders Luca durch einen Surfunfall in Frankreich, bricht für Luna und ihre Mutter eine Welt zusammen. Doch dann glaubt sie, ihr Bruder schicke ihr Zeichen und will, dass Sie auf einen Ausflug fährt. Mit dabei sein sollen Lucas ehemaliger Lehrer und inzwischen Katechet von Luna, Sandro, ihr Freund Zot mit seinem verrückten Großvater Ferro und ihre Mutter Serena. Eine sehr bunte Mischung macht sich also auf den Weg, das Geheimnis um Lucas Botschaften zu lösen – wenn sie denn wirklich von Luca stammen.
Nach dem Klappentext und dem Cover hatte ich eigentlich eine bunte Geschichte über einen Roadtrip erwartet, dieser Ausflug macht jedoch nur einen sehr kleinen Teil der Story aus. Die Figuren sind alle sehr skurril und bieten eine lustige Mischung, was ich am Anfang noch sehr unterhaltsam fand. Mit dem Verlauf der Lektüre werden die Ideen und Nebengeschichten jedoch immer abwegiger, so dass die Geschichte für mich sehr viel verloren hat, weil einfach nur noch einzelne Ideen im Vordergrund standen, statt einer gesamten Idee für die Geschichte. Die schien spätestens auf der Hälfte der Geschichte verloren gegangen zu sein. Die Nebengeschichte um Sandros Freunde Marino und Rambo hatte dann auch keine Bedeutung mehr, weil sie völlig losgelöst vom eigentlichen Plot und ohne jegliche Beziehung zu der Gruppe auf dem Ausflug erzählt wurde.
Leider hat mir das Buch "Der Sommer, in dem wir das Leben neu erfanden" von Fabio Genovesi nicht so gut gefallen, wie ich erwartet hatte. Es ließ sich zwar gut lesen und hatte einige schöne Momente, die gesamte Geschichte war mir jedoch zu planlos und die Charaktere zu abgedreht, um ihn wirklich folgen und mitfühlen zu können.

Hier geht es zur Leseprobe des Insel Verlags. 

Montag, 9. Mai 2016

Alexander von Schönburg "Weltgeschichte to go"

Kann man die Weltgeschichte auf 250 Seiten zusammen fassen? Alexander von Schönburg versucht genau das, und er ist damit sehr erfolgreich. So viele Ereignisse denkt man zunächst, so viele Zahlen und Personen, da muss zwangsläufig etwas vergessen werden. Doch hier wird nichts vergessen, die Auslassung ist quasi selbst das Konzept. Indem von Schönburg sich nicht von Ereignis zu Ereignis hangelt, wie man es aus dem Geschichtsunterricht kennt, sondern den großen Bogen schlägt über mehrere Jahrtausende Menschheits- geschichte, macht er Geschichte gut lesbar und beim Leser bleibt dennoch so einiges hängen.
Wichtig ist hierbei nicht in welchem Jahr, an welchem Tag, welche Revolution stattfand, sondern welche Ideen und Personen zu welchen Umständen  und schlussendlich Ereignissen führten. All dies wird aus einer übergeordneten Perspektive erzählt und auch das nicht rein chronologisch, sondern nach Themen sortiert: Wer waren die bösesten Figuren der Geschichte? Was die wichtigsten Ideen? Welche Städte hatten den meisten Einfluss oder bestimmen auch heute noch Bereiche unseres Lebens? Es macht einfach Spaß, diesen Ritt durch die Menschheitsgeschichte entlang einer großen übergeordneten Linie zu begleiten und den häufig sehr klugen Gedanken des Autors zu folgen. 
Am Anfang erschien mir das ganze Buch ein abwegiges Projekt, doch nach der Lektüre kann ich nur sagen, dass eine großartige Idee sehr gut und unterhaltsam umgesetzt wurde. „Weltgeschichte to go“ funktioniert offensichtlich genauso gut wie Coffee to go.

Hier geht es zur Leseprobe des Rowohlt Verlags. 

Freitag, 6. Mai 2016

Jonas Jonasson "Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“

Was passiert, wenn ein verurteilter Mörder, der Rezeptionist einer billigen Pension und eine gefeuerte und eindeutig nicht gläubige Pfarrerin aufeinander treffen? Jonas Jonasson hat dafür eine ganz eigene Idee: Sie gründen ein Unternehmen. Gegen Geld kann man bei Ihnen gebrochene Beine oder eine schöne Schlägerei buchen, alles, was der durchschnittliche Kriminelle gebrauchen könnte, um gegenüber säumigen Zahlern oder alten Erzfeinden seinen Willen durchzusetzen. Was als gute Geschäftsidee startet, bricht in sich zusammen, als Mörder-Anders zu Jesus findet und fortan jegliche Gewalt verweigert. Wie soll es jetzt weitergehen mit dem gemeinsamen Unternehmen?
Jonas Jonassons Roman „Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“ ist alles, was vom Autor schon aus den vorherigen Roman kennt: skurril, witzig, unterhaltsam mit einer winzigen Spur von Moral und Nachdenklichkeit. Auf jeden Fall ist auch diese Geschichte wieder ein großartiges Lesevergnügen, das seines Gleichen sucht. Selten trifft man auf so pragmatische und gleichzeitig absonderliche Charaktere wie bei Jonasson, die aus jeder Situation noch einen Gewinn zu ziehen scheinen und mit einer schier maßlosen Kreativität die Regeln der Gesellschaft auf den Kopf stellen. Dennoch entwickeln sie sich in der Geschichte weiter, hinterfragen ihr tun und haben auch immer eine passende Rechtfertigung für alles zur Hand.
„Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“ ist wie ein bunter Kinofilm im Kopf, der bloß niemals aufhören soll. Ein Buch, das süchtig macht und sich damit großartig im Bücherregal einreihen lässt neben „Die Analpabetin, die rechnen konnte“ und „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Ich warte schon jetzt sehnsüchtig auf den nächsten Roman von Jonasson. 

Erschienen ist der Roman am 7. April 2016 bei carl's books.

Mittwoch, 4. Mai 2016

David Safier "Mieses Karma hoch 2"

Viel vorzuweisen hat Daisy Becker in ihrem Leben bisher nicht: eine gescheiterte Schauspielkarriere, keine Ausbildung, ein WG-Zimmer, dessen Miete seit Monaten nicht bezahlt wurde und jetzt ist sie auch noch mit dem Mann im Bett gelandet, in den ihre Mitbewohnerin seit langem verknallt ist. Schlimmer kann es kaum kommen, denkt sie sich – doch es kommt schlimmer. Als sie überraschend eine Nebenrolle im neuen Bond-Film übernehmen soll, lernt sie den arroganten Schauspieler Marc Barton kennen und stirbt mit ihm bei einem Autounfall. Wie zu vermuten habe beide wenig gutes Karma angesammelt und müssen sich fortan wiedergeboren als Ameisen durchschlagen, um endlich gutes Karma zu sammeln und ihr Leben zu sortieren.
Wie schon der erste Teil ist „Mieses Karma hoch 2“ ein witziges und unterhaltsames Buch über die Suche nach dem Guten im Leben und die Erkenntnis, dass man nicht weit kommt, wenn man immer nur an sich selbst denkt. Sowohl Daisy als auch Marc erkennen in Ameisen-Gestalt plötzlich, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist und kämpfen um eine Verwandlung zu etwas größerem, vielleicht auch kommunikativerem aus dem Tierreich, um Fehler wiedergutmachen zu können. Dabei treffen Sie unter anderem auf den wiedergeborenen Casanova, der sich ebenfalls als Ameise zurechtfinden muss.

Das Hörbuch, großartig gelesen von Nana Spier und mit Gasteinsätzen von Christoph Maria Herbst als Casanova, ist äußerst kurzweilig, skurril und witzig. Wer schon „Mieses Karma“ mochte, wird diese Geschichte auch gerne lesen oder hören, auf ein paar Albernheiten und seltsame Zufälle muss man sich zwar gefasst machen, aber damit kann man ja rechnen, wenn die Geschichte teilweise von wiedergeborenen (betrunkenen) Ameisen erzählt wird, die es nicht einmal schaffen, ihren eigenen Namen fehlerlos auszusprechen. Meiner Meinung nach ist das Hörbuch sehr empfehlenswert. 

Montag, 2. Mai 2016

Die LovelyBox



Was für ein Glück, ich gehöre zu den Gewinnern der LovelyBox und darf mich bald auf ein Buchpaket freuen! Vielen Dank, liebes Team von Lovelybooks, ich freue mich schon sehr auf die Bücher! Natürlich werde ich hier darüber berichten, was sich in der Box befindet!


Thea Dorn "Die Unglückseligen"

Dr. Johanna Mawet ist Naturwissenschaftlerin und versucht in ihrer Arbeit dem ewigen Leben auf die Spur zu kommen. Tod und Krankheit sind ihr ein Graus und so forscht sie mit Mäusen und Zebrafischen, um irgendwann dem Menschen Unsterblichkeit zu verschaffen. Während eines Forschungsaufenthaltes trifft sie auf Johann Ritter, der behauptet, ein bereits 1776 geborener deutscher Physiker zu sein. Wie besessen wird Johanna von Ritter und seiner Geschichte, alles andere spielt keine Rolle mehr, nur noch diesem Menschen will sie erforschen, hinter sein Geheimnis kommen und damit die Menschheit unsterblich machen.
Theo Dorn hat mit „Die Unglückseligen“ einen regelrechten Gruselroman geschrieben über die Abgründe der Menschen und den fanatischen Glauben an die unendlichen Möglichkeiten der Forschung. Johanna beginnt die Geschichte als angesehene Wissenschaftlerin und stürzt sich dann selbst in einen Abgrund aus geradezu manischer Besessenheit und Wahnsinn. Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt: einmal von der Wissenschaftlerin Johanna Mawet, dann vom unglaublich alten Johann Ritter und von einem unbekannten Erzähler, der immer wieder andeutet, er könnte der Teufel höchstpersönlich sein, der sein Spielchen mit Johanna treibt und sie so langsam in seinen Bannkreis zieht.
Durch die Stilwechsel wird das Buch besonders abwechslungsreich und wie ein Voyeur kann man nicht anders, als Johanna in ihren Untergang zu folgen und immer weiterzulesen. Sie gibt alles auf, wofür sie gelebt hat, riskiert ihren Ruf und ihre Zukunft, um herausfinden, was es mit Ritter auf sich hat. Ob es wirklich der Teufel ist, der seine Spielchen mit ihr treibt oder ihr wahnwitziger Ehrgeiz, der sie auf diesen Weg schickt? Wie Faust bewegt sie sich auf einem schmalen Grat, der sie in einen Abgrund reißt und lässt sich verführen, an die unendlichen Möglichkeiten zu glauben. Die Autorin hat mit „Die Unglückseligen“ einen meisterhaften Roman geschrieben, in dem sie Motive des Faust in die moderne Welt überträgt und großartig lesbar macht. Nicht ohne Gruseln bleibt man als Leser am Ende zurück und der Stoff beschäftigt einen auch nach der letzten Seite des Buches noch weiter. Ein großartiger Roman, der zu Recht die volle Aufmerksamkeit seines Lesers einfordert.



Takashi Hiraide "Der Gast im Garten"



Chibi ist eine Katze, die auf einem großen Grundstück bei einer Familie lebt. Im Gartenhaus nebenan lebt ziemlich glücklich und zufrieden ein kinderloses Ehepaar, beide arbeiten in der Literaturbranche, haben einen abwechslungsreichen Freundeskreis und mögen ihr Haus mit Garten sehr. Eines Tages besucht Chibi eben diese Nachbarn und schließt mit ihnen Freundschaft. Immer öfter kommt die kleine Katze zu Besuch und schleicht sich klammheimlich in Leben und Herz des Ehepaares. Kleine Abläufe des Alltags ändern sich plötzlich und viele Dinge drehen sich darum, es Chibi so angenehm wie möglich zu machen, damit sie wieder kommt, obwohl sie eigentlich nicht dort lebt.
„Der Gast im Garten“ ist eine kleine leise Geschichte über Liebe, Freundschaft und Verlässlichkeit, die einen als Leser mit ihrem ganz eigenen Zauber gefangen nimmt. Es sind keine großen Momente oder bombastische Emotionen, die im Leben des Ehepaares das Zentrum bilden, sondern die kleinen Verschiebungen, die Chibi mit sich bringt, in dem sie in das Leben eindringt. Doch wie der Titel es auch schon sagt, ist sie nur ein Gast, ein Zuschauer von außen, der nicht ganz dazugehört und vielleicht auch nicht heimisch werden möchte. Jeden Morgen geht Chibi pünktlich zu ihrer Familie um den Sohn zur Schule zu verabschieden. Dennoch ist das Ehepaar im Gartenhaus nicht unzufrieden mit ihrer Situation, ihren Gast im Garten immer nur zeitweise zu haben, auch wenn sie ihn auf keinen Fall mehr missen wollen.
Mir hat die Geschichte um Chibi und ihr Gastspiel im Leben des Ehepaares im Gartenhaus sehr gut gefallen, gerade weil die Geschichte so ruhig und gleichzeitig so schön und bewegend war. Wie schnell man sein Herz an etwas hängt und es dann vermisst, obwohl man vorher glücklich und zufrieden war, ist hier sehr schön beschrieben. Eine wunderbare kleine Geschichte über Freundschaft, die ich jedem ans Herz legen kann.