Donnerstag, 19. April 2018

Heidi Rehn "Der Himmel über unseren Träumen"


Veras Eltern flohen als Juden mit ihr aus München vor dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust nach Amerika. Dennoch kamen sie zurück nach Deutschland, ihr Vater sitzt Anfang der fünfziger Jahre für die SPD im Bundestag in Bonn und sie selbst arbeitet als Architektin in ihrer Heimatstadt München. Dort lernt sie Arthur kennen und lieben, doch die Vergangenheit steht zwischen den beiden, denn Vera kann ihre Sorgen nicht ganz abschütteln: Was hat Arthur während der Nazi-Zeit gemacht, war er wirklich so unbeteiligt, wie er tut?
Heidi Rehn setzt sich in ihrem neuen Roman „Der Himmel über unseren Träumen“ mit der spannenden Situation von Menschen auseinander, die unter den Nazis verfolgt wurden und es dennoch wagten, in der Bundesrepublik noch einmal neu anzufangen. Auch für Vera ist es schwer, einerseits sind vielen Posten noch mit der alten Riege besetzt, die gegenüber Juden und zusätzlich oft auch gegenüber Frauen Vorurteile hat. Zugleich wird ihr vorgeworfen, sie habe es sich leicht gemacht, habe den Krieg in Amerika verbracht und würde gar nicht verstehen, wie die Menschen gelitten hätten. All das führt in eine moralische Zwickmühle, aus der Vera sich nur schwer befreien kann. Die Autorin beschreibt diese Problematiken sehr realistisch und schafft es auch gut, das Problem der berufstätigen Frauen in der 50ern mit den Problematiken der Rückkehrer nach dem Weltkrieg zu verknüpfen. Das gelingt ihr, wie auch bei der Liebesgeschichte von Vera und Artur, ohne viel Kitsch und Pathos, was das Lesen sehr angenehm macht. Lediglich die Formulierung „Der Himmel über unseren Träumen“, die ich schon als Titel sehr sperrig finde, wird im Verlauf des Romans meiner Meinung nach viel zu oft ausgeschlachtet. Immer wieder benutzen Vera, Arthur oder Veras Mutter diese Formulierung, die für mich künstlich konstruiert ist, um einen Bezug zum Titel herzustellen.
Der Roman „Der Himmel über unseren Träumen“ ist eine sehr gut geschriebene Geschichte über die Anfangszeit der Bundesrepublik mit starken und spannenden Hauptfiguren, die lediglich an winzigen Formulierungen kränkelt, die mir beim Lesen aufgestoßen sind. Alles in allem aber eine spannende Lektüre, die ich nur weiterempfehlen kann.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Verlags Droemer Knaur. Vor kurzem hat die Autorin Heidi Rehn auch den Fragebogen "Zehn Fragen an..." für Sarahs Bücherregal ausgefüllt. Ihre Antworten könnt ihr hier nachlesen. 

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