„Tanz in den
Tag“ – was als fröhliche Geschichte über die unbeschwerte Hortense und ihren
Freund Gary beginnt, zwei erfolgshungrige und lebenslustige junge Leute in New
York, wird schnell zu einem ergreifenden und ernsten Roman über eine Frau
(Leonie), die in einer Gewaltspirale gefangen ist. Noch jung hat sie in einer
französischen Stadt lebend den Aufschneider Ray Valenti geheiratet und hofft
darauf, mit ihm glücklich zu werden. Doch Ray schlägt sie und lässt all die Wut
an ihr aus, die er in sich trägt. Ihre Tochter Stella bricht irgendwann aus
dieser Gewalthölle aus und versucht, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Doch
die Angst um ihr Leben und das ihrer Mutter lässt sie nie los.
„Muchachas –Tanz in den Tag“ ist der erste von drei Bänden, die das Leben von Hortense, Stella
und Josephine, der Mutter von Hortense, miteinander verbinden sollen. Im ersten
Band überwiegt jedoch deutlich die Darstellung des Lebens von Stella und ihrer
Mutter, so dass die Figuren von Hortense und Josephine etwas verloren am Rand
der Geschichte stehen. So ganz klar wird beim Lesen nicht, was ihre Geschichten
damit zu tun haben, aber das die Handlung auf drei Bände angelegt ist, werden
sie in den folgenden Geschichten sicher noch eine größere Rolle bekommen. Von
dieser Kleinigkeit abgesehen ist Katherine Pancol ein wunderbarer und
einfühlsamer Roman über die Verzweiflung gelungen, die in Stella vorherrscht, weil
sie nicht weiß, wie sie ihrer Mutter helfen soll. Der ganze Ort hält zu dem
Helden und Feuerwehrmann Ray Valenti, niemand will etwas unternehmen, wenn ihre
Mutter wieder einmal mit den Spuren eines „Treppensturzes“ oder ähnliches im
Krankenhaus auftaucht. Stellas Angst beschreibt die Autorin so nah und
plastisch, dass einem beim Lesen öfter ein Schauer über den Rücken läuft. Ihre
Welt ist so eingeschränkt und beherrscht von Sicherheitsvorkehrungen und der Frage,
wem sie trauen kann, dass ihr ein normales Leben völlig fremd ist. Dass sie
daneben auch noch ihren Sohn vor dem Einfluss von Ray Valenti schützen muss,
macht ihr Leben umso angespannter und verzweifelter.
Auch wenn
das Cover und der Titel einen völlig anderen Eindruck vermitteln, ist „Muchachas
– Tanz in den Tag“ eine sehr ernste und berührende Geschichte über die Spirale
aus Gewalt und Schweigen, die in einer Gemeinschaft entstehen kann. Ich bin
schon sehr gespannt, wie es mit den Figuren in den nächsten Büchern weitergeht.
Sehr lesenswert ist auch das Nachwort der Autorin zu dieser Geschichte, das
einen sofort in die Realität zurückholt und einem vor Augen führt, wie wenig
fiktiv diese Geschichte ist.
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