Freitag, 8. September 2017

Judith Pinnow "Die Phantasie der Schildkröte"

Edith ist Mitte vierzig und lebt völlig isoliert und verschlossen, tagsüber arbeitet sie in einer Versicherung, zu Hause ist ihr Leben bis ins letzte durchorganisiert. Sie hat keine Freunde, tut sich schwer mit Kontakten und lässt nie etwas zufällig geschehen. Sogar ihre Kleidung ist nach festen Wochentagen sortiert, damit nichts schief gehen kann. Als sie im Aufzug die zehnjährige Schneewittchen kennenlernt, gerät ihr Alltag durcheinander. Das Mädchen drängt sich regelrecht in ihr Leben, bringt es durcheinander und bringt Edith dazu, sich der Welt draußen zu stellen. Immer neue Aufgaben muss Edith lösen und lernt so Menschen kennen und ändert ihr Leben.
„Die Phantasie der Schildkröte“ ist ein wunderschönes und magisches Buch. Man muss sich auf die Erzählidee einlassen, die sich vielleicht nicht von Anfang logisch erklären lässt. Das Auftauchen von Schneewittchen hat etwas von einem Wirbelsturm, der über Edith hereinbricht und wir Leser müssen uns mit ihr in diesen Sturm stürzen, was uns sicher leichter fällt als der zurückhaltenden Edith. Doch Schneewittchen reißt die Herzen aller Menschen an sich und so ist man schnell in der Geschichte gefangen, isst Törtchen, misst Spaghetti und stielt Schildkröten, was Schneewittchen halt gerade so ausbrütet. Die Geschichte ist unglaublich liebevoll geschrieben und so phantasievoll und kreativ, wie es Romane „für Große“ nur selten sind. Es gibt wirklich magische Momente, wunderbare Figuren, die mit viel Liebe beschrieben werden und einige Vorfälle, die einen beim Lesen einfach laut auflachen lassen.
Judith Pinnows Roman „Die Phantasie der Schildkröte“ ist für mich ein wahres Herzensbuch, warmherzig und liebevoll und dabei trotzdem spannend, traurig, lustig und bunt im Wechsel. Am Ende wünsche ich den Figuren einfach nur alles Gute und freue mich, einen Abschnitt ihres Lebens mit ihnen geteilt zu haben. Edith wird sicher ihren Weg gehen und ich kann jedem nur ans Herz legen, sich auf „Die Phantasie der Schildkröte“ einzulassen. 

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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen des Verlags Fischer Krüger. 

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