Mittwoch, 24. Februar 2021

Benedict Wells "Hard Land"

 

Missouri 1985, Sam ist ein Teenager und will eigentlich nur das Leben genießen und mit Freunden zusammensein. Doch das Leben ist anders, seine Mutter ist todkrank und Freunde hat er auch keine. Ein Ferienjob im Kino soll ihn in dieser Düsterheit Ablenkung schaffen. Dort findet er nicht nur überraschend Freunde, er verliebt sich auch und so wird der Sommer 1985 für ihn ein ganz besonderer Sommer, ein Sommer der Liebe, ein Sommer voller Freude und Freundschaft und der Sommer, in dem er erwachsen werden muss, ob er will oder nicht. 

 „Hard Land“ beschreibt das Leben von Sam auf berührende Weise, schon nach wenigen Seiten ist man vollständig abgetaucht in Sams Welt und wird mitgerissen wie von einem guten Song oder spannenden Film, der einen von der ersten Sekunde an gefangen nimmt. Sam lebt auf einem schmalen Grat aus Freude über das Leben, das er plötzlich hat und die ständige Angst und Sorge um seine Mutter, deren Krankheit zu Hause wie eine düstere Wolke über allem schwebt, ebenso wie die Arbeitslosigkeit seines Vaters. Alles was er unternimmt, wirkt wie ein Flucht vor diesen Sorgen und dabei versteht man ihn einfach so gut und Benedict Wells beschreibt seine Gefühlswelt und Intentionen so nachvollziehbar, das man ihm als Leser oder Leserin einfach nur wünscht, er möge diesen Sommer genießen, möge jede Sekunde auskosten, jeden Sonnenstrahl auf der Nase spüren, der von morgens bis abends vom Himmel fällt. Jede der vier Figuren in der neuen Clique hat ihre Probleme und Eigenarten, doch bei der Lektüre hat Sam für mich alles zusammengehalten, aus seinem Blickwinkel lernen wir alle Figuren kennen, seine Einschätzung führt uns in ihre Welt ein. Selten hat mich eine Hauptfigur so berührt wie Sam, der zerrissen ist zwischen der Angst um seine Mutter und der Lust am Leben und dem der Autor Wells dennoch mit soviel Zuneigung und Verständnis begegnet, dass er einfach beides haben darf, den schlimmsten besten Sommer seines Lebens. 

 Benedict Wells schreibt großartige Geschichten mit sehr viel Gefühl, ohne auch nur an den Rand des Kitsch zu geraten. Die Emotionen sind ehrlich und glaubwürdig und so hat er es wieder einmal geschafft, dass ich ein Buch von ihm zur Seite gelegt habe und erst einmal kein neues beginnen wollte, denn innerlich war ich immer noch bei Sam in Missouri und habe mit ihm und seinen Freunden im Kino einen alten Film geschaut.

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