Dengler ermittelt in seinem achten Fall und aktueller war
ein Buch Wolfgang Schorlaus wohl noch nie, auch wenn seine Krimis immer am Puls
der Zeit spielen. In diesem Fall wird der Privatdetektiv Georg Dengler damit
beauftragt, herauszufinden wer Bönhardt und Mundlos, die zwei toten Mitglieder
des NSU-Trios ermordet hat. Denglers Ergebnis scheint zunächst klar, denn die
offizielle Version lautet Selbstmord. Doch je weiter er in seinen Ermittlungen
kommt, desto unlogischer wird diese Schlussfolgerung. Folgt man den Tatsachen,
kann es unmöglich Selbstmord gewesen sein. Doch wer brachte die beiden
Rechtsterroristen um?
Gemeinsam mit Dengler beginnt man die Ermittlungen und immer
wieder läuft es einem kalt den Rücken herunter, wenn er aus Akten und
Protokollen der Untersuchungsausschüsse zitiert. Denn auch dem Leser wird
schnell klar, dass die offizielle Version so nicht belastbar ist. Der Zeitplan
ist nicht schlüssig und die Spurensicherung vor Ort so bewusst dilettantisch,
dass keine Spuren über blieben. Kaum vorstellbar, dass die Polizei das Wohnmobil,
in dem die beiden sich erschossen haben sollen, noch mit den Leichen auf einen
Abschleppwagen gezogen hat, so dass im Innenraum alle Spuren zerstört wurden.
Schwer vorstellbar ist auch, dass während des gesamten Einsatzes, bei dem
Schüsse gehört wurden und ein Feuer festgestellt wurde, zu keinem Zeitpunkt ein
Notarzt gerufen wurde. Die beiden hätten ja auch schwer verletzt im Wohnmobil
liegen können.
Ich habe das Buch als geradezu gruselig empfunden, selbst
wenn sich hier natürlich Fakten und Fiktion mischen. Wie der Autor im Nachwort
selber erläutert, ist es eine von mehreren Lesarten, die Georg Dengler hier
ermittelt. Als Leser muss ich jedoch sagen, dass es sich um eine sehr logische
und gut nachvollziehbare Lesart handelt.
Durch die Aktualität und Brisanz der Ereignisse tritt
Dengler selbst mit seinen Freunden und seiner Partnerin Olga hier etwas mehr in
den Hintergrund als in den bisherigen Geschichten von Wolfgang Schorlau, durch
viele Aktenzitate wirkt das Buch mehr wie eine Reportage, als wie ein Krimi,
was die ganze Story jedoch umso eindringlicher macht. Daher finde ich „Die
schützende Hand“ ist ein absolut gelungener Krimi, der einen nicht nur
theoretisch gruseln lässt, sondern einem vor Augen führt, wie gutgläubig und
unwissend wir schnell glauben, was uns von den Institutionen des Staates
präsentiert wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen