Archie Fergueson - ein Leben, vier Varianten. In seinem neuen und äußerst umfangreichen Roman „4 3 2 1“ erzählt Paul Auster die Geschichte eines Enkels jüdischer Einwanderer, geboren in Newark 1947. Doch er erzählt das Leben von Archie nicht linear, sondern in all seinen Möglichkeiten. „4 3 2 1“ - genau so viele Möglichkeiten erschafft er rund um die Hauptfigur und spielt sie in ihren Varianten durch. Wie könnte sich Archies Leben entwickelt haben, wenn er oder seine Eltern an eben dieser oder jener Kreuzung im Leben eine andere Entscheidung getroffen hätten?
Paul Austers neuer Roman ist ein wahres Meisterwerk und trifft meiner Meinung nach perfekt den Ausdruck des großen amerikanischen Romans. Er schafft es, mit dem Leben von Archibald Fergueson eine prägende Phase der amerikanischen Geschichte zu beschreiben, die Zeit der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki bis zum Vietnamkrieg, die Präsidentschaft Kennedys und sein Tod spielen ebenso eine Rolle wie Krieg in Korea und die Studentenunruhen Ende der 60er Jahre. Das besonders Spannende ist hierbei, dass die Leben der vier Archibalds, wenn man es denn so nennen will, sich nicht so grundlegend unterschiedlich entwickeln, dass es unglaubwürdig werden könnte. Im Gegenteil, es sind Nuancen, die sie voneinander trennen und sie gleichzeitig so unterschiedlich machen. Die Erfahrung in einer intakten Familie aufzuwachsen oder den Vater früh zu verlieren, die Unterstützung, die man aus dem Bekanntenkreis bekommt und die bestimmte Talente besonders fördert, und die Mädchen, die entweder zur großen Liebe oder zur angehimmelten Stiefschwester werden können. All diese kleinen Unterschiede machen die Lektüre dieses Romans so unglaublich spannend und nie langweilig, auch wenn die über 1200 Seiten, auf denen Auster sein großes Werk ausbreitet, eine wirklich Herausforderung sind.
Davon sollte man sich aber auf keinen Fall abschrecken lassen, Paul Austers Roman „4 3 2 1“ ist auf eine besondere Art herausragend, ein Meisterwerk und Lebenswerk zugleich, das sich mit nichts vergleichen lässt, das ich bisher gelesen habe. Viele biographische Elemente von Archie lassen sich auch im Lebenslauf von Paul Auster wiederfinden und zum Schluss verschmelzen beide Figuren, der Autor und der Erzähler, quasi miteinander, wenn sie die Intention des Buches erklären. Für mich bleibt abschließend nur zu sagen, dass ich dieses Roman von Paul Auster für grandiose Literatur halte, ein Buch, dass niemals wirklich abgeschlossen ist und einem als Leser weiterlebt und arbeitet.
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