Edvard wächst bei seinem Großvater und seiner Großmutter auf einem kleinen Hof in Norwegen auf. Als mit seinem Großvater sein letzter Verwandter stirbt, taucht plötzlich ein Sarg aus Birke auf, den dessen Bruder Einar geschreinert hat. Doch der sollte bereits 1943 im Krieg gefallen sein. Wie konnte er da noch in den 60er Jahren einen Sarg für seinen Bruder schreinern? Edvard macht sich auf die Suche nach Einar und gleichzeitig nach seiner Vergangenheit. Denn auch der Tod seiner Eltern wirft einige Fragen auf.
„Die Birken wissen‘s doch“ von Lars Mytting ist ein sehr dichter Roman, der einen als Leser mit auf eine Reise nimmt. Viele Fragen sind offen, als Edvard seine Suche beginnt, doch statt Lösungen scheint er immer mehr Fragen zu finden, deren Lösung genauso auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs an der Sommes deutet wie auf eine kleine scheinbar unbewohnte Insel der Shetland Inseln. Edvard, der den kleinen Hof zu Hause kaum je verlassen hat, sieht sich so plötzlich auch mit der Welt außerhalb seines Universums konfrontiert und merkt, wie er sich dadurch selbst verändert. Er muss sich die Frage stellen, ob er lieber der Edvard Hirifjell bleibt, der er immer war, oder ob er bereit ist, sich in jemand anderen zu verwandeln. Eine Person, die er selber vielleicht nicht so sympathisch findet, die aber geschaffen ist durch die Umstände, in denen er sich plötzlich wiederfindet. Auch auf die Liebe trifft er in einer Form, wie er sie noch nicht kannte und verletzt plötzlich Menschen, die er nie so treffen wollte. Hin und hergerissen versucht Edvard, einen Weg zu finden, das richtige zu tun. Er macht in dieser Geschichte eine große Entwicklung durch und auch wenn er vielleicht nicht alle Fragen restlos beantworten kann, weiß am Ende zumindest wo er hingehört und sein will. Und wie er letztendlich sein will.
Lars Mytting ist mit diesem Roman eine großartige Geschichte gelungen, die zeigt, wie die Geschichte eines Menschen ihn prägt und wie eben das Nicht-Wissen der eigenen Vergangenheit eine Person wie einen Getriebenen ohne Rücksicht vorantreiben kann. Ein wunderbares Buch über die Suche nach einem Glück, das am Ende ganz nah ist.
Besonders hervorheben möchte ich in diesem Fall auch die besonders schöne Ausgabe, der Suhrkamp Verlag hat sich sichtlich Gedanken über die Gestaltung von Cover und Buch gemacht. Das Umschlagpapier hat die Struktur von Birkenholz und darunter verbirgt sich ein Buch, dass von Farbe und Struktur her auch an Holz erinnert. Dies finde ich besonders gelungen und spiegelt die Liebe zum Holz wieder, die auch in der Geschichte selber eine große Rolle spielt.
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