In seinem ersten Buch „Raumpatrouille“
erzählt Matthias Brandt Geschichten aus seiner Kindheit. Was wirklich passiert
ist und was reine Fiktion, das macht er gleich zu Beginn klar, ist in diesem
Fall egal und auch nicht erkennbar. Dann beginnt er zu erzählen, von
ausgeprägten Berufswünschen (Postbote oder Torwart, vielleicht auch Zauberer),
enttäuschten Hoffnungen (die Torwartkarriere war nach zwei Spielen schon wieder
beendet), Schlägereien in der Schule und einer Fahrradtour mit seinem Vater,
dem Bundeskanzler Willy Brandt und dessen Kollegen Herbert Wehner.
Leider konnten mich die Geschichten
nicht wirklich überzeugen. Sie sind flüssig geschrieben, das Buch ist recht dünn
und man kann es gut lesen. Doch bei mir bleibt die Frage, warum diese
Geschichten jetzt aufgeschrieben werden mussten? Was ist daran besonders, was
so speziell, dass ich meine Zeit damit verbringen möchte? Und hätte das Buch
auch nur annähernd so viel Resonanz erzeugt, wenn das Buch jemand anders, eben
nicht der Sohn von Willy Brandt geschrieben hätte, mit dem Hinweis, es ginge um
die Kindheit im Bonner Kanzleramt vermarktet? Ich fand die Erzählungen nicht
schlecht, zum Teil recht unterhaltsam, besonders wenn der Junge fast das Haus
abbrennt bei dem Versuch, einen neuen Zaubertrick umzusetzen und dann versucht,
die Flammen wegzuzuzaubern. Irgendwo zu muss der Zauberstab ja zu gebrauchen
sein. Dies war auch die einzige Stelle im Buch, die mich wirklich emotional
angesprochen, wenn die Hauptfigur nämlich erkennt, dass es Dinge gibt, die
unumkehrbar, unverzeihlich und nie wieder gutzumachen sind. Ansonsten
plätscherten die Geschichten für mich leider nur so dahin, ohne mich wirklich
zu bewegen oder mir die Möglichkeit zu geben, eine Beziehung zum Protagonisten
aufzubauen.
Ich war von Matthias Brandts Buch „Raumpatrouille“
leider etwas enttäuscht, ich hatte nach den Vorankündigungen mehr erwartet von
seinen Geschichten, auch wenn ich mich bei der Lektüre nicht gelangweilt habe.
Hier geht zu weiteren Informationen vom Verlag Kiepenheuer & Witsch.
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