Veras Eltern
flohen als Juden mit ihr aus München vor dem Zweiten Weltkrieg und dem
Holocaust nach Amerika. Dennoch kamen sie zurück nach Deutschland, ihr Vater
sitzt Anfang der fünfziger Jahre für die SPD im Bundestag in Bonn und sie
selbst arbeitet als Architektin in ihrer Heimatstadt München. Dort lernt sie
Arthur kennen und lieben, doch die Vergangenheit steht zwischen den beiden,
denn Vera kann ihre Sorgen nicht ganz abschütteln: Was hat Arthur während der
Nazi-Zeit gemacht, war er wirklich so unbeteiligt, wie er tut?
Heidi Rehn setzt
sich in ihrem neuen Roman „Der Himmel über unseren Träumen“ mit der spannenden
Situation von Menschen auseinander, die unter den Nazis verfolgt wurden und es
dennoch wagten, in der Bundesrepublik noch einmal neu anzufangen. Auch für Vera
ist es schwer, einerseits sind vielen Posten noch mit der alten Riege besetzt,
die gegenüber Juden und zusätzlich oft auch gegenüber Frauen Vorurteile hat.
Zugleich wird ihr vorgeworfen, sie habe es sich leicht gemacht, habe den Krieg
in Amerika verbracht und würde gar nicht verstehen, wie die Menschen gelitten
hätten. All das führt in eine moralische Zwickmühle, aus der Vera sich nur
schwer befreien kann. Die Autorin beschreibt diese Problematiken sehr
realistisch und schafft es auch gut, das Problem der berufstätigen Frauen in
der 50ern mit den Problematiken der Rückkehrer nach dem Weltkrieg zu
verknüpfen. Das gelingt ihr, wie auch bei der Liebesgeschichte von Vera und
Artur, ohne viel Kitsch und Pathos, was das Lesen sehr angenehm macht. Lediglich
die Formulierung „Der Himmel über unseren Träumen“, die ich schon als Titel
sehr sperrig finde, wird im Verlauf des Romans meiner Meinung nach viel zu oft
ausgeschlachtet. Immer wieder benutzen Vera, Arthur oder Veras Mutter diese
Formulierung, die für mich künstlich konstruiert ist, um einen Bezug zum Titel
herzustellen.
Der Roman „Der
Himmel über unseren Träumen“ ist eine sehr gut geschriebene Geschichte über die
Anfangszeit der Bundesrepublik mit starken und spannenden Hauptfiguren, die
lediglich an winzigen Formulierungen kränkelt, die mir beim Lesen aufgestoßen
sind. Alles in allem aber eine spannende Lektüre, die ich nur weiterempfehlen
kann.
✮✮✮✮✰
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen