Dienstag, 25. Februar 2014

Isabel Beto "Die Bucht des grünen Mondes"


Die Geschichte beginnt in Berlin Ende des 19. Jahrhunderts. Amely ist die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns und verliebt in dessen Mitarbeiter im Kontor Julius. Einer Verlobung scheint nichts im Weg zu stehen, als ihr Vater ihr mitteilt, dass sie einen Geschäftsfreund von ihm in Brasilien heiraten soll.  Kurzerhand wird sie mit ihrer Zofe nach Manaus geschickt, wo ihr alter cholerischer Ehemann sie erwartet. Als ihr Leben völlig hoffnungslos wird, flieht sie in den Urwald des Amazonas und lebt dort bei einem eingeborenen Stamm und verliebt sich in einen Krieger. Dennoch muss sie irgendwann nach Manaus zurückkehren, will sie ein Zukunft mit ihrem Geliebten haben.
Der Klappentext verspricht die Geschichte einer großen Liebe, in Wirklichkeit scheint Amely sich aber in fast jeden jungen gut aussehenden Mann in ihrer Umgebung verlieben zu können. Erst Julius in Deutschland, dann ein Angestellter ihres Mannes auf den Kautschukplantagen und später der Krieger im Urwald. Der Charakter erscheint extrem wankelmütig und unreif, was das Lesen stellenweise sehr anstrengend macht. Die meisten ihrer Handlungen kann die Autorin schlichtweg nicht so begründen, dass man ihr Handeln verstehen kann. Die Männer sind allesamt wandelnde Klischees, der herrische Vater, der gute fast-Verlobte mit mangelnder Bildung, der cholerische alte Ehemann, der tapfere mutige Krieger - viel Phantasie bei der Entwicklung der Charaktere hat Isabel Beto leider nicht gehabt. Diese Oberflächlichkeiten sind einfach zu störend, um der Handlung noch irgendwelche Glaubwürdigkeit abgewinnen zu können. Dass dann auch noch der totgeglaubte Sohn ihres Mannes plötzlich im Urwald auftaucht, passt dann wirklich nahtlos in die Ansammlung von Klischees aller Liebes- und Kolonialromane. 
Wer auf der Suche nach leichter Kost ohne großen Anspruch an Logik und Realität ist, kann mit dem Buch sicher seine Freude haben. Wer sich aber für gute (Liebes-)Romane interessiert, die in fernen Ländern spielen, sollte lieber bei Autoren wie Sarah Lark und Barbara Wood suchen. 

Donnerstag, 20. Februar 2014

Jörg Maurer "Niedertracht"


Auf einem Felsvorsprung wird eine nahezu mumifizierte Leiche gefunden. Zunächst scheint es sich um einen Wanderer zu handeln, der die Orientierung verloren hat und dort verhungert und verdurstet ist. Doch als Kommissar Jennerwein und sein Team sich den Inhalt des Rucksacks des Kletterers angucken und seine Kleidung wird schnell klar, dass der Mann gezielt am Berg ausgesetzt wurde. Doch wieso sollte jemand so etwas grausames tun? Bald kommen weitere Fälle dazu und es wird deutlich, dass jemand ein regelrechtes Experiment mit Menschen in Extremsituationen durchführt. Der ruhige Kurort wird wieder einmal von einem kuriosen Kriminalfall erschüttert und Kommissar Jennerwein muss sein kreativ werden, um den Täter zu finden. 
Ein Krimi vor idyllischem Alpenpanorama - wie schon im ersten Krimi von Jörg Maurer trifft hier beschauliches Treiben auf einen perfiden Mörder, der die Polizei und das gesamte Dorf in Atem hält. Die Figuren erscheinen jedoch platter und einfallsloser beschrieben als in „Föhnlage“ und da Teile der Geschichte aus Sicht des Täters erzählt werden und das Motiv schnell klar ist, fehlt auch einfach die Spannung in der ganzen Story. Zwar quält man sich beim Lesen nicht von Seite zu Seite, es wirkt jedoch alles belanglos, so dass das Buch wenig in Erinnerung bleibt und einen nicht mitreißt. Die Grundidee hätte zu einem spannenden Krimi führen können, wenn die Auflösung nicht so naheliegend und die Charaktere farblos geblieben wären. 
Jörg Maurers Krimi „Niedertracht“ fällt eindeutig in die Kategorie „Kann man lesen, muss man aber nicht“. Der erste Teil der Reihe war deutlich besser geschrieben. 

Montag, 3. Februar 2014

David Baldacci "Im Bruchteil der Sekunde"


Nur eine Sekunde der Unaufmerksamkeit reicht aus, um Sean Kings Leben zu ruinieren. Als Secret Service Agent Sean King einen Präsidentschaftskandidaten schützen soll und dieser erschossen wird, muss er ein neues Leben anfangen und den Secret Service hinter sich lassen. Ungefähr 15 Jahre später hat er sich gut eingerichtet, er hat Jura studiert und eine Anwaltskanzlei, ein Haus an einem See und ein ruhiges Leben. Doch dann wird ein Präsidentschaftskandidat entführt und die zuständige Agentin nimmt Kontakt zu ihm auf, um Erfahrungen auszutauschen. Die beiden fangen an, zu ermitteln und stoßen auf eine Verbindung zwischen ihren beiden Fällen. Gleichzeit gibt es in ihrem Umfeld immer mehr Morde, als würden die Täter sich langsam an sie heran arbeiten. Die beiden müssen sich mit der Lösung des Falls beeilen, wenn sie nicht selbst die nächsten Opfer sein wollen.
„Im Bruchteil der Sekunde“ ist der perfekte Titel für dieses Buch, denn beide Agenten haben ihre Schutzperson in einem minimal kleinen Zeitfenster verloren, in dem sie unaufmerksam waren. Die Story ist zwar gut zu lesen und es kommt keine Langeweile auf, dennoch bleibt das Buch hinter früheren Krimis des Autors David Baldacci zurück. Die Verbindung zwischen den Fällen und der Hintergrund des ganzen wirken oft zu konstruiert, um noch glaubwürdig zu sein. Zudem gibt es wenig Überraschungen, oft deutete sich schon Seiten vorher an, was später passiert und Sean und Michelle lassen sich sehr leicht in Fallen locken, die die Täter ihnen stellen, ohne groß die Gefahr der Situation zu reflektieren. Für zwei Agenten des Secret Service wirkt das teilweise schon sehr dümmlich. Vom Stil ist das Buch jedoch recht spannend geschrieben und es lässt sich schnell und flüssig lesen, ohne dass das Bedürfnis entsteht, es möge doch bitte endlich zu Ende sein. 
David Baldacchi hat mit „Im Bruchteil der Sekunde“ einen soliden, jedoch wenig spektakulären Krimi abgeliefert, der einem kaum in Erinnerung bleiben wird.