Donnerstag, 9. Februar 2017

Martin Suter "Elefant"

In seiner Schlafhöhle findet der Obdachlose Schoch etwas, was er zunächst für ein Spielzeug hält, dann für eine alkoholbedingte Vision: einen kleinen rosa Elefanten, der aussieht wie eine Spielzeugausführung eines echten Elefanten und im Dunkeln leuchtet. Mit einem Unterschied: dieser Elefant lebt. Schoch erkennt schnell, dass dieses Wunderwerk geschützt werden muss und hat ebenso schnell den Schöpfer – wenn man ihn so nennen will- des kleinen Elefanten auf den Fersen. Dr. Roux will endlich berühmt und reich werden und dieser Miniaturelefant soll sein Schlüssel dazu sein.
„Elefant“ von Martin Suter ist zunächst einmal wunderschön geschrieben. Man verliert sich als Leser in Sprache und Handlung und muss sich unweigerlich auf die Geschichte des rosa Mini-Elefanten einlassen. Dabei trifft man auf wirklich herzensgute Menschen, die Sabu vor dem Schicksal, als Spielzeug für Kinder zu enden, die sonst schon alles haben retten wollen und gleichzeitig auf kalte Karrieristen, für die der kleine Elefant nur das Produkt eines wissenschaftlichen Experiments ist, das man besitzen und vermarkten kann, wie man möchte. Damit baut Suter gleichzeitig eine Drohkulisse vor uns auf und zeigt, was Genmanipulation schon heute bewirken kann. Unausgesprochen schwingt für mich dabei auch die Frage mit, was mit dem Ergebnis des Experiments passiert wäre, wenn es eben nicht ein niedlicher rosa Elefant geworden wäre, sondern etwas Beängstigendes, vielleicht Hässliches, Abstoßendes. Hätten sich dann auch so schnell Menschen gefunden, um das Wesen zu schützen und zu retten?
Martin Suters Roman „Elefant“ ist eine zauberhafte Geschichte, die auf das Gute im Menschen setzt, ein Kampf Gut gegen Böse um den putzigsten Protagonisten, der sich momentan auf der Bestsellerliste tummelt. Nur, dass das Böse eben nicht mehr wie in alten Märchen ein dunkler Zauberer oder eine schrumpelige Hexe ist, sondern ein außer Kontrolle geratenes wissenschaftliches Forschungszentrum, dass nur auf Profit und Popularität ausgerichtet ist und nicht auf gesundheitliche Aspekte der Genforschung. Für mich ist „Elefant“ von Martin Suter ein Ausnahmebuch, großartig zu lesen, mit einer tollen Idee und spannenden Umsetzung. Dieses Buch sollte ohne Einschränkung auf jede Leseliste.

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Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe des Diogenes Verlags. 

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