Montag, 27. Februar 2017

Joan Weng "Noble Gesellschaft"

In der noblen Gesellschaft im Berlin der 20er Jahre kommt es zu gehäuften Todesfällen, auf den ersten Blick Selbstmorde, doch der berühmte UFA Schauspieler Carl von Bäumer glaubt nicht daran. Das wäre viel zu einfach. Sein Lebensgefährte Paul ist bei der Polizei und so ist Carl dicht dran an den Ermittlungen und stellt auch eigene Nachforschungen an. Zu dem ersten Todesfall kommen noch ein verschwundenes Hausmädchen und ein hinterrücks erschossener Stricher eines Ringerverbandes hinzu und ganz langsam kann Carl die Verbindungen herstellen.
In „Noble Gesellschaft“ zeichnet Joan Weng ein sehr schönes Porträt der Gesellschaft Mitte der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Besonders die wohlhabenderen Leute führen ein fast schon dekadentes Leben mit Hauspersonal, Feiern und Champagner während andere sich sehr abrackern müssen. Ein wichtiges Thema ist auch das Verbot von homosexuellen Beziehungen, was immer wieder am Beispiel von Carl und Paul dargestellt wird, die nicht zu ihrer Liebe stehen dürfen, im Familienkreis aber sehr offen damit umgehen. Diese Darstellungen einer Gesellschaft in einer bestimmten Zeit sind sehr gelungen und machen das Lesen zu einem Vergnügen.
Ich finde den Begriff des Krimis für dieses Buch jedoch sehr schwierig. Es wird zwar in einem Mordfall ermittelt, doch alles sehr nebenbei und ohne größere Bedeutung, auch die Polizeiarbeit von Paul spielt kaum eine Rolle, was ich in einem Krimi jedoch erwarten würde. Carl schlendert eher als Hobbydetektiv durchs Leben, dem ein paar Hinweise in den Schoß fallen, wie der Fall zu lösen ist. Spannung entstand für mich beim Lesen jedoch nicht wirklich, was ich sehr schade fand. Als großer Fan der Gereon-Rath-Reihe von Volker Kutscher hatte ich mir hier mehr erhofft, als die gelegentliche Erwähnung des berühmten Namens Ernst Gennart.

Alles in allem empfinde ich „Noble Gesellschaft“ von Joan Weng als schöne Gesellschaftsbeschreibung, jedoch fehlte mir die Spannung, die ich von einem Krimi erwarte. Es plätscherte für mich etwas zu sehr dahin, ohne treibende Kraft in der Kriminalhandlung. 

✮✮✮✰✰

Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen vom Aufbau Verlag. 

1 Kommentar:

  1. Hallo Sarah,

    das Buch war vom Zeitgeist her ganz interessant. Aber auch ich hatte so meine Probleme mit diesem Buch. Paul erhält mal gerade einige Infos in puncto Krimifälle, aber das ist ja kein großer eigener Verdienst.
    Hier kannst du meine REzi lesen, wenn du möchtest:
    http://sommerlese.blogspot.de/2017/02/noble-gesellschaft-joan-weng.html

    LG Barbara

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