Als Livs Vater
spurlos verschwindet, zieht sie in seine Wohnung, um nach Spuren zu suchen. Sie
will nicht akzeptieren, dass seine Depression ihn vermutlich in den Suizid
getrieben hat. Zusätzlich trauert sie um ihren Sohn, der vor kurzem tot auf die
Welt gekommen ist. In dieser emotional schwierigen Situation beginnen immer
verrücktere Träume, sie um den Schlaf zu bringen. Sie sucht nach einem Baby,
hört Frauenstimmen und beginnt immer mehr, den Unterschied zwischen Traum und
Realität zu verwischen. Sind es wirklich nur Hirngespinste, die Liv so
durcheinanderbringen oder ist es doch mehr? Und was hat es mit dem Auftrag auf
sich, den ihr Vater kurz vor seinem Verschwinden einem Historiker gegeben hat,
mehr über das alte Haus, in dem er lebt, herauszufinden?
Ich habe etwas
gebraucht, um mich auf diese Geschichte einzulassen, da ich wirklich wenig
Zugang zu übersinnlichen Geschichten und ähnlich spirituell angehauchten
Romanen habe. Für mich gehört sowas eigentlich in den von mir eher nicht
beachteten Bereich Fantasy. Doch Katherine Webb schreibt gewohnt flüssig und
anschaulich und hat mit Liv eine Protagonistin geschaffen, die einen einfach
anrühren muss. Ihre ganze verdrängte Trauer scheint sich in den verrückten
Träumen niederzuschlagen, gleichzeitig lernen wir über einen anderen Zeitstrang
der Geschichte jedoch auch die Figuren kennen, von denen sie zu träumen
scheint. Eine grausame Geschichte könnte sich hier abgespielt haben, deren
Schatten Liv bis heute belasten. Was wirklich dahinter steckt, sollte jeder
Leserin und jeder Leser selber herausfinden. Mir hat der Roman am Ende ganz gut
gefallen, auch wenn es nicht wirklich das ist, was ich bei Katherine Webb
erwartet hatte.
„Besuch aus ferner Zeit“ ist ein gut lesbarer Roman, der die Grenzen zwischen Fantasy und einem historischen Roman geschickt verwischt. Wer einen Hang zu mysteriösen Geschichten hat, ist hier definitiv an der richtigen Stelle.
✮✮✮✰✰
Hier geht es zu weiteren Informationen des Diana Verlags. Das Buch wurde von der Verlagsgruppe Penguin Random House kostenlos als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
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