Mathilde wagt am
Ende des Zweiten Weltkriegs einen großen Schritt. Als Französin heiratet sie
den marokkanischen Offizier Amine Belhaj und geht mit ihm in sein Heimatland
nach Marokko. Doch dort ist es schnell vorbei mit dem wilden Abenteuer und
Mathilde kommt in der Realität an. Zum einen ist das Leben hart, anstrengend
und arbeitsam. Zum anderen ist es nicht ihr Land, sie ist immer außen vor und
gehört nirgends richtig dazu.
Leïla Slimani
ist eine großartige Schriftstellerin und bewegt mit ihren Romanen, in den sie
immer gesellschaftlich relevante Probleme anspricht. Auch mit diesem Buch ist
ihr etwas Großartiges gelungen. Sie beschreibt die Geschichte von Mathilde und
Armine ohne zu urteilen, ohne die Rollen in Gut und Böse zu unterteilen. Alle
Figuren sind zutiefst menschlich, von Fehlern behaftet und von ihren eigenen
Träumen geprägt. Mathilde ist nicht die wunderbare Frau mit einer enttäuschten
Liebe, sie war vielleicht eine Träumerin, aber sie versucht anzukommen. Doch
gleichzeitig stößt sie immer auf Widerstand, weil sie ungewollt Regeln
verletzt, die sich ihr nicht erschließen und sich nicht in ein
Gesellschaftssystem einfügen kann, das für Frauen wie sie überhaupt keine Rolle
vorsieht. Die weiße französische Frau eines Marokkaners, wo steht sie überhaupt?
Sie ist Französin, aber eigentlich keine Kolonialistin, gleichzeitig keine
Marokkanerin und gehört auch dort nicht dazu. Sie lebt immer im „Land der Anderen“,
wie schon der Titel sagt.
Der Roman „Das
Land der Anderen“ von Leïla Slimani hat mich vollkommen begeistert. Die
Sensibilität und Genauigkeit, mit der die Autorin erzählt und die großartige
Konstruktion der Hauptfigur Mathilde sind einfach beeindruckend. Ein
Ausnahmeroman, der einen mitreißt ohne je trivial zu sein.
✮✮✮✮✮
Hier geht es zu weiteren Informationen des btb Verlags.
Das Buch wurde über das Bloggerportal der Verlagsgruppe Penguin Random House als Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt.
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