„Es ist nur eine Geschichte, aber vielleicht war es so.“ Besser als der Autor selber hätte man das Motto für seinen Krimi nicht formulieren können. Georg Dengler verlässt das BKA und startet als privater Ermittler sein Dasein in Stuttgart. Ein Mann tritt an ihn heran, er soll herausfinden, ob der Vater seiner Freundin vor zwölf Jahren wirklich bei einem Flugzeugabsturz in Thailand ums Leben kam. Seine Ermittlungen bringen Dengler in die Nähe eines Falls, den er Jahre zuvor für das BKA nicht lösen konnte, die Ermordung des Präsidenten der Treuhand Rohwedder. In welche Machenschaften war Christianes Vater verwickelt und was steckt wirklich hinter Absturz der Maschine über Thailand?
Wolfgang Schorlau gelingt mit seinem ersten Fall für Georg Dengler ein großartiger politischer Roman über eine Umbruchzeit der deutschen Geschichte. Der Zusammenbruch der DDR und die dazugehörigen Herausforderungen für die wirtschaftliche Neuorganisation, die Tätigkeiten von RAF und Geheimdiensten in diesem Umfeld, all das arbeitet Wolfgang Schorlau zu einem spannenden Krimi um. Fiktion und reale Geschichte vermischen sich an vielen Stellen, werden aber nie abgehoben oder unglaubwürdig. Alles steht unter dem Motto „vielleicht war es so“. Es muss nicht sein, aber es kann, es ist möglich und vor allem- es ist logisch.
Mit Georg Dengler schafft der Autor gleichzeitig eine sympathische Hauptfigur, deren private Probleme zwar am Rande erwähnt werden, ohne jedoch ständig die Krimihandlung zu unterbrechen und in endlosen selbstmitleidigen Monologen zu enden. Dengler nimmt sein Leben in die Hand und versucht das Beste daraus zu machen. Und einen Fall übernimmt er nicht nur für das Geld, es muss ihn reizen und herausfordern. Und so fordert auch Schorlau seinen Leser heraus, sich auf sein Gedankenspiel des „was wäre wenn“ einzulassen und die Geschichte durch die Brille von Georg Dengler einmal etwas anders zu betrachten.
Ein großartiges Debüt für Georg Dengler und hervorragend recherchiert von Wolfgang Schorlau. Zum Glück gibt es noch viele weitere Bände, auf die man sich freuen kann und noch viele Male „Es ist nur eine Geschichte, aber vielleicht war es so.“
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