Edith Burchall wird durch Zufall auf die Vergangenheit ihrer Mutter aufmerksam, als ein 50 Jahre alter Brief zugestellt wird. Dieser stammt von einer alten Freundin, bei der sie 1940 während der Evakuierung aus London auf Schloss Milderhurst lebte. Edith beginnt über das Schloss zu recherchieren, wo die drei Schwestern Percy, Saffy und Juniper Blythe seit Jahren abgeschieden leben und das schwere Erbe ihres Vaters verwalten, der mit der Geschichte vom Modermann einen literarischen Klassiker schrieb.
Zunächst scheint es beim Lesen, als wäre Edith Mutter Meredith die Protagonistin der Geschichte, doch schnell wird klar, dass sie nur eine Art Auslöser ist, der Edith dazu bringt die wahre Geschichte herauszufinden. Dabei wird immer deutliche, dass die Fiktion der Modermann-Geschichte untrennbar mit dem wahren Leben der Blythe-Schwestern verbunden ist und die jüngste Schwester Juniper sogar in den Wahnsinn getrieben hat. Der Vater hat die Schwestern an das Schloss gekettet, in dem die Geschichte spielt und das aus Geldmangel um sie herum immer weiter verfällt. Die Geschichte beeindruckt besonders durch die starken Charaktere und die vielen Aspekte der Story, die die Autorin jedoch problemlos zusammenführt und wieder trennt, was die Handlung so spannend und nervenaufreibend macht. Als Leser folgt man vielen Andeutungen, die einen in die falsche Richtung führen, um sich dann um so überraschender aufzulösen. Fantasie und Fiktion auf der einen Seite kollidieren immer wieder mit der Realität, in der die Schwestern leben und manchmal fällt es schwer, beides auseinander zu halten. Dies passt aber gut zu dem gesamten Leben auf dem Schloss, denn auch die Schwestern haben sich mit ihrer Vergangenheit wie in einer fiktiven Geschichte eingerichtet, die sie nicht ändern können, in der sie jedoch brav ihre Rollen spielen müssen.
„Die fernen Stunden“ ist mit Abstand der bisher literarischste und tiefgehendste Roman von Kate Morton und überzeugt durch Spannung und ausgefallene Charaktere.
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