Sonntag, 7. Oktober 2012

Dorothea Morgenroth "Der den Himmel lenkt"


Sie sind noch Kinder, als sie sich Anfang des 19. Jahrhunderts zum letzten Mal sehen, und doch vergiss Julius Schwartz nie seine Kindheitsliebe Eleonore Becker. Die trifft nach dem Abschied von ihrer alten Heimat jedoch erst einmal ein hartes Los: gemeinsam mit ihren Eltern reist die zwölfjährige von Ulm an die Ostsee bei Kiel, um ein neues Leben zu beginnen. Doch Armut und der frühe Tod des Vaters führen schnell dazu, dass Eleonore als letzte Überlebende der Familie zurückbleibt, gemeinsam mit ihrem unehelichen Kind Sophie. Selber krank schafft sie es gerade noch, die vierjährige in die Pflege des wohlhabenden Schiffsbauers Johan Kjeldsen zu übergeben, bevor auch sie stirbt. Mit dem Wissen um ihre Herkunft findet Sophie sich nie ganz ein in die wohlhabende dänische Familie und hadert mit ihrem Schicksal...
Dorothea Morgenroth beschreibt die Lebensgeschichte von Sophie mit sehr viel Anteilnahme und Emotionen, so dass man als Leser nicht unberührt bleiben kann. Auch die anderen Figuren der Familie Kjeldsen sind sehr lebensnah und sympathisch, ebenso wie Julius Schwartz und sein Sohn, die im Roman immer wieder auftauchen. Die Geschichte lässt sich wirklich locker weglesen und wirkt dabei noch sehr gut recherchiert, was zum Lesevergnügen beiträgt.
Eine wichtige Rolle spielt in diesem Roman der Glaube an Gott, der die Figuren durch ihr Leben führt und der Gedanke, dass Gott schon alles richten wird, egal was passiert. Dieser religiöse Bezug ist mir an einige Stellen etwas unangenehm aufgefallen, da er immer sehr direkt und fast gutgläubig verkauft wird. Alles mit purem Gottvertrauen zu erklären, nimmt den Figuren meiner Meinung nach einiges an Tiefe, die sie hätten entwickeln können. Wenn Sophie mit sich ringt, wie ihr Leben weitergehen soll, trifft sie keine reflektierte Entscheidung, sondern beschließt, sich einem höheren Wesen zu unterwerfen. Was einerseits Sicherheit vermittelt für ihr Leben, wirkt gleichzeitig etwas zu einfach und kurzsichtig. Sicher spielte der Glaube in der damaligen Zeit noch eine sehr viel stärkere Rolle, die Art der Vermittlung war mir in diesem Roman jedoch etwas zu aufdringlich und Vordergründig.
Ansonsten hat mir das Buch gefallen, das Lesen hat Spaß gemacht und habe Sophie gerne durch einen wichtigen Abschnitt ihres Lebens begleitet!

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