In der noblen
Gesellschaft im Berlin der 20er Jahre kommt es zu gehäuften Todesfällen, auf
den ersten Blick Selbstmorde, doch der berühmte UFA Schauspieler Carl von
Bäumer glaubt nicht daran. Das wäre viel zu einfach. Sein Lebensgefährte Paul
ist bei der Polizei und so ist Carl dicht dran an den Ermittlungen und stellt
auch eigene Nachforschungen an. Zu dem ersten Todesfall kommen noch ein
verschwundenes Hausmädchen und ein hinterrücks erschossener Stricher eines
Ringerverbandes hinzu und ganz langsam kann Carl die Verbindungen herstellen.
In „Noble
Gesellschaft“ zeichnet Joan Weng ein sehr schönes Porträt der Gesellschaft
Mitte der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Besonders die wohlhabenderen
Leute führen ein fast schon dekadentes Leben mit Hauspersonal, Feiern und Champagner
während andere sich sehr abrackern müssen. Ein wichtiges Thema ist auch das
Verbot von homosexuellen Beziehungen, was immer wieder am Beispiel von Carl und
Paul dargestellt wird, die nicht zu ihrer Liebe stehen dürfen, im Familienkreis
aber sehr offen damit umgehen. Diese Darstellungen einer Gesellschaft in einer
bestimmten Zeit sind sehr gelungen und machen das Lesen zu einem Vergnügen.
Ich finde den
Begriff des Krimis für dieses Buch jedoch sehr schwierig. Es wird zwar in einem
Mordfall ermittelt, doch alles sehr nebenbei und ohne größere Bedeutung, auch
die Polizeiarbeit von Paul spielt kaum eine Rolle, was ich in einem Krimi
jedoch erwarten würde. Carl schlendert eher als Hobbydetektiv durchs Leben, dem
ein paar Hinweise in den Schoß fallen, wie der Fall zu lösen ist. Spannung
entstand für mich beim Lesen jedoch nicht wirklich, was ich sehr schade fand.
Als großer Fan der Gereon-Rath-Reihe von Volker Kutscher hatte ich mir hier
mehr erhofft, als die gelegentliche Erwähnung des berühmten Namens Ernst
Gennart.
Alles in allem
empfinde ich „Noble Gesellschaft“ von Joan Weng als schöne
Gesellschaftsbeschreibung, jedoch fehlte mir die Spannung, die ich von einem
Krimi erwarte. Es plätscherte für mich etwas zu sehr dahin, ohne treibende
Kraft in der Kriminalhandlung.
✮✮✮✰✰
Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen vom Aufbau Verlag.
Hallo Sarah,
AntwortenLöschendas Buch war vom Zeitgeist her ganz interessant. Aber auch ich hatte so meine Probleme mit diesem Buch. Paul erhält mal gerade einige Infos in puncto Krimifälle, aber das ist ja kein großer eigener Verdienst.
Hier kannst du meine REzi lesen, wenn du möchtest:
http://sommerlese.blogspot.de/2017/02/noble-gesellschaft-joan-weng.html
LG Barbara