Montag, 9. April 2012

Nicholas Evans "Die wir am meisten lieben"


Es ist 1959 als Tommy von seinen Eltern in England aufs Internat geschickt wird. Er hasst es dort, wird von den anderen Jungs gemobbt und die Lehrer schlagen erst zu und fragen dann, was passiert ist. Zur gleichen Zeit beginnt seine Schwester eine Karriere als Schauspielerin und bekommt die Chance nach Hollywood zu gehen und nimmt Tommy kurz entschlossen mit. 
Jahre später gerät Tommys Sohn selbst in Schwierigkeiten und er muss sich die Frage stellen, inwieweit er überhaupt ein guter Vater für seinen Sohn sein kann, wer er seine eigene Familiengeschichte verschweigt und zu vergessen versucht.Die Idee von Nicholas Evans an sich ist gut, die Geschichte bietet eine Menge erzählerischer Möglichkeiten. Immer abwechselnd zwischen der 50er Jahren und der Gegenwart erzählt er von Tommy Lebensgeschichte, den Menschen mit denen er zu tun hatte und die ihn beeinflusst haben. Die ganze Zeit ist klar, dass irgendetwas schreckliches passiert ist, was er bisher niemandem erzählt hat. Dass sein Sohn als Soldat im Irak Menschen erschossen haben soll, hilflose Zivilisten, macht auch ihn völlig hilflos.
Leider kratzt der Autor die ganze Zeit nur an der Oberfläche der Persönlichkeiten und entwickelt die Geschichte nicht richtig tiefgehend. Viele Dinge bleiben offen zurück und oder wirken belanglos und passen nicht richtig zur Geschichte. Da ergeht er sich erst ausgiebig in Andeutungen über eine mögliche Beziehung zu einer jüngeren Frau, die plötzlich völlig aus der Geschichte verschwindet. Am Anfang spielt es eine große Rolle, dass er Alkoholiker war, irgendwann verschwindet dieser für seine Persönlichkeit zunächst noch so wichtige Aspekt völlig in der Versenkung.
 Der Roman lässt sich gut lesen, man bleibt als Leser aber mit vielen offenen Fragen zurück und man fragt sich, was das eigentlich jetzt alles sollte, warum das Leben von Tommy erzählt wurde. Im Großen und Ganzen erscheint die Geschichte einfach nicht ausgereift, um als Roman zu funktionieren. 

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