Donnerstag, 30. Mai 2019

Zehn Fragen an Sy Montgomery

© Mathew Lomanno

Sy Montgomery wurde 1958 in Frankfurt geboren und lebt in den USA. Mit ihren Büchern „Rendezvous mit einen Oktopus“ und „Einfach Mensch sein“, die beide in Deutschland im Diogenes Verlag erschienen sind, bringt sie ihren Lesern das Verhalten und die Gefühle von Tieren näher und regt dazu an, sie uns öfter einmal zum Vorbild zu nehmen, anstatt sie nur als untergeordnete Arten wahrzunehmen. Aus ihren Erzählungen spricht die große Anerkennung und Bewunderung für die Natur in all ihren Formen und Ausprägungen, was die Lektüre so bewegend und außergewöhnlich macht. Für Sarahs Bücherregal hat sich Sy Montgomery die Zeit genommen, die Fragebogen „Zehn Fragen an …“ zu beantworten.

1) Am frühen Morgen - Kaffee oder Tee?
Kaffee, wenn es welchen gibt. Tee, wenn nicht.

2) Wofür sind Sie dankbar?
Meinen Ehemann und unseren Border Collie, Thurber. Unsere Farm mit ihren Feldern, jeden einzelnen Baum, Busch, jede Blume und jeden Halm darauf – besonders unseren gewaltigen Ahorn und unseren 120 Jahre alten Apfelbaum. Unsere Freunde, Menschen und andere. Die Vögel in unserem Vogelhaus. Die wilden Truthähne. Die Sterne, für meine Sinne und all die anderen Sinne, die Tiere haben, die ich mir nur vorstellen kann. Für Schnee und Regen, Essen und Trinken, Gesundheit und Glück – nicht nur für mich, sondern für alle.

3) Urlaub - in die Berge oder an den Strand?
Berge – Thurber versteht den Strand nicht so richtig.

4) Ihr Lieblingsbuch?
Charlotte’s Web von EB White.

5) Ihr Tipp, wenn es mal stressig wird?
Schau auf deine Lehrer und wisse, dass sie immer bei dir sind, in so vielen Formen. Erinnere dich, dass sie vielleicht auch eine bewegliche Nasenscheibe und einen Ringelschwanz haben können.

6) Welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachttisch?
Ich schlafe wortwörtlich neben einem Bücherregal! Kürzlich gelesen habe ich „Mamas Last Hug: Human and Animal Emotion“ von Frans Waal

7) Welches Buch könnten Sie immer wieder lesen?
„In The Memory House“ von meinem Ehemann, Howard Mansfield.

8) Ihr Berufswunsch als Kind?
Bevor ich lesen konnte, wollte ich Tierärztin werden. Aber kurz danach lernte ich zu lesen und wollte eine Autorin sein, die auf eine Art und Weise über Tiere schreibt, die Menschen dazu bewegt, sich so sehr um sie sorgen, dass es unseren Weg verändert und das Aussterben von Arten und Grausamkeit gegen einzelne Wesen verhindert.

9) Mit wem würden Sie gerne einen Tag Ihr Leben tauschen?
Prof. Ludvik von Drake. Er ist ein gigantischer männlicher pazifischer Riesenkrake im New England Aquarium. Ich möchte wissen, wie es sich anfühlt, mit meiner Haut zu schmecken, die Farbe und Form zu verändern und meinen knochenlosen Körper nach Belieben durch winzige Öffnungen zu zwängen.

10) Und zum Abschluss: Sie haben drei Wünsche frei! Was wünschen Sie sich?
Die globale Zerstörung des Klimas kann aufgehalten und umgekehrt werden.
Ein schmerzfreies Ende für die menschliche Bevölkerungsexplosion.
Dass Hunde so lange leben wie Menschen.

Ihr neuestes Buch "Einfach Mensch sein" ist eine wunderbare Sammlung von Erzählungen über Tiere und ihr Leben, verbunden mit wunderschönen Illustrationen. Erschienen ist der Roman als Hardcover im Diogenes Verlag am 20. März 2019.

Mittwoch, 29. Mai 2019

Martin Walker "Schwarze Diamanten"


Bruno ist Polizeichef in Saint-Denis und allseits beliebt. Als es zu Ungereimtheiten auf dem Trüffelmarkt in der Nachbarstadt kommt, soll er unauffällig ermitteln. Doch als dann sein guter Freund Hector umgebracht wird und es Anschläge auf Vietnamesen auf dem örtlichen Markt gibt, überschlagen sich die Ereignisse. Mischt etwa die chinesische Mafia im Périgord mit und versetzt die Bewohner in Angst und Schrecken? Und was hat der junge Bürgermeisterkandidat Pons mit seinem neuen Restaurant damit zu tun? Bruno muss einigen Fragen nachgehen, bis er der Lösung des Rätsels langsam auf die Spur kommt.
In „Schwarze Diamanten“ geht es um das Herz des Périgord, die Trüffel, was auch sehr gut zu Bruno passt, der ein begeisterter Koch und echter Feinschmecker ist. Wie bei allen Bruno-Krimis zeichnet sich der Roman durch eine wunderbare Mischung aus spannendem Kriminalfall und vielen Geschichten über Land und Leute aus. Die Verbindung dieser Elemente macht die Krimis zu etwas ganz Besonderem. Hier sind noch keine Profiler im Einsatz und keine Sondereinheit untersucht alles mit neuesten technischen Mitteln. Bruno ist ein klassischer Dorfpolizist, der auch weiß, wann er die Profis informieren muss, um Fälle abzugeben. Sein zentrales Anliegen ist das Wohl der Menschen in seinem Ort und dafür tut er, was er kann. Nicht nur ihm Dienst, sondern auch als Rugby- und Tennistrainer oder als Weihnachtsmann auf dem Kinderfest. Diese Beschreibungen machen den Protagonisten für alle Leserinnen und Leser so liebenswert – und auch für die Frauen in Saint-Denis, denn Brunos Liebesleben ist nicht ganz einfach. Seine große Liebe Isabelle hat ihn für die Karriere verlassen und die Engländerin Pamela, mit der er sich trifft, will sich nicht fest binden. Hier ist Bruno noch auf der Suche und man darf gespannt sein, ob er sein perfektes Gegenstück noch finden wird.
Mir hat „Schwarze Diamanten“, Band drei der Bruno-Reihe, wieder unglaublich gut gefallen, ein spannender Fall und viel Lokalkolorit, Martin Walker schafft einfach immer wieder die perfekte Mischung für eine großartige Lektüre.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Diogenes Verlags. 

Dienstag, 21. Mai 2019

Ursula Poznanski "Vanitas - Schwarz wie Erde"


Endlich ein neuer Thriller von Ursula Poznanski und dass es auch noch der Auftakt zu einer neuen Reihe ist, gefiel mir besonders gut. In „Vanitas – Schwarz wie Erde“ geht es um eine Frau, die als Informantin für die Polizei gearbeitet hat, bis es zu gefährlich wurde und sie ihren eigenen Tod vortäuschen musste. Jetzt lebt sie unter einem Decknahmen in Wien und will einfach nur alles vergessen, als ihr alter Kontaktmann der Polizei sie wieder anspricht. Sie soll in München Kontakt zur Tochter eines Baulöwen aufnehmen und herausfinden, was es mit den Unfällen auf Münchener Baustellen auf sich hat. Was einfach klingt, entpuppt sich als komplizierter Fall mit vielen Protagonisten, in dem ein lange zurückliegendes Verbrechen eine große Rolle spielt.
Ursula Poznanski ist für mich ein Garant für großartige Thriller-Unterhaltung und das bestätigt sie auch in ihrem aktuellen Roman. Die Figuren sind spannend und differenziert ausgearbeitet, der Fall ist komplex und dennoch gut verständlich dargestellt und mit der Hauptfigur hat das Buch wirklich das Potential, der Auftakt zu einer mitreißende Reihe zu sein. Die Protagonistin Carolin ist sympathisch, hat aber auch Ecken und Kanten, was die Lektüre sehr unterhaltsam macht. Dass man nichts von ihrer Vorgeschichte weiß, die stückweise entblättert wird, macht einerseits den besonderen Reiz aus, war für mich aber teilweise auch ein klein wenig störend, da ich das Gefühl hatte, es müsste schon ein Buch vorher geben, das ich nicht gelesen hatte. Wenn man sich damit arrangiert hat, ist es aber ein sehr spannender Roman, der einen richtig mitreißt.
„Vanitas – Schwarz wie Erde“ ist der neueste Thriller von Ursula Poznanski und mir hat der Roman sehr gut gefallen, er ist spannend und sehr überraschend mit einer tollen Protagonistin. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band der Reihe. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Verlags Droemer-Knaur. 

Donnerstag, 16. Mai 2019

Bernhard Kegel "Ausgestorben, um zu bleiben. Dinosaurier und ihre Nachfahren"


Dass Dinosaurier nicht nur Kinder begeistern, zeigt sich spätestens seit im Berliner Naturkundemuseum mit Tristan ein nahezu perfektes Skelett eines Tyrannosaurus Rex ausgestellt wird, der Kopf so schwer, dass er in einer extra Vitrine steht. Bernhard Kegel schreibt quasi das Buch zum Tristan-Hype und kann mit „Ausgestorben, um zu bleiben. Dinosaurier und ihre Nachfahren“ auch auf ganzer Linie überzeugen.
Zu Recht bemerkt der Autor zu Beginn, dass es für Erwachsene kaum Dinosaurierbücher gibt, fast alle sind auf die Zielgruppe Kinder ausgerichtet. Bernhard Kegel schafft es jedoch auf sehr interessante Art und Weise aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse mit der Geschichte der Paläontologie und den Vorstellungen, die Jurassic Park vermittelt, miteinander zu verknüpfen. Immer wieder räumt er verbreitete Gerüchte aus und kann auch mit neuen Erkenntnisse glänzen. Der gefiederte Dinosaurier macht zwar den Lückenschluss zum heutigen Vogel leichter, ist für viele jedoch nur schwer vorstellbar. Dennoch häufen sich die Funde, die belegen, dass viele Dinosaurier nicht grau und gewalttätig waren wie die Echsen in den Filmen, sondern gefiedert, vielleicht sogar bunt und auch nicht immer so brutal. Auf jeden Fall waren sie wohl nicht in der Lage, sich lange Verfolgungsjagden zu liefern, nicht der Tyrannosaurus Rex und schon gar nicht die riesigen Sauropoden, die noch eher aus „In einem Land vor unserer Zeit“ bekannt sind. Die riesigen Pflanzenfresser müssen einen äußerst komplexen Verdauungsapparat gehabt haben, wie Kegel erklärt und sind auch sonst fast ein Wunder der Natur.
Mir hat das Buch „Ausgestorben, um zu bleiben. Dinosaurier und ihre Nachfahren“ ausgesprochen gut gefallen, es ist leicht verständlich geschrieben und bietet sehr fundiertes Grundlagenwissen zur Paläontologie und ihren Erkenntnissen. Wem das „Was ist Was Dinosaurier“ aus Kinderjahren nicht mehr reicht, der ist hier genau richtig.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Dumont Verlags. 

Dienstag, 7. Mai 2019

Marie Lacrosse "Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben"


Das Leben auf dem Weingut der Gerbans geht weiter, während Irene in Lambrecht lebt und als Näherin in einer Fabrik arbeitet. Es sind die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts und die Arbeiterbewegung beginnt sich zu formieren. Irene lernt Josef Hartmann kennen, der den örtlichen Arbeiterverein leitet und sie versucht, mit ihm ein neues Leben zu beginnen und Franz zu vergessen. Der überwirft sich währenddessen immer wieder mit seinem Vater und versucht, als Erbe im Weingut Fuß zu fassen. Das Leben scheint Irene und Franz immer weiter voneinander zu entfernen, bis Pauline, die Mutter von Franz, endlich eingreifen kann.
Mir hat der auch der zweite Band der Weingut-Reihe von Marie Lacrosse sehr gut gefallen. Es sind wieder viele historische Aspekte, die eine wichtige Rolle spielen, nicht nur die Arbeiterbewegung und die Industrialisierung sondern auch die Angliederung des Elsass an das Deutsche Reiche und die damit verbundenen Veränderungen für die Bevölkerung. Die vielen historischen Fakten bindet die Autorin spielend einfach in eine berührende Liebesgeschichte ein, die einen als Leserin sofort mitnimmt. Irene und Franz sind mir schon im ersten Band ans Herz gewachsen und wie übel ihnen mitgespielt wird, kann einen nur wütend machen. Man hofft und leidet also die ganzen 700 Seiten mit ihnen, damit sie endlich wieder zusammenfinden können. Ob das wirklich möglich ist, möchte ich hier offen lassen, es ist auf jeden Fall wieder sehr spannend für das junge Paar.
„Das Weingut . Aufbruch in ein neues Leben“ ist ein wunderbar geschriebener historischer Roman, der keineswegs als kitschige Liebesgeschichte daherkommt sondern vielmehr ein großartig recherchierter und mit vielen Details beschriebener Roman ist, der viel Freude macht. Jetzt heißt es abwarten, denn im September diesen Jahres erscheint der dritte Band, in dem wir hoffentlich wieder viel Neues von den Hauptfiguren erfahren.


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Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe des Goldmann Verlags.