Die Person Miroslav Nemec kennt die Öffentlichkeit fast nur als Ivo Batic, den Münchener Tatort-Kommissar. Daher soll Nemec bei einem Krimi-Wochenende auf der Falkneralm als Stargast fungieren, aus Krimis lesen und mit den Gästen über Fiktion und Realität im Krimi diskutieren. Doch kaum ist Nemec auf der Alm eingetroffen, beginnt ein Unwetter sondergleichen und alle Teilnehmer sind ohne Telefon oder Internet auf dem Berg eingesperrt. Als dann noch mehrere Leichen auftauchen, muss der Schauspieler den Kommissar in sich suchen und beginnt zu ermitteln.
Miroslav Nemec ist mit diesem Roman, der die Grenzen zwischen der realen Person Miroslav Nemec und der Hauptfigur in der Geschichte immer wieder verwischt, eine spannende und geradezu witzige Story gelungen. Es ist sehr unterhaltsam wie Nemec als bekannter Fernseh-Kommissar einerseits mit den Erwartungen der Menschen umgehen muss, als Tatortdarsteller müsse er doch zumindest den Grundstock an Polizeiarbeit beherrschen und ihm gleichzeitig viele mit dem Vorurteil begegnen, er als Schauspieler wolle sich bei den Ermittlungen jetzt ja nur wichtigmachen. Auf diesem schmalen Grad turnt Nemec also eine stürmische Nacht lang, in der eine Leiche nach der anderen aufzutauchen scheint.
Auch die Nebenfiguren sind dem Autoren Nemec sehr gut gelungen, egal ob der inzwischen pensionierte Polizist Mees oder der leicht aggressive Herr Simon, der schon recht früh das zeitliche segnen muss, alle sind sehr detailliert beschrieben und werden vom Charakter her schon nach wenigen Zeilen sehr deutlich. Man merkt dem Autoren eine sehr gute Beobachtungsgabe an, so schnell wie er seine Figuren mit Worten präsentiert hat man als Leser gleich ein sehr gutes, wenn auch gewollt sehr subjektives Bild vor Augen. Denn alles was wir erfahren, sehen wir durch die Augen von Nemec, der uns an seinen Beobachtungen teilhaben lässt. So hat man auch zu keinem Zeitpunkt einen Wissensvorsprung gegenüber dem Erzähler. Die Handlung wird sehr stringent erzählt, alles bleibt in seiner chronologischen Reihenfolge ganz ohne Perspektivwechsel, jedoch auch ohne langweilig zu werden. Der Blick von Nemec ist so originell, dass einem beim Lesen nichts fehlt.
Obwohl es ein Krimi ist, ist „Die Toten von der Falkneralm“ ein sehr ruhiges und zugleich wunderbar geistreiches Buch. Ich hoffe sehr, dass Miroslav Nemec die Rolle des Ivo Batic in Zukunft öfter gegen den Platz am Schreibtisch tauscht, um noch viele Ideen zu Papier zu bringen. Das Spiel mit Realität und Fiktion ist ihm großartig gelungen und lässt den Autor Nemec hoffentlich bald wieder in Aktion treten.
Hier geht es zur Leseprobe im Knaus Verlag.
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